"Evotec ist ein Biotech, das auf Allianzbildung zur Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente fokussiert ist", fasst Werner Lanthaler, Chef des im TecDAX notierten Unternehmens, das Geschäftsmodell zusammen. Evotec wurde 1994 gegründet, ging im Jahr 2000 an die Börse, war ein Highflyer, dann aber "implodierte" das Geschäftsmodell, wie es Lanthaler, seit Frühjahr 2009 im Amt, ausdrückt. Denn nicht jedes Medikament, dessen Erforschung begonnen wird, landet auch tatsächlich am Markt. Ganz im Gegenteil, der Anteil jener Wirkstoffe, die es tatsächlich dorthin schaffen, ist extrem klein, und die damit verbundenen Kosten sind sehr hoch (bis zu 1,5 Mrd. US-Dollar). Oberste Maxime im Fall von Evotec ist daher die Aufteilung der Risken, im besten Fall gibt es sogar nur eine Upside für Evotec. Evotec positioniert sich innerhalb langfristiger Trends, wie Lanthaler erklärt. "Der medizinische Bedarf wird dramatisch steigen, die Lebenserwartung klettert nach oben. Wir alle haben noch keine Ahnung über die tatsächliche Höhe unserer Gesundheitsausgaben. Denn der Grossteil (in Prozent des Einkommens gerechnet) fällt erst in den letzten beiden Lebensjahren an." Im Bereich der Forschung gibt es etliche "Blockbuster-Indikationen". Hohe Ausgaben und Wachstumsraten betreffen etwa den Bereich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen des zentralen Nervensystems oder auch Metabolics (umfasst Stoffwechselerkrankungen wie Fettleibigkeit und Diabetes). Schneller als der Markt Es winkt somit ein Riesenmarkt, aber die Ausfallwahrscheinlichkeit von Entwicklungen ist mit 99% sehr gross. Evotec hat daher das Wirkstoffforschungs-Outsourcing als grosse Chance für sich erkannt. Dieser Markt wächst mit 15% im Jahr - Evotec will freilich stärker zulegen. Die Gründe für die steigende Nachfrage: Anhaltend hohe F&E-Aufwendungen verlangen nach steigender Produktivität. "Das Outsourcing von Forschungsprojekten führt dabei zur Effizienzsteigerung und Risikoreduzierung", erklärt Lanthaler. Zudem gebe es wenige Wettbewerber mit wissenschaftlichem Know-how und kritischer Masse für nachhaltiges Wachstum. "Ganz wichtig ist der Aufbau eines Portfolios", erklärt der CEO. Derart können einzelne Rückschläge leichter abgefedert werden. Evotec etwa forscht im Bereich des Zentralen Nervensystems mit·Roche,·Ono Pharmaceutical und Genentech (an der letzten Kooperation arbeiten 70 Wissenschafter). Metabolische Allianzen unterhält das Unternehmen mit·Boehringer Ingelheim und Andromeda/Teva, im Bereich Schmerz & Entzündung wird mit Novartis, Boehringer Ingelheim und Pfizer zusammengearbeitet, bei der Onkologie mit Boehringer Ingelheim. Wie sieht eine solche Allianz idealerweise aus? Evotec erhält all seine Dienste bezahlt, gehen Projekte voran, so gibt es zusätzlich Meilensteinzahlungen und schlussendlich auch Royalties. "Wir arbeiten derzeit an rund 35 verschiedenen Projekten. Wenn nur eines oder zwei davon gutgehen, dann ist das ein sehr grosser Erfolg", beschreibt Lanthaler seine Erwartungshaltung. Anleger können in den nächsten sechs bis zwölf Monaten mit starkem Newsflow rechnen, so stehen etliche Meilensteine an. Auch bei den Ergebnissen stimmt es zunehmend: So konnte Evotec für die ersten neun Monate ein positives operatives Ergebnis von 1 Mio. Euro melden (verglichen mit einem Verlust von 32,9 Mio. Euro in den ersten neun Monaten 2009). "Schwarze Zahlen sind an sich nichts Besonderes, jedes Unternehmen sollte schwarze Zahlen schreiben. Wenn man aber 15 Jahre Verluste erwirtschaftet hat, dann ist es schon etwas Besonderes", freut sich Lanthaler über den Turnaround. Evotec sei auf gutem Kurs, spätestens 2012 nachhaltig profitabel zu werden. Aus der Sondernummer zu Roadshow #28 http://www.boerse-express.com/express/express-30112010a.pdf |