Guten Tag !
Gestern ging es in meinen Beitrag noch ein wenig unsystematisch zu, weil ich mich selber noch ein bisschen in den Geschäftsbericht einlesen musste.
Für mich sind die Highlights der Veröffentlichung von gestern:
1.) Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit lag mit 22,222 Mio Euro ca. 8 Mio Euro höher als im letzten Jahr. Das zeigt die Selbstfinanzierungskraft des Unternehmens mMn sehr eindrucksvoll auf. Von diesem Cashflow konnten nicht nur die Veränderungen im Umlaufvermögen (was ja angesichts des erheblich erhöhten Geschäftsvolumens unvermeidlich ist) sondern auch die gesamten Investitionen ins Sachanlagevermögen (und die waren ja durch die Grundstückskäufe in Meinerzhagen und Baden-Baden für insgesamt über 8 Mio Euro vergleichsweise hoch)aus eigener Kraft finanziert werden.
2.) Wie wichtig die strategische Entscheidung war, sich nicht mehr weiter ausschließlich auf die Druckindustrie zu konzentrieren - und vor allem, wie gut und erfolgreich diese Strategie umgesetzt wurde - kann man an den mMn exorbitant hohen Wachstumsraten in den "neuen Geschäftsfeldern" Laser/Werkzeugmaschinen (33% Umsatzwachstum!!!) und den "neuen Märkten" (insbesondere Batteriekühlung und Halbleiter) mit knapp 30% Umsatzwachstum, sehen. Das ist alles andere als selbstverständlich und weit oberhalb des Wachstums in den Gesamtmärkten.
3.) Auch in der Druckindustrie wächst ttr stärker als der inzwischen aber immerhin stabilisierte Markt +mit 2%).
4.) Der Zukauf der gwk war deutlich erfolgreicher als ursprünglich gedacht. Das zeigt sich am ebenfalls weit über Marktdurchschnitt liegenden Umsatzwachstum von 12% in diesem Bereich. Zudem erwirtschaftet gwk eine gute Marge.
5.) Technotrans ist - und das halte ich durchaus für ein wichtiges Plus für das Unternehmen - nicht nur auf EINEM Wachstumsmarkt tätig. Technotrans ist eben nicht z.B. vom Markt der Elektromobilität alleine abhängig, um zu wachsen (und selbst auf diesem Markt ist ttr breit diversifiziert - ttr bietet ja nicht nur Kühllösungen für Schnellladestationen an sondern auch Batterielösungen für Busse und Bahnen) sondern hat mit der Kühlung für die neuen Halbleitermaschinen von ASML, mit der gesamten Laserindustrie (einschließlich Medizin- und Scanbertechnik), mit der Kunststoffindustrie (Trend zu leichterer Bauweise, um Energie zu sparen) aber eben auch mit bestimmten Applikationen in der Druckindustrie (Flexodruck, Digitaldruck, 3 D Druck) viele weitere Eisen im Feuer.
6.) Der Bereich "Service" bildet für das Unternehmen einmal eine verlässliche und hochprofitable Grundlage (vor noch nicht allzu langer Zeit war "Service" der einzige Ergebnisbringer, der die Verluste aus dem Bereich "technology" mit tragen musste) . Dieser Bereich alleine ist im letzten Jahr organisch um über 7% gewachsen (einschließlich gwk sogar um 19%!) und erzielte eine Segmentrendite von über 16% !!! (und nochmal- in einem stabilen Segment)! Zudem ist die Tatsache, dass ttr über einen derart weitgespannten internationalen Servicebereich verfügt aber auch die Grundlage für das Wachstum bei hinzukommenden Konzerngesellschaften (gwk hatte früher z.B. keinen Service in den USA aufgebaut, weil das zu aufwendig gewesen wäre, konnte deshalb aber auch in den USA auch keine Maschinen verkaufen - nun ist man auch dort tätig, weil man den ttr -Service mitnutzen kann) und auch bei der Frage, wem man z. B. die Kühlung von Schnellladestationen für die Emobilität anvertraut, spielt natürlich die Frage eine Rolle, ob das interessierte Unternehmen denn auch den technischen Service übernehmen kann. Da hat ttr grade gegenüber bei in den Markt drängenden Mitbewerbern in vielen Segmenten ein Alleinstellungsmerkmal, das auch noch hochprofitabel ist!
7.) Dass sich die Margen im Bereich "technology" mit hochlaufenden Umsätzen überproportional erhöhen lassen, kann man im Jahr 2017 eindrucksvoll beobachten. Der Umsatz im Segment "technology" legte "nur" um 72% zu - das Ergebnis hat sich dagegen fast verdreifacht (+180%!)! Die Segmentrendite lag bei sicher noch ausbaufähigen 5,5%. Dass diese Marge (noch!!) nicht so hoch liegt, dürfte sicher auch daran liegen, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Umsatzzuwächse aus den "neuen Märkten" kommen. Ich würde vermuten, dass man hier erst einmal einen Fuß in die Tür bekommen muss (grade auch in sich entwickelnden Märkten) und dafür dann auf Marge zunächst einmal verzichtet (könnte auch für andere neue Anwendungen wie z.B. die Sprühbeölung gelten, wo man ja bestehende andere Lösungen erst einmal von Markt verdrängen muss). Die zunächst geringeren Margen stellen, wenn man so will, Investitionen dar, um neue Märkte zu erschließen, die man dann später auch mit dann höheren Margen weiter bearbeiten kann, wenn man erst einmal im Markt drin ist.
8.) Es wird einen deutlich reibungsloseren Übergang im Vorstandsvorsitz geben als viele Marktteilnehmer erwartet haben. Herr Engel ist mMn eine ausgezeichnete Wahl. Er hat den strategischen Umbau von Anfang an mit initiiert und kennt das Unternehmen bestens (zudem hat er als Finanzvorstand dafür gesorgt, dass ttr bilanziell selbst in Krisenzeiten bestens aufgestellt war; die Bilanz ist auch heute, in der Phase großen Wachstums, weiter top - eine EK Quote von über 57%, der bereits genannte hohe Selbstfinanzierungsgrad sowie eine lediglich einstellige Nettoverschuldung - und das nach der letztjährigen Übernahme der gwk für ca. 20 Mio Euro und den diesjährigen Grundstückskäufen für gut 8 Mio Euro sprechen da Bände). Auch Herr Niestert ist seit mehr als 10 Jahren im Unternehmen und verantwortete zuletzt den extrem wichtigen und erfolgreichen Servicebereich. Ich glaube nicht, dass es von daher ein "brain-drain" bei ttr geben wird - auch wenn ich persönlich Herrn Brickenkamp für seine erfolgreiche Arbeit sehr dankbar bin.
9.) Auch die Tatsache, dass die Ziele für das übernächste Jahr nicht geändert werden (300 Mio Umsatz bei einer Marge von zwischen 8 und 10%) deutet auf Kontinuität hin (und ttr hält Vorhersagen üblicherweise ein, wie in der Vergangenheit hinreichend oft bewiesen wurde)! Das organische Wachstum mag den ein oder anderen etwas niedrig angesetzt sein aber zunächst einmal ist es sicher so, dass auch 6% Wachstum deutlich über dem prognostizieren Wachstum der Weltwirtschaft liegen und dann muss man ja auch berücksichtigen, dass ttr derzeit viele Projekte in vielen neuen Märkten anschiebt, die auch viele Chancen bieten aber nicht jedes Projekt wird zum "Highflyer" und neue Märkte sind nun auch viel schwerer zu kalkulieren als etablierte Märkte mit einer festen Kundenbasis. Mir ist es jedenfalls sehr viel lieber, wenn man deshalb eher vorsichtig an die Prognose herangeht als wenn man später gewaltig zurückrudern muss. Dennoch verspricht die Zielprojektion für das übernächste Jahr noch einmal erhebliches Wachstum. Trifft das alles so ein, wie geplant, wird sich der Umsatz von 2017 bis 2020 um knapp 50% (!!!) erhöhen und das EBIT steigt von 17 um knapp 60% auf (im Mittel) 27 Mio Euro, was einem Ergebnis je Aktie von etwa 2,70 Euro entsprechen würde. Ich halte diese Projektion auch nicht für ein absolutes "Best-Case-Szenario" sondern für ziemlich realistisch . Und setzt man diese Zahlen einmal so an, dann ist die ttr-Aktie auch keinesfalls überbewertet. 2,70 EpS würden ein KGV von etwas über 15 und eine Dividendenrendite von über 3% auf Basis des heutigen Kurses bedeuten. Ich halte das für ein Wachstumsunternehmen nicht für zu ambitioniert bewertet.
Alles in allem hat mich die gestrige Veröffentlichung der Technotrans AG weiter darin bestärkt, die Aktien weiter zu halten und von Zeit zu Zeit auch zuzukaufen (was natürlich nur meine Meinung ist und keine Empfehlung für andere Anleger sein soll)! Ich gehe zwar nicht davon aus, dass sich die Aktie auch in laufenden Jahr, so wie in 2017, fast verdoppelt. Aber aus meiner Sicht stellt ttr ein sehr solides aber eben aufgrund der Vielzahl der Märkte und Projekte auch sehr chancenreiches Unternehmen dar, dass grundsätzlich auch den Megatrends "Energieeffizienz" und "Ressourcenschonung" bedient (siehe Seite 68 ff. im Geschäftsbericht mit vielen extrem interessanten Beispielen! Für mich ist es auch wichtig (und das wäre dann das Highlight 10.) ☺), dass ttr auch über den Tellerrand schaut und eine sehr umfangreiche "Nichtfinanzielle Konzernerklärung gemäß CSR Richtlinie" veröffentlicht und (noch viel wichtiger) mit Leben füllt. Es gilt eben nicht nur Shareholderinteressen sondern auch die Interessen des gesellschaftlichen Umfelds, der Umwelt, der Arbeitnehmer zu berücksichtigen. Auch hier verhält sich ttr, soweit ich das als Aktionär beurteilen kann, beispielhaft. Ich nenne nur mal zwei Bereiche. Technotrans hat eine Ausbildungsquote von über 10% und Technotrans unterstützt schon seit Jahren die Aktion Friedensdorf. Mag sein, dass der ein oder andere das für "Gedöns" hält - für mich gehört so etwas aber zu Einen "guten" Unternehmen, in das ich mein Geld investieren zwingend mit dazu.
Einen angenehmen Tag noch allerseits. |