Sie sind hier: Rohstoffe / Australien stoppt chinesischen Beutezug 28. September 2009, 11:28 Uhr Protektionismus Australien bremst Chinas Rohstoffjagd Erschienen am 26.09.2009 | Financial Times Deutschland
Der Konflikt um die Beutezüge chinesischer Unternehmen im australischen Rohstoffsektor verschärft sich - mit möglicherweise fatalen Konsequenzen für kapitalhungrige Minenkonzerne. Die Regierung in Canberra fordert ausländische Investoren dazu auf, ihre Anteile an den Unternehmen des Landes gering zu halten. Um ihre Chancen auf eine Genehmigung zu verbessern, sollten sich Anleger bei großen Firmen auf ein Maximum von 15 Prozent beschränken, sagte Patrick Colmer, Mitglied der Komission, die für die Prüfung ausländischer Investitionen zuständig ist. Am liebsten sehe die Regierung Beteiligungen, die gemeinsam mit australischen Investoren erworben würden. Ausländische Beteiligungen an neuen Projekten sollten auf weniger als 50 Prozent begrenzt werden.
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China sichert sich australische Rohstoffe Die Äußerungen sind ein klares Signal an Chinas Regierung und Unternehmen: Die Volksrepublik versucht sich durch zahlreiche Investitionen den Zugriff auf die für ihre Industrie wichtigen Rohstoffe zu sichern - was in Australien zunehmend skeptisch gesehen wird. Die Bestrebungen Canberras, die heimische Wirtschaft stärker abzuschotten, nähren zudem Sorgen, dass Staaten im Zuge der Weltwirtschaftskrise verstärkt zu protektionistischen Mitteln greifen.
Chinalco kündigt weitere Zukäufe an In den vergangenen 18 Monaten haben die australischen Behörden rund 90 Anträge chinesischer Unternehmen auf Investitionen im Wert von gut 34 Milliarden Australischen Dollar (30 Milliarden-US-Dollar) geprüft. China ist mittlerweile hinter den USA und Großbritannien der drittgrößte Investor in dem Land. Die Unternehmen der Volksrepublik wollten mit einer "neuen Welle" von Transaktionen das Tempo bei ausländischen Fusionen und Übernahmen erhöhen, kündigte Xiong Weiping, Chairman des chinesischen Stahlkonzerns Chinalco (China Aluminum ) jüngst an.
Gespannte BeziehungenChinalco war auch in den bislang spektakulärsten Fall verwickelt: Chinalco hatte versucht, seinen Anteil an der australisch-britischen Bergbaugesellschaft Rio Tinto auf 18 Prozent auszubauen. Unter den von Colmer vorgestellten neuen Richtlinien hätte seine Behörde, das Foreign Investment Review Board (FIRB), die Aufstockung wahrscheinlich verboten. Die Transaktion kam allerdings nicht zu Stande - was der Regierung in Canberra eine politisch heikle Entscheidung ersparte. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind ohnehin angespannt, nachdem die chinesische Staatsführung wegen vermeintlicher Spionage gegen Rio-Tinto-Mitarbeiter vorgeht.
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Musterdepot Kauf von Lynas gescheitert Am Donnerstag platzte ein weiterer geplanter Deal, nachdem FIRB Beschränkungen gefordert hatte: China Nonferrous Metal Mining gab den Versuch auf, die Mehrheit an Lynas zu übernehmen, einem australischen Produzenten von Seltenerdmetallen. Zu dieser Gruppe zählen etwa Yttrium oder Neodym. FIRB hatte zuvor von dem chinesischen Konzern verlangt, seinen Anteil auf unter 50 Prozent zu reduzieren und weniger Vertreter in den Verwaltungsrat zu schicken.
Unternehmen brauchen frisches Geld Experten befürchten, die neuen Richtlinien könnten weitere Investoren aus China und anderen Ländern abschrecken. "Das muss als negativ beurteilt werden - ich kann daran nichts Positives sehen - , und es kommt zu einer denkbar schlechten Zeit, da der Minensektor gerade versucht, sich zu rekapitalisieren", sagte Jeff Rae, Ökonom bei der Handels- und Investitionsberatung ITS Global. Viele Minenkonzerne hatten sich während der Boomjahre hoch verschuldet und versuchen nun fieberhaft, frisches Geld aufzutreiben.
Lynas hat nun ein Problem Lynas hat mit den Folgen der FIRB-Einwände gegen die Transaktion mit China Nonferrous Metal Mining schwer zu kämpfen: Das Unternehmen bat nach der geplatzten Transaktion darum, dass die Aktie für bis zu fünf Tage vom Handel ausgesetzt wird, während es nach alternativen Geldquellen sucht. Die Reaktion aus China auf die Signale aus Australien fiel zurückhaltend aus. "China ist immer offen gewesen für ausländische Unternehmen, und wir hoffen, dass wir genauso behandelt werden", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. |