Wieder einmal kann die SW mit absolut starken Zahlen überzeugen. Auch wenn das sehr gute Ergebnis zum Teil auf das Finanzergebnis zurückzuführen ist (welches man nicht voll in der eigenen Hand hat), sind auch die operativen Ergebnisse durch die Bank schwer in Ordnung.
Die letzten Jahre waren schon sehr erfolgreich. Schaut man sich die Entwicklung der Ergebnisse nach Steuern über die letzten 4 Jahre an zeigt sich das dieses Halbjahr noch einmal heraussticht:
Ergebnis vor Steuern (in Mio €): HJ 2018 0,8 HJ 2019 2,0 HJ 2020 3,4 HJ 2021 4,4
Da das zweite Halbjahr historisch immer noch stärker war als das erste darf man durchaus positiv auf das Gesamtjahr blicken. Laut Halbjahresbericht läuft die Bauindustrie in allen Märkten nach wie vor auf Hochkonjunktur, weshalb es auch in naher Zukunft (sehr) erfolgreich laufen dürfte.
Die Formulierungen in den SW Umwelttechnik Berichten hinsichtlich aktueller Lage und Ausblick sind immer sehr vorsichtig und eher konservativ gewählt. Nachfolgend versuche ich auf ein paar dieser Punkte einzugehen:
1.) Baustoffverknappung und Kostensteigerungen "Seit Jahresbeginn 2021 wurden eine weltweite Verknappung bei Baustoffen und damit verbundene Kostensteigerungen deutlich spürbar. Diese Kostenerhöhungen sind nun definitiv in der Baubranche angekommen. Daraus resultierend sind auch bei uns erste Projektverzögerungen bemerkbar und die Realisierung neuer Bauprojekte verlangsamt sich."
Schaut man sich die Bilanzposition "Vorräte" an, ist diese in den letzten sechs Monaten von 15,8 Mio auf 20,8 Mio angestiegen. Ob dies nur die höheren Einkaufspreise widerspiegelt oder man aufgrund der aktuellen Situation die Lagerbestände ausgeweitet hat kann ich nicht sagen. Es zeigt aber denke ich, dass es aktuell keinen Baustoffmangel gibt und die Lager nach wie vor halbwegs gut gefüllt sein dürften. Wären Baustoffmängel in den eigenen Produktionsstätten ein Thema wäre dies denke ich auch im Bericht erwähnt worden. Die resultierenden Projektverzögerungen wird man akzeptieren müssen sollten im Hochkonjunkturumfeld aber mMn keine all zu großen Auswirkungen haben. Außerdem: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, diese Umsätze macht man eben später.
2.) Umsatzrückgang "Tiefbau und Verkehr" "Im ersten Halbjahr war in Rumänien und Ungarn das Geschäft im Tiefbau und Verkehr stark rückläufig – bedingt durch den Beginn der neuen Förderperiode, wo erwartungsgemäß die Fördergelder am Periodenbeginn verzögert abgerufen werden. Dieser Rückgang konnte aber durch starkes Wachstum im Bereich Hochbau und Wohnen mehr als kompensiert werden. Das mittel- und langfristige hohe Potential in beiden Märkten ist, auch aufgrund des neuen EU Budgets, weiterhin gegeben."
Das diese Fördermittel nicht während einer Hochphase im Geschäft "Hochbau und Wohnen" abgerufen werden, könnte mittel- bis langfristig sogar ein Vorteil sein. Diese extreme Hochphase im Hochbau wird sicher nicht ewig anhalten. Wenn diese Hochphase nachlässt kann dann vielleicht umgekehrt der Tiefbau (für den dann dieses noch nicht abgerufene Fördergeld zusätzlich zur Verfügung steht) den Hochbau etwas ausgleichen. Hier hilft sicher die oft erwähnte Flexibilität in der Produktion.
3.) Streit Ungarn/EU "In Ungarn ist aufgrund der politischen Lage derzeit die zukünftige Entwicklung schwer einzuschätzen, es bleibt abzuwarten, ob hier in naher Zukunft die EU-Fördergelder weiterhin in vollem Umfang ausbezahlt werden oder ob es hier zu Maßnahmen seitens der Europäischen Union kommen wird."
Das politische Risiko, dass Gelder nicht an Ungarn ausbezahlt werden besteht natürlich, wird aber denke ich nicht eintreten.
4.) COVID Die Bauindustrie läuft erfreulicherweise in all unseren Märkten auf Hochkonjunktur, neben politischen Risiken sind der weltweite Engpass bei Baustoffen und die Entwicklung von COVID-19 aber Unsicherheitsfaktoren, die am Markt gegeben sind. SW Umwelttechnik ist jedenfalls gut aufgestellt, um flexibel und rasch agieren zu können und das langfristig hohe Potential der Märkte weiter zu nutzen."
Die Pandemierisiken betreffen viele Unternehmen, die Baubranche hat sich aber im Vorjahr als sehr stabil erwiesen und ich kann mir nicht vorstellen, dass in einem der Länder im Zuge von Lockdowns Baustellen geschlossen werden. Das war ja sogar im Frühjahr 2020 kein all zu großes und langfristiges Thema. Generelle Konjunktureintrübungen sind natürlich möglich. Wenn man bedenkt, dass auf diese bislang mit riesigen Konjunkturpaketen reagiert wurde, muss dies langfristig auch nicht unbedingt nachteilig sein. Es sollte der SW schlimmeres passieren als ein zusätzliches hunderte Milliarden schweres EU-Infrastrukturpaket so wie es etwa in den USA geplant ist.
Insgesamt eine nach wie vor durchwegs positive Entwicklung. Die zwar nach wie vor recht hohe Verschuldung hat man schon halbwegs gut in den Griff bekommen, die Eigenkapitalquote konnte man trotz Aufstockung der Lager und den Investitionen für die Werkserweiterung in Bukarest wieder mal etwas steigern. Für mich ist dieses Unternehmen nach wie vor unterbewertet. Da ich dieses Investment aber sowieso sehr langfristig anlege macht es für mich wenig unterschied. Kapitalerhöhung sollte ja keine mehr notwendig werden. |