Die Nerven liegen bei mir (und bestimmt auch bei anderen) momentan etwas blank. Die Wahrscheinlichkeit, dass Methode dahintersteckt ist nicht gering. Noch bin ich 150% im Plus, aber ich wäre auch schon 270% im Plus gewesen, wenn ich verkauft hätte. In den letzten Tagen sehe ich zu, wie der Gewinn immer weiter schrumpft und bekomme schon Phantasien, was ich mir von dem bisher verlorenen Gewinn alles hätte gönnen können. Es war (und ist) nicht mein Geld. Alles nur Gewinne, die ich nicht realisiert habe. Wäre ich beim bisherigen Hoch ausgestiegen und hätte auf dem Tief (oder irgendwo dazwischen) wieder neu investiert, hätte ich jetzt viel mehr Anteile, oder den Einsatz voll raus und trotzdem noch mehr Aktien. Ich habe die Chance nicht genutzt, aus Angst, den Big Bang zu verpassen. Nachher ist man immer schlauer. Ich hatte mir sogar schon geschworen, beim nächsten Anstieg auf das letzte Hoch komplett auszusteigen, um danach dann wieder güstig auszusteigen, denn beim nächsten mal will ich diese Chance ganz bestimmt nicht verpassen. Aber was hat man gleich wieder im Hinterkkopf? Die Möglichkeit, etwas verpassen zu können! Man merkt auf ein neues, wie Börse funktioniert. Hier steckt unglaublich viel Psychologie drin. "Die Großen" spielen mit Ängsten, Freuden - Gefühlen. Freut man sich, so wird damit gespielt, dass viele denken "das war es noch nicht, das wird noch mehr!" (Gier frisst Hirn, wie bei mir geschehen). Ärgert man sich und wird traurig ob des schwindenden Gewinns, so wird auch damit gespielt, denn zu einem gewissen Zeitpunkt ziehen einige die Reißleine (nach dem Motto "wenigstens meinen Einsatz mit kleinem Gewinn will ich jetzt noch rausziehen"). Aber genau dann kann es passieren... genau dann kann der Zeitpunkt sein, an dem man zur Kursexplosion eben nicht dabei ist. *peng* und "naja, wenigstens hab ich nichts verloren" oder "naja, etwas Gewinn hatte ich ja zum Glück" und gleichzeitig "SCHEI**", ich hab es verpasst!" und "boah, hätte ich doch mal bloß!" denkt man sich. Mit Ängsten und Freuden wird hier gespielt... Die Ängste werden genutzt, um Anleger dazu zu bewegen, ihre Anteile (im Vergleich zum zu erwartenden Ertrag) günstig abzugeben. Die Freuden werden genutzt, um neue Anleger anzulocken und zu halten (bis die Ängste überwiegen), um sich an deren Verlust zu bereichern. Es sind aber nicht nur die Großen, die so handeln. Jeder von uns tut das doch, in der Hoffnung, möglichst viel zu gewinnen. Börse besteht aus Käufen und Verkäufen. Man hofft, etwas günstig zu kaufen, um es dann teurer wieder zu verkaufen. Die Großen tun das so wie wir kleinen (nur eben in anderem Stil / Umfang). Man kann nichts gewinnen, ohne dass ein anderer etwas verliert. Nur so funktiniert das System.
Jetzt hab ich vielleicht ganz schön ausgeholt, aber es einfach mal so. Gewinne funktionieren nur durch Verluste anderer. Man kann einen Ertrag schließlich nicht herzaubern. Dem, der mir seine Anteile für 0,073 € vermacht hat, muss ich eigentlich dankbar sein, wenn ich sie jetzt noch zu aktuellen 0,19 € verkaufe.
Und wenn ich die Nerven verliere, wird sich wieder ein anderer freuen, wenn ich ihm meine Anteile im Zuge schwacher Nerven im Hinblick auf den schwinden Gewinn zu vielleicht 0,19 € vermache (und mich etwas freue, wenigstens einen Gewinn mitgenommen zu haben), während er sich vielleicht freut, bald zu 0.30 € zu verkaufen und ich mich dann einerseits über den Gewinn freue, abber andererseits über den verloreren Gewinn ärgere.
Ich will eigentlich nur sagen, dass ich langsam aber sicher zu einem der Angstpatienten werde. Wir sind einen Tag vor einer Gerichtsverhandlung, schließen in D und US im Minus, die Agenda der bevorstehenden Gerichtsverhandlung behandelt nicht einmal die strittigen 4 Mrd. (was auch etwas gutes im Sinne von "ist schon geklärt, darüber muss nicht mehr gestritten werden") bedeuten kann und nun steht man (ich!) vor dem Punkt: Gewinne jetzt wenigtens noch realisieren, auf einen günstigeren Einstieg hoffen und dem gegenüber steht "was ist, wenn die Verhandlung positives für die Aktie hervorbringt?". Ich bin wirklich sehr unentschlossen, will am liebsten nicht noch mehr Gewinn verlieren, aber andererseits steht eine Verhandlung bevor, deren Ausgang eventuell nach Börsenschluss (insbesondere in Deutschland) doch wieder etwas positives bewirken könnte, aber eben auch etwas negatives und wenn es nach Schluss in D in US massiv nach unten geht, hat man am Montag Morgen ein ziemlich böses Erwachen. Nun könnte es aber trotzdem am Wochenende noch eine unverhofft positive Meldung geben und schon hat man es verpasst.
Es ist wirklich schwierig, sich zu entscheiden und genau damit wird gespielt.
Wenn ich mich richtig erinne, sind wir nun (morgen) seit einem Jahr in Chapter 11, das FDIC Handbuch sieht genau diese Frist vor, es verstreicht eine Frist, in der der Kaufpreis nach Beschlagnahmung nachgebessert werden kann und WaMu wird 120 Jahre alt. (Man möge mich bitte korrigieren, wenn ich Daten durcheinander bringe!) Zufall?
Den Phantasien sind keine Grenzen gesetzt. Ich werde morgen im Laufe des Tages (je nach Kursentwicklung) bestimmt öfter vor einer Entscheidung verbunden mit Ängsten stehen. Einige Börsenweisheiten haben sich während meiner Investition bestätigt, das muss ich einfach mal zugeben! Da wären: "Gier frisst Hirn", immer wieder erwähnt... Ich stand bei 270% und war der Meinung "etwas mehr geht noch". Wahrscheinlich geht da noch mehr, aber es ging eben nicht so schnell, wie ich es mir erhofft habe. Und: "Kaufen, wenn alle verkaufen und verkaufen, wenn alle kaufen". Ich habe es ignoriert, wollte mehr Gewinn, habe nicht verkauft, als alle gekauft haben. Dafür büße ich es momentan zumindest ein, nicht im Besitz noch weiterer Shares mit gleichem Einsatz oder zumindest im Besitz der gleichen Menge mit Sicherung des Einsatzes zzgl. kleinem Gewinn zu sein. Vielleicht lerne ich in Zukunft daraus. So lange ich in der Gewinnzone bin, kann ich nicht viel bereuen, denn ich habe nichts verloren. Wie ich heute schon las: "Verlieren kann ich 100%, aber gewinnen kann ich ein vielfaches davon".
Ich bin gespannt darauf, was sich am Freitag so tut (irgendwie vermute ich leider nicht viel) und dann wird sich zeigen, wie weit sich meine Nerven strapazieren lassen. |