Die Q4-Zahlen haben mir wie schon geschrieben nicht vom Hocker gehauen. Von Jinko bin ich eigentlich bessere Zahlen gewohnt. Dafür hat sich Jinko aber sehr optimistisch für Q1 und auch für das ganze Jahr 2013 anlässlich der Conference Call gegeben.
Mit Japan und Südafrika hat Jinko in diesem Jahr zwei hoch interessante zusätzliche Absatzländer dazu bekommen mit einem Verkaufsvolumen von jeweils über 100 MW. Etwas überraschend für mich, dass sich Jinko in den USA gute Chancen ausrechnet. Jinko hat sich jedenfalls regional sehr gut diversifiziert, denn mit Indien (seit Q4 2012) und mit Australien (seit Q3 2012) hat sich Jinko schon im letzten Jahr in weiteren für Jinko neue, große Märkte positioniert.
China wird auch in 2013 der mit Abstand größte Einzelmarkt für Jinko in diesem Jahr sein, mit einem Modulabsatz von um die 500 bis 600 MW (das ist meine Schätzung) inkl. dem eigenen Projektgeschäft, das auf 200 bis 300 MW prognostiziert wird. Der zweitgrößte Einzelmarkt für Jinko wird in diesem Jahr wohl Südafrika werden mit 180 MW (seit März gehen jeden Monat 9 MW und ab Mitte 2013 dann zusätzliche 20 MW nach Südafrika). Nimmt man dann noch Japan dazu, dann hat Jinko alleine aus diesen drei Länder einen Modulabsatz von über 800 MW (2012 waren es insgesamt 980 MW). Nach Indien wird Jinko übrigens alleine in Q1 50 MW an Modulen verschicken.
Aufgrund der sehr guten Auftragslage gibt sich Jinko für den 2013er Geschäftsverlauf sehr optimistisch, da man eine recht hohe Visibilität hat durch die Aufträge bis in Q3 hinein. Damit dürfte auch klar sein, dass Jinko in diesem Jahr mal ganz sicher keine Auslastungsprobleme bekommen wird. Da ja Jinko eh "nur" über Fertigungskapazitäten von 1,2 GW verfügt (Wafer, Zellen, Module), wird Jinko zwangsläufig Teile der Modulproduktion outsourcen müssen. Wobei aber Jinko durchaus in Betracht zieht, dass man von insolventen Modulbauer billige Fertigungslinien dazukauft. Die Zell- und Waferfertigungskapazitäten sollen aber nicht erhöht werden und das ist auch gut so.
Bezüglich Zölle in der EU gibt sich Jinko eigentlich recht locker, denn man erwartet wenn überhaupt, nur geringe Anti-Dumpingzölle. Aber falls doch höhere kommen sollten hat man nach eigene Angaben eine Option für den Worst Case, die aber erst dann bekannt gegeben wird, wenn sie umgesetzt werden muss.
Bei den Produktionskosten gibt sich Jinko nicht ganz so optimistisch auf den ersten Blick. So geht das Management davon aus, dass man zwar die Non-Silicon-Kosten, also die reinen Produktionskosten, deutlich von 0,45 auf 0,40 $/W senken kann, aber die Gesamtmodulproduktionskosten nur um 0,03 $/W auf 0,52 $/W. Liegt am derzeitigen steigenden Polysiliziumpreis und Jinko geht davon aus, dass sich der Polysiliziumpreis zwischen 20 bis 25 $/kg in diesem Jahr bewegen wird und damit werden die Polysiliziumkosten für Jinko gegenüber Q4 um geschätzte 0,03 bis 0,04 $/W im Laufe des Jahres teurer. Jinko hatte ja in den letzten beiden Jahren den großen Vorteil, dass man sich großteils über den billigen Spotmarkt Polysilizium besorgt hat und somit am stark fallenden Polysiliziumpreis recht schnell antizipieren konnte. Diesen Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz wird Jinko in diesem Jahr wohl nicht mehr haben.
Die Hoffnung dass Jinko in der 2.Jahreshälfte wieder in die Gewinnzone kommen kann kommt von den Modulverkaufspreisen und natürlich vom höherem Absatzvolumen. Auch das höhere Projektvolumen sollte eine große Rolle spielen bei eventuellen Gewinnen. In Q4 hatte Jinko einen Moduldurchschnittsverkaufspreis von nur 0,57 $/W. Trotzdem hat Jinko eine Bruttomarge in Q4 von 3,8% erzielt (Trina Solar z.B. nur 1,8%). Der Grund für diesen doch sehr niedrigen Verkaufspreis gegenüber der Konkurrenz kommt aus dem sehr hohen Chinaumsatzanteil und weil Jinko kaum Mono-Module herstellt. Jinko rechnet für Q1 2013 mit einem leicht höheren Moduldurchschnittsverkaufspreis von 0,57 bis 0,59 $/W. Das würde bei Produktionskosten von 0,55 $/W eine Bruttomarge von 3,6 bis 6,8% bedeuten. Hätte aber schon gedacht, dass Jinko ihre Q1-Modulpreise über 0,60 $/W hieven könnte, da zu einem die Modulpreise in Q1 gegenüber Dezember 2012 gestiegen sind und zum anderen der Chinaabsatz in Q1 deutlich niedriger sein dürfte wie in Q4 2012. Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass es hier um reine Durchschnittspreise innerhalb eines Quartals geht und die aktuellen Modulpreise sich in etwa auf dem Niveau vom November 2012 bewegen. Bei Jinko geht man davon aus, dass ihre Moduldurchschnittsverkaufspreise bis Q3 sogar weiter steigen werden, weil man durch die sehr gute Auftragslage (Bestellungen und eigene Projekte) einen guten Einblick hat auf den Verlauf der eigenen Modulverkaufspreise. Das nährt natürlich die Hoffnung, dass Jinko in der 2.Jahreshälfte in die Gewinnzone kommen könnte. Zumal ja dann auch das eine oder andere selbst gebaute Solarkraftwerk von den immerhin 200 bis 300 MW an Gesamtkapazität verkauft sein sollten und da sind dann die Bruttomargen irgendwo bei 15%. Das wird dann natürlich die Gesamtbruttomarge aufpeppen.
Der Jinko-Ausblick sieht jedenfalls richtig gut aus und wenn Jinko ihren großen Optimismus anhand Zahlen bestätigen kann, dann könnte es kurstechnisch wirklich sehr gut aussehen. Insofern der Gesamtmarkt mitspielt. |