Hier der Artikel mit den 90 % Vcht habe. Habe aber vorhin noch einen besseren Artikel dazugelesen. Der ist eindeutiger als dieser. Ich werde Ihn aber auch noch finden.
Insolvenz Nähmaschinen-Hersteller Pfaff ist zahlungsunfähig (12) Von Benno Stieber 11. September 2008, 09:54 Uhr
Alle Rettungsversuche sind gescheitert: Das Kaiserslauterer Unternehmen Pfaff hat Insolvenzantrag gestellt. Um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, hätten die Gläubiger auf 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten müssen. Jetzt bangen 400 Menschen um ihren Arbeitsplatz. Traditionsreich: eine Nähmaschine aus der Firma Pfaff. Der Hersteller von Industrie-Nähmaschinen in Kaiserslautern ist zahlungsunfähig - anders als der Ableger für Haushaltsnähmaschinen in Karlsruhe gleichen Namens Foto: AP
Traditionsreich: eine Nähmaschine aus der Firma Pfaff. Der Hersteller von Industrie-Nähmaschinen in Kaiserslautern ist zahlungsunfähig - anders als der Ableger für Haushaltsnähmaschinen in Karlsruhe gleichen Namens
Noch haben die Pfaffianer Hoffnung. Ein adretter Industrie-Neubau, fast schlüsselfertig, in vier Wochen sollte der Umzug sein. Dann wäre beim traditionsreichen Nähmaschinenhersteller Pfaff endlich eine neue Zeit angebrochen, sagen die Mitarbeiter. Wie oft wurde ihnen das nicht schon versprochen. Doch seit der Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag scheint diese neue Zeit noch fern. Sie warten, sie bangen. Wer es noch kann, der hofft, wieder einmal. Weiterführende Links
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An jenem Donnerstag trat der Vorstandsvorsitzende Josef Kleebinder vor die Betriebsversammlung auf dem alten Firmengelände in der Kaiserstraße und verkündete, das Unternehmen stehe vor der Insolvenz. "Es war so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören", erzählt der Kaiserslauterer Oberbürgermeister Klaus Weichel, der dabei war. "Eine schockierende Stimmung. So etwas habe ich in meinem Berufsleben noch nicht erlebt".
400 Mitarbeiter bangen seitdem um ihre Arbeitsplätze. Auch die optimistischsten der Szenarien, an denen Geschäftsleitung und Gewerkschaft seit einer Woche arbeiten, würden noch den Jobverlust für rund die Hälfte der Belegschaft bedeuten. Die Region leidet mit, schließlich kannte früher jedes Kind das Traditionsunternehmen Pfaff. "Wenn man an Kaiserslautern denkt, denkt man an den Fußball und an Pfaff", sagen die Leute hier.
Wenn das stimmt, dann ist es um die Stadt in der Pfalz schlecht bestellt. Den legendären Fußballclub vom Betzenberg plagen seit Jahren finanzielle Sorgen, und seit zwei Jahren spielt der frühere deutsche Meister in der Zweiten Liga. Und Pfaff, das 1862 vom Instrumentenbauer Georg Michael Pfaff gegründete Unternehmen, das zur Weltmarke aus Kaiserslautern wuchs, früher mal der größte Arbeitgeber der Stadt war, fällt seit 20 Jahren von einer Krise in die nächste.
Die Nachfrage brach um 20 Prozent ein
Die aktuelle kam Anfang August, unerwartet für die meisten Pfaffianer: Der Münchner Finanzinvestor GCI, der 62 Prozent der Pfaff-Aktien hält, kündigte an, seine Anteile an Pfaff zu verkaufen. Der Grund sei die schlechte Geschäftsentwicklung von Pfaff und der Konjunktureinbruch auf dem Markt der Industrie-Nähmaschinen. Im laufenden Jahr brach die Nachfrage vor allem im wichtigen asiatischen Markt um 20 Prozent ein. Anfang des Jahres hatte GCI noch neun Millionen Euro in das Unternehmen investiert, um den Umzug aufs neue Produktionsgelände zu finanzieren.
Dann plötzlich, Anfang September, stellte GCI bereits zugesagte Zahlungen ein. Für viele Beobachter ist unverständlich, warum GCI das Engagement so kurz vor dem Umzug stoppte. Er war seit 2005 schon geplant - die paar Wochen hätte man auch noch warten können, sagen die Pfaffianer. Das Unternehmen wäre besser dagestanden, attraktiver gewesen für mögliche Käufer, wenn es zunächst einmal den Neubau im Industriegebiet beziehen hätte dürfen. mehr Bilder Das Logo der Dresdner Bank. Nicht nur deren Markenname verschwindet... Große Namen
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Plastikknilche aus Franken
Doch die Notbremse wurde wohl nicht in München, sondern im fernen New York gezogen. Großaktionär bei GCI ist der Investor ACP Capital, dessen größter Anteilseigner wiederum ist der amerikanische Hedgefonds QVT. Man erreicht GCI-Chef Andreas Aufschnaiter in London auf dem Handy. Etwas atemlos erklärt er den Lauf der Dinge: Weil QVT bei ACP Capital ein neues Management installiert habe, sei das gesamte Wachstums- und Refinanzierungssegment von GCI zusammengebrochen. Deshalb gab es plötzlich kein Geld mehr für das letzte Glied in der Beteiligungskette: Pfaff, Kaiserslautern.
In London trifft Aufschnaiter an diesem Tag zum ersten Mal auf den neuen Vorstand seines Hauptaktionärs. In einer "Open End Sitzung", sagt er. Erst danach könne er etwas über das Schicksal von Pfaff sagen – und wohl auch über das eigene. So wird der Fall Pfaff zu einem Lehrstück über die globalen Verflechtungen des Kapitalismus.
Der Niedergang ist unaufhaltsam
Bei der Betriebsversammlung hatte Josef Kleebinder an die Pfaffianer appelliert, einem Sanierungskonzept zuzustimmen, bei dem bis zu 180 der verbliebenen 400 Arbeitsplätze gestrichen würden. Geschäftsleitung und Gewerkschaft saßenzusammen und verhandelten zwei Tage lang bis tief in die Nacht. Am heutigen Donnerstag will Kleebinder zuerst die Belegschaft, dann die Presse über den Ausgang informieren. Immerhin: Es sei wahrscheinlich, dass eine Insolvenz doch noch abgewendet werden könne, sagte gestern der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Kaiserslautern, Norbert Kepp. Wenn sich ein neuer Investor gefunden hätte, wenn Gläubiger wie gefordert auf 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten hätten, dann hätte Pfaff noch eine Chance bekommen.
Doch selbst wenn Pfaff die Insolvenz gerade noch einmal hätte abwenden können, schien selbst für die Gewerkschaft der Niedergang unaufhaltsam. Sie schreibt ihn nicht einmal skrupellosen Heuschrecken zu: Die Zeit der Nähmaschinenproduktion sei in Deutschland wohl vorbei, sagt IG-Metall-Bevollmächtigter Ulrich. Pfaff ist Opfer des Niedergangs einer ganzen Branche. Zur Blütezeiten gab es allein in Deutschland 200 Hersteller von Nähmaschinen. Längst sind die Produktionsstandorte nach Asien gewandert. Pfaff in Kaiserslautern ist übrig geblieben.
Zum Jubiläum kam der Kanzler
Vor zwanzig Jahren noch feierte das Traditionsunternehmen mit großem Aufwand sein 125-jähriges Bestehen, im Beisein des Bundeskanzlers. Damals arbeiten noch 10.000 Mitarbeiter bei Pfaff. Doch die billigere Konkurrenz aus Fernost hat schon den europäischen Markt erreicht, mit dem Mauerfall brechen für Pfaff auch im einstigen Ostblock von heute auf morgen wichtige Märkte weg. "Manche haben ihre Nische gefunden, Pfaff aber nicht"
Außerdem hat Pfaff, wo einst die ölfreie Nähmaschine erfunden wurde, längst den Anschluss an moderne Produktentwicklungen versäumt. Die Zeit der wechselnden Eigentümer beginnt, und auch das Management hält es nie lange aus bei Pfaff. Ein Rechtsanwalt aus Wiesbaden erwirbt zu dieser Zeit die Aktienmehrheit. Zwischen 1989 und 1993 verlassen sieben Vorstände das Unternehmen. Als der Anwalt wieder verkauft, liegen die Unternehmensschulden bei fast 20 Millionen D-Mark.
Danach übernimmt der chinesisch-kanadische Geschäftsmann James Henry Ting die Aktienmehrheit des Pfälzer Unternehmens, er plant die Fusion mit der amerikanischen Traditionsmarke Singer. Ting aber will offenbar vor allem Kasse machen und verkauft Pfaff 1997 zu einem überhöhten Preis an Singer.
Haushaltssparte von Pfaff überlebt die erste Insolvenz
Zwei Jahre später meldet Pfaff Insolvenz an. Für die Haushaltssparte von Pfaff ist das eine Chance. Der Unternehmensteil, der in Karlsruhe sitzt, wird aus der Insolvenzmasse herausgelöst und an den schwedischen Konzern Husquvarna Viking verkauft. Die Skandinavier verlegen die Produktion ins Ausland. Mit einem Angebot von teuren und hochwertigen Nähmaschinen für zu Hause ist die Marke Pfaff heute wieder gut im Geschäft.
Anders bei den Industrienähmaschinen. "Manche in der Branche haben eben ihre Nische gefunden, Pfaff Kaiserslautern offenbar nicht", sagt Walter Scherer, der seit 15 Jahren für Wirtschaftsförderung in Kaiserslautern zuständig ist. Es sei schwer zu beurteilen, ob die heutige Misere auf Managerfehler zurückzuführen sei, sagt Scherer. Noch schwerer sei zu beurteilen, wer der vielen Führungskräfte, die bei Pfaff in den letzten Jahren ein und aus gingen, sie begangen hat.
Zwischen 2001 und 2005 wechselt das Unternehmen noch weitere drei Male den Eigner. Die italienische Necchi-Holding reicht es an den Pfaff-Vertriebspartner Bianchi Marè weiter. Bei fast jedem Verkauf müssen Mitarbeiter gehen. Am Ende übernimmt der Finanzinvestor GCI, der Pfaff 2007 zurück an die Börse bringt. "Das Comeback einer Traditionsmarke" schreibt die "Frankfurter Allgemeine".
Der Jubel verhallt rasch
Der Jubel verhallt rasch. 2007 macht Pfaff sechs Millionen Euro Verlust. Im ersten Halbjahr 2008 liegt der Umsatz 14 Prozent unter dem des Vorjahres. Die Schulden haben sich auf 40 Millionen Euro summiert. Bei der Betriebsversammlung vorige Woche sagte Vorstandschef Kleebinder, wenn er die dramatische Finanzlage gekannt hätte, hätte er sein Amt erst gar nicht angetreten.
Kleebinder ist seit April an Bord, als Nachfolger von Peter Schwenk, der überraschend zurücktrat. Drei Monate später ging auch Finanzvorstand Jean-Marie Naegele. Kleebinders Äußerung klang, als hätten sich seine Vorgänger in letzter Minute aus der Verantwortung gezogen. Keywords
* Nähmaschinen * Pfaff * Traditionsunternehmen * Familienunternehmen * Insolvenz * Zukunft * Investoren
Kleebinder hofft jetzt auf die Banken und das Land Rheinland-Pfalz. Ein neuer Investor wird gesucht, der mindestens 15 Millionen Euro einbringen müsste. Mit vier Interessenten habe er Kontakt gehabt, sagt Kleebinder, zuletzt waren noch zwei mögliche Geldgeber übrig. Die Zeit ist knapp: Bis zum heutigen Donnerstag müsste Pfaff die Insolvenz einreichen, falls er keinen neuen Investor findet.
Aber selbst wenn. Betriebsrat Gerd-Peter Richter hat die Insolvenz vor zehn Jahren miterlebt, damals hatte er ein gutes Bauchgefühl, wie er sagt. Heute hat er das nicht. Auch die IG Metall-Verhandlungsführer Kepp und Ulrich sprechen nicht von einer großen Zukunft für Pfaff, sondern von Schadensbegrenzung. Es gehe darum, noch möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, sagte Kepp. Und um ausreichende Mittel für einen Sozialplan.
Investoren engagieren sich zunehmend in Asien |