manager-magazin.de, 11. Juli 2006, 15:57 Uhr http://www.manager-magazin.de/geld/geldanlage/0,2828,426207,00.html GELDANLAGE
Deutsche Bank bleibt Aktien treu
Von Rita Syre
In den nächsten Wochen stehen die Kapitalmärkte im Bann der Zinspolitik. Signalisiert die US-Zentralbank das Ende der Zinserhöhungen, dürften die Kurse steigen. Die Deutsche Bank rät daher weiter zur Aktie.
Frankfurt am Main - Der wichtigste Auslöser für die Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten steht für die Deutsche Bank fest. "Der wahre Auslöser für die steigenden Kursschwankungen und die Korrektur an den Aktienmärkten ist die Sitzung der US-Notenbank Fed am 10. Mai gewesen", sagte Klaus Martini, Chef-Anlagestratege für Privatkunden der Deutschen Bank, während einer Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt Deutsche Bank: Die Strategen bleiben der Aktie treu Damals hatte Fed-Chef Ben Bernanke angedeutet, dass die Zentralbank "lieber auf weitere Daten zur Klärung der Lage" warte. Wenn selbst die Experten der mächtigsten Notenbank der Welt nicht wissen, wohin die Reise inflationstechnisch betrachtet geht, belastet dies die Märkte stark. "Das war keine Vertrauen schaffende Maßnahme für die Investoren", kritisiert Martini.
Die Fed hat die Inflationsängste geschürt. Sogar das S-Wort, also S wie Stagflation, beschäftigt Marktteilnehmer. Bei einer Stagflation treffen eine hohe Inflationsrate und ein niedriges Wirtschaftswachstum aufeinander.
"Die derzeitigen Wachstumsängste sind überzogen", meint jedoch Martinis Kollege Helmut Kaiser. Das Wirtschaftswachstum bleibe in diesem Jahr mit 4,5 Prozent robust. 2007 werde es sich lediglich abschwächen.
Dennoch: Martini und Kaiser warten derzeit wie die anderen Marktteilnehmer an den internationalen Kapitalmärkten auf die nächste Zinsentscheidung der Fed, um notfalls auch ihren Analagekompass neu auszurichten. Während dieser Wartezeit dürften die Aktienmärkte volatil bleiben. Kaiser geht davon aus, dass die US-Zentralbank ihren Leitzins auf der Sitzung am 8. August um 0,25 Prozentpunkte auf 5,50 Prozent heraufsetzt. Bislang haben die US-Zinshüter 17 Mal in Folge die Zinsen erhöht.
Argumente für Kursgewinne
"Entscheidend für die Beurteilung der Aussichten an den Kapitalmärkten wird das Signal von Bernanke sein, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht ist", sagt Kaiser. Selbstverständlich gehen Martini und er davon aus, dass dieses Signal kommt.
Schließlich würde sich die Wachstumsrate der US-Inflation, die derzeit das größte Sorgenkind der Fed ist, im nächsten Jahr abflachen. Dafür sorge schon die Globalisierung mit ihrem steigenden Wettbewerbsdruck.
US-NotenbankChef Ben Bernanke: Seine Geldpolitik soll die Aktienkurse beflügeln Gibt Bernanke wie erwartet das Zinssignal, dann werden nach Ansicht der Deutschen Bank die Kurse an den Aktienmärkten wieder "beflügelt". Vier zentrale Argumente führt Martini ins Feld. "Die Kurs-/Gewinn-Verhältnisse an den wichtigsten Märkten liegen unter ihrem langfristigen Durchschnitt", argumentiert er. Die 500 Unternehmen des Leitindizes S&P werden an der Börse derzeit mit dem 13,7-fachen des erwarteten Gewinns bewertet, während der langfristige Durchschnittswert bei 16,5 liegt.
Insbesondere europäische Aktien sind nach der Kurskorrektur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,3 nach Ansicht des Deutsche-Bank-Aktienexperten nun "attraktiv bewertet". Die 30 Unternehmen im Leitindex Dax werden mit dem 11,5-fachen der erwarteten Gewinne an der Börse gehandelt, während die Bewertung im Schnitt seit 1990 bei 16,1 liegt.
Weitere Gründe sind das stabile Gewinnwachstum, die lebhaften Fusions- und Übernahmeaktivitäten und die steigenden Dividendenrenditen. Im Mittelpunkt stehen dabei allerdings nicht mehr so genannte Nebenwerte mit mittelgroßer und niedriger Börsenkapitalisierung. "Large Caps werden Small und Mid Caps auf Grund der hohen Prämie in diesen Werten outperformen", ist Martini sicher.
Dabei empfiehlt die Deutsche Bank vor allem Aktien der Branchen Energie, Finanzen und Gesundheit. Meiden sollten die Privatanleger insbesondere den Konsumsektor in den USA, rät der Anlageexperte. Qualität, die Martini an einer hohen Rendite auf das eingesetzte Kapital festmacht, sei Trumpf. Schließlich sei der "Run of Money" vorbei, sagt Martini.
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