über den Rest kann man streiten.
News - 29.12.06 09:54 Verwirrung um Saddams Exekution
Zu der geplanten Hinrichtung des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein gibt es widersprüchliche Angaben: Die irakischen Behörden dementierten, dass die Hinrichtung des früheren Machthabers unmittelbar bevorstehen könnte. Die Amerikaner hätten ihn weiterhin in ihrem Gewahrsam.
Saddam werde nicht vor dem 26. Januar hingerichtet, sagte ein Vertreter der Justizbehörden am Freitag. Zuvor hatte der Verteidiger Saddams gesagt, sein Mandant sei von den US-Truppen im Irak an die Behörden des Landes überstellt worden. US-Vertreter hätten ihn aufgefordert, den persönlichen Besitz von Saddam in Empfang zu nehmen. "Das ist nicht wahr", sagte dazu der Vertreter der Justizbehörden. "Er ist weiterhin unter Aufsicht der Amerikaner."
Zuvor hatten US-Medien berichtet, das Urteil werde noch in diesem Jahr vollstreckt. Die Sender CNN, NBC, CBS und Fox News beriefen sich dabei am Donnerstagabend jeweils auf namentlich nicht genannte US-Militärs. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters wurde Saddam den irakischen Behörden überstellt. Saddam wurde nach seiner Ergreifung vor drei Jahren formal der irakischen Justiz übergeben, blieb jedoch weiter unter Bewachung des US-Militärs.
Uno warnt vor vorschneller Aktion
Die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, warnte vor einem schnellen Vollzug des Todesurteils gegen den irakischen Ex-Präsidenten. Dabei zieht sie in einer Erklärung indirekt in Zweifel, dass der Prozess in allen Punkten rechtlich einwandfrei gewesen sei. "Es gab eine ganze Reihe von Bedenken gegen die Fairness der Verhandlung", hieß es. "Wir brauchen die Gewissheit, dass diesen Bedenken auch ausreichend nachgegangen wird." Deswegen rufe sie die irakischen Behörden auf, das Todesurteil nicht übereilt zu vollstrecken.
Nach Informationen aus US-Regierungskreisen hätte er bereits am Samstag gehenkt werden können. "Ich habe gehört, dass es wahrscheinlich nur noch zwei weitere Tage sein werden", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter von Präsident George W. Bush. Ein irakisches Regierungsmitglied sagte dagegen, mehrere Feiertage könnten die Exekution verzögern. Sie fallen mit dem Pilgerzug nach Mekka, der Hadsch, zusammen und dauern von Freitag bis zum 7. Januar. Im Irak sind Hinrichtungen an religiösen Feiertagen verboten.
Berufungsgericht bestätigte Urteil
Das Oberste irakische Kriminalgericht hatte am Donnerstag mit der Veröffentlichung des Todesurteils gegen den irakischen Ex-Präsidenten das Vollstreckungsverfahren eingeleitet. Die irakische Regierung hatte anschließend die Erwartung geäußert, dass der 2003 gestürzte Machthaber frühestens Anfang Januar gehängt werden kann.
Das Sondertribunal für die Verbrechen des alten Regimes in Bagdad hatte Saddam, seinen Halbbruder Barsan al-Tikriti und den früheren Richter Awad al-Bandar am 5. November wegen der Ermordung von 148 angeblichen Verschwörern in der schiitischen Kleinstadt Dudschail 1982 zum Tode durch den Strang verurteilt. Am vergangenen Dienstag hatte ein Berufungsgericht das Todesurteil bestätigt.
Saddam verabschiedet sich von Angehörigen
Angesichts seiner drohenden Hinrichtung traf sich der irakische Ex-Präsident nach Angaben einer seiner Anwälte nochmals mit Angehörigen und übermittelte seiner Familie Botschaften. Saddams Treffen mit seinen Halbbrüdern Sabawi und Watban Ibrahim Hassan al-Tikriti, die sich beide in US-Haft befinden, habe in seiner Zelle in einem Bagdader Gefängnis stattgefunden, teilte sein Anwalt mit. Demnach sei Saddam guter Dinge und bereit, als Märtyrer zu sterben.
Obwohl er keine Einzelheiten wisse, spüre Saddam, dass etwas im Zusammenhang mit dem Urteil geschehe, hieß es. Den beiden Halbbrüdern habe er Briefe an seine Familie mitgegeben. "Er sagte ihnen, dass er froh ist, als Märtyrer durch die Hände seiner Feinde zu sterben und nicht im Gefängnis in Vergessenheit dahinzusiechen." Ob Saddam auch seine dritten Halbruder Barsan al-Tikriti getroffen habe, der gemeinsam mit ihm zum Tode verurteilt ist, wisse er nicht, sagte der Anwalt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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