Ein wesentlicher Grund, sich in kleinen deutschen Nebenwerten wie Aumann, Aurelius, ElringKlinger, Grammer, Norma Group, q.beyond zu engagieren, ist die Hoffnung auf eine Übernahme.
In den meisten Fällen kommt leider nie eine Übernahme, weil sich der vermeintliche "Weltmarktführer" am Ende eben doch nur als winziger Nischenanbieter ohne großartige Skalierbarkeit entpuppt.
Was wurde bei Aumann nicht schon über blühende E-Mobilitäts-Fantasien geschrieben...
Am Ende hat dann eben doch der vermeintliche Verbrennungsmotor-Dinosaurier Schaeffler binnen weniger Quartale über 5 MRD E-Mobility Auftragsvolumen akquiriert, und das bei E-Bit-Margen > 8% und der vermeintlich "unverzichtbare" E-Mobilty-Maschinenbauer Aumann krebst weiter bei 250 Mio € Jahresumsatz herum, während Tesla in Grünheide eine Multi-Milliarden-EURO E-Mobility-Produktion aus der Erde gestampft hat... Wenn Aumann für die Produktion von E-Motoren und Batterien tatsächlich so wichtig wäre wie behauptet, hätte spätestens das Tesla-Werk in Grünheide bei Aumann eine Umsatzvervielfachung auslösen müssen.
Es gibt allein in Deutschland so viele nicht börsennotierte mittelständische Maschinenbauunternehmen mit teilweise deutlich höherem Jahresumsatz, vor allem aber mit um Welten besserer Profitabilität als Aumann, dass ich mittlerweile erhebliche Zweifel daran habe, dass Aumann wirklich einer DER großen Profiteure des E-Mobility Ausbaus sein wird. Wenn du ausgehend von einer mickrigen Umsatzbasis unter 200 Mio € nicht einmal annähernd die Wachstumsraten des mit Abstand größten E-Autobauers Tesla erreichst und trotz Weltmarktführerschaft im Bereich Wickelmaschinen - über Jahre - mit EBIT-Margen knapp über der Nulllinie operierst, deine für die E-Mobilität angeblich unverzichtbaren Maschinen also mehr oder weniger zum Selbstkostenpreis verkaufst, ist das Know How bzw. das IP des Unternehmens entweder nicht besonders wertvoll oder das Management des Unternehmens bzw. dessen Preispolitik ist schlicht grottenschlecht! Von einem börsennotierten Unternehmen erwarte ich ein glasklares Bekenntnis zum Shareholder Value. Unternehmen dienen in erster Linie dazu, den Eigentümern eine angemessene Eigenkapitalverzinsung zu verschaffen und nicht als Arbeitnehmer-Pensions-Modell.
Leider findet an der Börse - insbesondere bei Mittelstandsunternehmen - eine Negativauslese statt, das heißt am Ende sind nur die eher erfolglosen, wachstumsschwachen und unprofitablen Vertreter deutscher Mittelstands- und Familienunternehmen börsennotiert.
Die "echten" hidden champions sind regelmäßig nicht börsennotiert, da deren Inhaber keinerlei wirtschaftliche Ambitionen haben, den Gewinn ihrer Firmen mit namenlosen Kleinaktionären zu teilen. Wer sein Wachstum über seriöse Bankdarlehen finanzieren kann, hat kein Interesse an einer Finanzierung über Aktien oder Anleihen.
Und noch schlimmer steht es um vermeintliche "Mittelstands-Perlen", die im Rahmen eines (Teil-) Exit strategischer Investoren an die Börse gebracht werden. Die im Rahmen solcher Exits aufgerufenen IPO-Preise werden in Deutschland fast immer derart hoch festgelegt, dass die Aktien im Anschluss an den IPO jahrelang nur den Weg nach Süden kennen, weil der IPO-Preis mit so unfassbar viel Fantasie aufgepumpt wurde, dass die reale Unternehmensentwicklung nur noch enttäuschen kann...
Der Kursverlauf bei Aumann spricht Bände... wer erinnert sich noch an Kurse über 60 EUR, geschweige glaubt daran, dass das Unternehmen diese Kurse - außerhalb einer irrationalen Meme-Welle - in absehbarer Zeit wieder erreichen könnte...
Obwohl die E-Mobilität eine weltweite Erfolgsgeschichte ist und das Elektroauto seinen Siegeszug viel schneller angetreten hat als dies die Vorstände erfolgsverwöhnter deutscher OEMs in ihren kühnsten Träumen für möglich gehalten hätten, sind Umsatz- und Gewinnwachstum bei Aumann weit hinter früheren Erwartungen zurückgeblieben. Man musste in den letzten Jahren sogar Personal abbauen, um den gesunkenen Umsätzen und Margen entgegenzuwirken, während die E-Auto-Weltmarktführer Tesla und BYD selbst im Corona-Zeitraum mit enormen Wachstumsraten bei Umsatz UND Gewinn aufwarten konnten.
Ein Wachstumsunternehmen sieht anders aus! Und genau da liegt das Problem, weil Aumann der Börse als E-Mobility-Wachstumsstory verkauft wurde, dieses Wachstum in den letzten Jahren aber nicht näherungsweise zeigen konnte, bzw. sogar geschrumpft ist. Die Altlasten aus dem "Classic"-Bereich waren offenbar viel größer und das Potenzial der E-Mobility Sparte wiederum viel kleiner als gedacht bzw. an der Börse vollmundig versprochen.
Leider teilt Aumann das Schicksal, weit von den eigenen Versprechungen entfernt liegender Wachstumsraten und Profitabilitätskennziffern mit einer Vielzahl deutscher Mittelstandsunternehmen, die sich augenscheinlich beharrlich weigern, die Unternehmen - wie in den USA üblich - vollständig auf Profitabilität und Wachstum zu trimmen und die Behaglichkeit einer nur auf den ersten Blick "sozialen" Unternehmensführung aufzugeben.
Wenn insbesondere börsennotierte deutsche Mittelstandsunternehmen nicht endlich die Kurve bekommen und die im weltweiten Wettbewerb überragende Bedeutung des Bemühens um Weltklasse-Wachstums-und Rentabilitätskennziffern erkennen und im Alltag der Unternehmen auch tatsächlich leben, werden wir in den nächsten Jahren einen beispiellosen Ausverkauf deutschen Know-Hows erleben, da die Unternehmen mangels wettbewerbstauglicher Renditekennziffern die Marktkapitalisierung internationaler Wettbewerber nicht näherungsweise erreichen und mithin spottbillige Übernahmeziele darstellen. (siehe KUKA, siehe Grammer etc.)
Im Interesse der Aktionäre müsste die Unternehmensstrategie bei Unternehmen wie Aumann drastisch geändert werden in Richtung Effizienz, Wachstum und Profitabilität. Im Sinne des Shareholder Value müsste zudem die Kapitalmarktkommunikation massiv verbessert und die Transparenz des Unternehmens für Investoren deutlich erhöht werden, um Informationsasymmetrien abzubauen und damit den Unsicherheits- bzw. Bewertungsabschlag zum inneren Wert der Aktie zu reduzieren.
Solange sich die Geschäftsleitung darin gefällt, dass außer ihr bis zum Quartalsbericht faktisch niemand einigermaßen sicher abschätzten kann, wie sich Umsatz- und Gewinn im abgelaufenen Quartal entwickelt haben, geschweige denn wie sich Umsatz und Gewinn in den nächsten 2 bis 5 Jahren voraussichtlich entwickeln werden, hat die Aktie m.E. keine Chance, ihrem Dasein als reinrassiger charttechnischer Zockerwert zu entkommen und - endlich - in ein der tatsächlichen Unternehmensentwicklung entsprechendes Chartbild umzuschwenken, wo die Entwicklung von Fundamentaldaten und nicht historische Chartmarken und Trends den Kursverlauf bestimmen. |