13:41 Uhr
Der Windanlagenspezialist Nordex hat Zweitquartalszahlen vorgestellt, die am Markt gut ankommen, wie die Kurssteigerungen beweisen. Allerdings belastet die Kreditklemme das weitere Wachstum. Vorstandsvorsitzender Thomas Richterich hofft diesbezüglich auf die staatlichen Programme, die ab Herbst tatsächlich greifen sollen.
Der in Norderstedt ansässige Entwickler und Hersteller von Windturbinen, Rotorblättern und Windkraftanlagen, Nordex, zehrt derzeit von seinem hohen Auftragsbestand, der zum 30. Juni bei 2,5 Milliarden Euro lag, nach drei Milliarden Euro zum Jahresende 2008. Vorstandsvorsitzender Thomas Richterich beklagt: „Wir haben auch im zweiten Quartal noch keine fundamentale Trendwende im vergebenen Finanzierungsvolumen für Windparkprojekte feststellen können. Noch übersteigt die Nachfrage unserer Kunden das Angebot der Banken. Wichtige positive Impulse können hier von den öffentlichen Förderprogrammen ausgehen, deren wesentliche Auswirkungen wir zum Jahresende erwarten.“ Ab dem kommenden Jahr dürfte das wieder ein stärkeres Wachstum ermöglichen, worauf sich Nordex einstellt.
Zumeist besser als erwartet
Im zweiten Quartal hat Nordex Aufträge im Wert von rund 154 Millionen Euro erhalten, im ersten Halbjahr waren es Orders im Volumen von 439 Millionen Euro. Damit verringerte sich der Halbjahreswert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wegen verschobener Projekte um 38,7 Prozent. Die weltweit installierte neue Leistung von 445 Megawatt (MW) und die Turbinenproduktion von 482 MW erreichten im ersten Halbjahr das Vorjahresniveau. Da im Vorjahr wegen des geplanten Werksneubaus im chinesischen Dongying Rotorblätter auf Vorrat hergestellt worden sind, sank die Produktion nun erwartungsgemäß.
Der Umsatz von Nordex im zweiten Quartal stieg dennoch um 4,8 Prozent auf 266,5 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verringerte sich dagegen um 5,2 Prozent auf 9,16 Millionen Euro. Verantwortlich dafür sind vor allem der gestiegene Materialaufwand und die erhöhten Abschreibungen. Der Personalbestand wurde um 18 Prozent ausgebaut und die Personalaufwendungen legten um 43 Prozent zu. Wegen gestiegener Schulden und Vorräte und geringerer Geldbestände verschlechterte sich auch das Finanzergebnis. Nach Steuern brach der Gewinn somit um 75,7 Prozent auf 1,88 Millionen Euro ein. Der Nettogewinn gab um 67,1 Prozent auf 2,24 Millionen Euro nach.
Auf Halbjahresbasis stieg der Umsatz von Nordex um zehn Prozent auf 512,5 Millionen Euro. Das EBIT sank um 41,4 Prozent auf 9,48 Millionen Euro, der Nachsteuergewinn um 82,8 Prozent auf 2,33 Millionen Euro und der Nettogewinn um 77,5 Prozent auf 2,81 Millionen Euro beziehungsweise 0,04 Euro je Aktie. Damit hat Nordex die Schätzungen der Analysten für den Umsatz und das EBIT deutlich übertroffen. Der Gewinn fiel jedoch weitaus geringer aus, als erwartet.
Langfristig gute Aussichten
Konzernchef Richterich erklärte, Nordex sei auch für eine länger andauernde Wirtschafts- und Finanzkrise ausreichend finanziert. Im zweiten Halbjahr wickle Nordex mehr Projekte ab, die mit einem geringeren Deckungsbeitrag kalkuliert worden sind. Zudem sind Reservierungsgebühren für Rahmenverträge nicht mehr am Markt durchzusetzen. Richterich will Vorräte abbauen und prognostiziert für das Gesamtjahr weiterhin einen Nettogewinn bei einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Bislang rechnete Richterich mit mehr als 1,2 Milliarden Euro an Erlösen. Für das kommende Jahr erwartet er einen konjunkturellen Aufschwung. Richterich will an der China-Strategie festhalten: „Langfristig ist China einer der attraktivsten Märkte.“ In diesem Jahr sei der Auftragseingang dort allerdings enttäuschend. Fast alle Bestellungen seien „aus industriepolitischen Gründen“ an lokale Anbieter gegangen. Es gebe positive Signale, dass nach einem schwachen ersten Halbjahr bald neue Aufträge aus der Region eingehen würden. Langfristig sind die Aussichten insgesamt aber weiterhin gut, denn „bei der Umstellung auf einen höheren Anteil von sauberem Strom liegen derzeit fast alle Länder hinter ihren Zielen zurück. Zudem ist der Strombedarf in den neuen Industriestaaten und in den Schwellenländern weitgehend ungedeckt.“
Halten
DER AKTIONÄR ist weiterhin vom langfristigen Erfolg von Nordex überzeugt, auch wenn es operativ derzeit Probleme gibt. Kurzfristig ergibt sich durch die gut angenommenen Zahlen charttechnischer Rückenwind, der die Notierungen bis auf 15 Euro führen könnte. Der Stoppkurs sollte bei 10,50 Euro belassen werden. |