Candian Solar hat sich von allen China-Solaris in der Breite ihres Geschäftsmodells am prächtigsten entwickelt, vor allem weil Canadian Solar der erste China-Solaris war, der dick ins Downstreamgeschäft eingestiegen ist. Deshalb hat sich der Kurs der Canadian Solar-Aktie in diesem Jahr bis zum Hoch Anfang August (16,40 $) um sage und schreibe verfünffacht (+ 405%). Somit war die Erwartungshaltung natürlich sehr hoch und Canadian Solar konnte beim Q2-Ergebnis die Vorschlusslorbeeren nicht ganz erfüllen mit einem positiven EBIT von 12,2 Mio. $ (Q1: + 18 Mio. $) und einem Nettoverlust von 13,2 Mio. $ (Q1: - 6,4 Mio. $). Der Markt hatte schon erwartet, dass Canadian Solar ein besseres Q2-Ergebnis vorlegen wird wie in Q1 und insgeheim hat der Markt mit einem Nettogewinn gerechnet. Schaut man sich die Canadian Solar Q2-Zahlen ganz genau an, dann sind die Q2-Zahlen jedoch deutlich besser ausgefallen als die Q1-Zahlen. In Q1 hat Canadian Solar nicht liquiditätswirksame Rückstellungen aufgelöst von 30 Mio. $. Das hat natürlich das Q1-EBIT deutlich aufgepeppt und ohne die Währungsverluste von sehr hohen 20 Mio. $ (Q1: 15 Mio. $) wäre auch Canadian Solar in Q2 wie Jinko in der Gewinnzone gelandet. Die Q2-Zahlen von Canadian Solar waren für mich gut, wenn man sich die Details anschaut. War also das Q2-Ergebnis nur oberflächlich gesehen eine Enttäuschung, so war aber die Q3-Prognose schon eine Enttäuschung. Ein rückläufiger Modulabsatz wird erwartet von 455 MW auf 410 bis 430 MW und dazu noch eine rückläufige Bruttomarge von 12,8% auf 10 bis 12%. Wobei Canadian Solar Projektverkäufe nicht prognostiziert. Das hat dann letztendlich meiner Meinung den Kurs ins Rutschen gebracht.
Ist jetzt ein bißchen viel Canadian Solar im Jinko-Thread, aber jetzt vergleiche ich mal Canadian Solar mit Jinko bei den Kosten. Jinko hatte eine deutlich bessere Bruttomarge wie Canadian Solar mit 17,7% gg. 12,8%. Jinko ist halt mal der Kostenführer in der Produktion und das mit Abstand. Aber die Bruttomarge ist nicht alles. Jinko hatte in Q2 operative Kosten von nur 25,4 Mio. $. Jedoch hatte Jinko Rückstellungen für uneinbringliche Forderungen aufgelöst über rd. 8 Mio. $. Damit hatte Jinko ohne diesen positiven Sondereffekt operative Kosten von rd. 33 Mio. $ in Q2 auf bereinigte Basis und zum Umsatz wären das dann 11,4% operative Kosten bzw. aufs Jahr hochgerechnet rd. 128 Mio. $. Canadian Solar hatte operative Kosten von 36,4 Mio. $ und das entspricht hervorragende 9,5% operativen Kosten vom Umsatz. Eine Yingli z.B. hat zum Umsatz 15,6% an operative Kosten und Trina 17%. Daran sieht man, dass Canadian Solar wie auch Jinko bei den operativen Kosten sehr gut aufgestellt sind und genau deshalb haben Trina wie auch Yingli nach wie vor ein deutlich negatives EBIT (Yingli: - 21 Mio. $ -- Trina: - 24 Mio. $). Canadian Solar hatte in Q2 Zinskosten von 9,9 Mio. $ (zum Umsatz 2,6%) und Jinko 9,5 Mio. $ (zum Umsatz 3,3%). Yingli hatte Zinskosten von riesigen 36,6 Mio. $ (zum Umsatz 6,6% !!) und Trina 11,5 Mio. $ (zum Umsatz 2,6%). Man sieht an diesem kleinen Kostenvergleich, dass Canadian Solar bei den operativen Kosten wie auch bei den Zinskosten besser aufgestellt ist wie Jinko, während Jinko bei den Produktionskosten eindeutig besser ist. Ebenfalls sieht man bei diesem Vergleich wie aufgebläht der Kostenappart der für mich völlig überschuldeten Yingli ist. Yingli hat im Jahr rd. 340 Mio. $ an operativen Kosten (Jinko z.B. nur rd. 120 Mio. $) und Zinskosten von rd. 145 Mio. $. Damit Yingli überhaupt schwarze Zahlen schreiben kann auf Nettobasis wird Yingli bei einem Jahresumsatz von 2,45 Mrd. $, der fürs nächste Jahr erwartet wird von den Analysten, eine Bruttomarge von um die 20% brauchen. Von richtigen Gewinnen rede ich gleich gar nicht bei Yingli, denn die sind sehr weit weg.
Alles in allem zeigt dieser kleine Vergleich, dass Jinko wie auch Canadian Solar gegenüber ihrer Konkurrenz von der Kostenseite her bestens aufgestellt sind. Warum diese überschuldete Yingli mit ihren riesigen Kosten an der Börse mit 828 Mio. $ bewertet ist, ist für mich ein völliges Rätsel (Jinko 420 Mio. $/Canadian Solar 591 Mio. $). Wobei man aber mittlerweile schon deutlich erkennen kann, dass die Börse differenziert. So hat auf 12 Monatssicht die Jinko-Aktie um brillante 549% performt, Canadian Solar um sagenhafte 412%, während Yingli "nur" um 239% performt hat. Gute Zahlen werden von der Börse honoriert und es wird nicht mehr alles über einen Kamm geschert und das ist auch gut so.
Die Entwicklung von Jinko ist ohnehin ein wenig besser wie es die nackten Zahlen zeigen. Jinko hat ja die Kosten für ihre Projektarbeiten (55 MW fertig, 146 MW in Arbeit) in der GuV schon drin, während die Umsätze inkl. dem Gewinn und Cash Flows erst später kommen. Entweder wenn man die Projekte verkauft oder wenn man die Projekte im eigenen Besitz lässt und somit regelmäßig Einnahmen über den Stromverkauf hat.
Die Gefahr, dass einige China-Solaris dicke Kapitalerhöhungen vornehmen müssen ist durchaus sehr groß. Der chinesische Staat hilft jetzt zwar über sehr vernünftige Einspeisevergütungen, aber wie die jüngsten Kapitalerhöhungen von Canadian Solar und JA Solar zeigen wird die direkte Hilfe mit leichter Kreditvergabe deutlich eingeschränkt. Bei einer Yingli könnte es sogar zu einem riesigen Debt Equity Deal kommen so wie das offensichtlich jetzt bei Suntech praktiziert wird. Ich gehe davon aus, dass Yingli im nächsten Jahr bei diesen hohen operativen Kosten und Zinskosten kein positives Ergebnis aufweisen wird und Yingli hat kurzfristige Finanzverbindlichkeiten von 1,4 Mrd. $ und die müssen halt irgendwie refinanziert werden. Yingli hat mittlerweile eine Nettofinanzverschuldung von riesigen 2,133 Mrd. $ angehäuft. Bei Jinko ist die Gefahr einer großen Kapitalerhöhung nicht so groß bei einer Nettofinanzverschuldung von 391 Mio. $, wobei in dieser auch "Short-term investments" über 166 Mio. $ beinhaltet sind. Jedoch ist die Eigenkapitalquote mit 13% alles andere hoch. Hier muss man aber berücksichtigen, dass das mittlerweile doch recht hohe Projektvolumen die Bilanzsumme erhöht hat und damit die Eigenkapitalquote deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Letztendlich muss man bei Jinko abwarten was sie denn wirklich Vorhaben mit ihren eigenen Projekten. Die schon fertiggestellten 55 MW an Solarkraftwerken entsprechen immerhin einen Wert von 65 bis 70 Mio. $ (ca. 1,20 $/W) und weitere 146 MW werden noch in diesem Jahr folgen.
Generell halte ich fast alle China-Solaris die an der Wallstreet gelistet sind für interessant bis auf Yingli, da die schlicht und schweige für mich komplett überschuldet sind, und China Sunergy, da die für mich zu klein sind um im Konzert der Großen mithalten zu können. Auf Platz 1 steht für mich Jinko und Platz 2 Canadian Solar. Die mich öfters bzw. manchmal über Boardmail kontaktieren wissen auch, dass ich durchaus eine Trina Solar für sehr interessant halte mit einer im Vergleich sehr guten Eigenkapitalquote von 29% und einer akzeptablen Nettofinanzverschuldung von 565 Mio. $. Renesola ist eine interessante Wette mit einem für mich guten Chancen/Risikoprofil auf steigende Waferpreise > 0,25 $/W (im Modulgeschäft sind sie ja mittlerweile wirklich gut) und bei JA Solar gibt es eine Wette über steigende Zellpreise, die ich aber für nicht so aussichtsreich halte wie bei Renesola. |