Es gibt alle paar Jahre eine andere Schweinerei, aufgrund derer die Zinsen gesenkt werden müssen. Und es folgten historisch oft Rezessionen. Welcher Art die jeweilige Schweinerei war (2008: Subprime) ist eigentlich egal. Die Schweinereien haben nämlich eine übergreifende Ähnlichkeit: Stets wurde im Ponzi-Stil zuviel Geld für Riskantes und Nicht-Nachhaltiges auf den Kopf gehauen.
Aktuell haben wir eine Scheinblüte in USA, die aus exorbitanter Neuverschuldung (4,6 % vom BIP, siehe # 320, 325) resultiert. Trump will offenbar mit der Geld-Brechstange seine Wiederwahl sichern.
Wie üblich findet das viele Geld auf Umwegen in den Aktienmarkt. Fundamentaldaten scheinen da keine Rolle mehr zu spielen.
Interessant ist allerdings auch, dass vor den großen Rezession noch einmal jeweils eine ultimative Rally-Sau durch's tote Dorf geprügelt wurde. 2000 war es die Dot.com-Rally (windige Buden gingen an die Börsen und kurz danach pleite). 2008 war es die (mMn von Wall Street angeschobenen) Öl- und Rohstoff-Rally. Man hoffte offenbar, durch Inflationierung die überbordenen Bankschulden vergessen zu machen.
Aktuell haben wie eine Rally, die auf "Stimulus zur Unzeit" basiert. Denn die aktuelle starke Neuverschuldung wäre nur als Keynes-Stimulus zu rechtfertigen, wenn sich die US-Wirtschaft schon wieder in einer deutlichen Rezession (wie 2002 oder 2009) befindet. Der Trump-Stimulus und die Fed-Zinssenkungen kommen jedoch zu einer Zeit, in der die US-Wirtschaft noch halbweg läuft. Es ist eine Art präemptiver Rezessionverhinderung, die wie gesagt Trumps Wiederwahl gewährleisten soll. D.h. ohne den Stimulus HÄTTEN wir bereits eine Rezession, die Trump aber nicht in den Zeitplan passt.
Die Frage bleibt (und wurde von mir auch schon in # 288 - dort eher sarkastisch - gestellt), was US-Politiker und die Fed eigentlich alles noch veranstalten wollen, wenn die Rezession tatsächlich kommt. Denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Rezessionen sind zyklische Krisen, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftreten und als Medium der Marktbereinigung sogar wichtig sind.
Dass die US-Rally auf tönernden Füßen steht, ist allein schon daraus ersichtlich, dass sich in China und Europa (speziell in Deutschland) bereits Rezessionstendenzen bemerkbar machen. Auch Mario-Christine (EZB) kann das auf Dauer nicht "wegpumpen". Die Weltwirtschaft ist heute stärker venetzt denn je. Wenn mit Deutschland und China zwei Schwergewichte zu Humpeln beginnen, sollte das auch den notorischen US-Bullen Sorgenfalten auf die (zugegeben niedrige) Stirn senden.
Der Witz des Jahres ist der DAX nahe ATH, obwohl deutsche Firmen (speziell Autosektor) gerade krisenbedingte Massenentlassungen aussprechen. Sowas sieht man sonst eher an Rezessionstiefs, und an denen sind die Entlassungen tatsächlich ein veritabler Rallygrund.
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