Maschinenfabrik Spaichingen: „Unsere Kapazitäten sind voll ausgelastet“ Markus Horntrich Die Maschinenfabrik Spaichingen emittiert aktuell eine Anleihe mit einem Volumen von bis zu 30 Millionen Euro und einer jährlichen Verzinsung von 7,25 Prozent. Im Interview mit dem AKTIONÄR spricht Geschäftsführer Armin Distel über die Expansionspläne der Gesellschaft. Anleihefans aufgepasst. Aktuell emittiert die Maschinenfabrik Spaichingen (MS) einen Bond (ISIN: DE000A1KQZL5) mit einem Volumen von bis zu 30 Millionen Euro und einer jährlichen Verzinsung von 7,25 Prozent. Der international agierende Spezialist im Bereich Motoren- und Schweißtechnik beliefert zum Beispiel Daimler und MAN mit Motorenkomponenten. Noch bis zum 12. Juli kann die 5-Jahres-Anleihe über die Börse Frankfurt gezeichnet werden. Die Erstnotiz der Anleihe im Entry Standard ist für den 15. Juli geplant. DER AKTIONÄR sprach mit MS-Geschäftsführer Armin Distel über die Expansionspläne der Gesellschaft, die jüngsten Auszeichnungen sowie einen möglichen Börsengang in den nächsten Jahren. DER AKTIONÄR: Herr Distel, als nicht börsennotiertes Unternehmen ist die Maschinenfabrik Spaichingen GmbH (MS) nur wenigen Anlegern ein Begriff. Könnten Sie unseren Lesern bitte kurz Ihr Geschäftsmodell vorstellen? Armin Distel: Wir sind ein international agierender Konzern mit 547 Mitarbeitern an drei Standorten, zwei in Deutschland und einem in den USA. Unsere strategischen Geschäftsfelder erstrecken sich auf die Motorentechnik sowie Schweißtechnik. Die Motorentechnik umfasst die Fertigung, Bearbeitung und Montage von mechanischen Baugruppen und Systemen. Mit unseren Produkten werden unter anderem Nutzfahrzeugmotoren, stationäre Antriebsaggregate sowie Schiffsmotoren ausgestattet. In diesem Bereich beliefern wir namhafte Hersteller wie zum Beispiel Daimler und MAN, für welche wir als Single-Source-Lieferant tätig sind. Ferner entwickeln und fertigen wir Ultraschallschweißsysteme für die Verpackungsindustrie. In der Schweißtechnik stellen wir Maschinen für das Verschweißen und Bearbeiten von Kunststoffteilen her. Unser Fokus liegt auf der Ultraschallschweißtechnik, in der wir über langjährige Erfahrung verfügen und in den letzten Jahren auch zahlreiche innovative Entwicklungen vorantreiben und in den Markt einführen konnten. Wir wurden am 30.06.2011 auch als eines der TOP-100 innovativsten Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet. Sie sind exklusiver Systemlieferant, sogenannter „Single-Source-Lieferant", für das Ventiltriebsystem für die neue Daimler-Motorengeneration im Nutzfahrzeugbereich. Welche Bedeutung hat die Geschäftsbeziehung zu Daimler für Sie? Für uns war der Aufstieg vom Baugruppen- hin zum Systemlieferant bei Daimler ein Meilenstein und wir schätzen das Vertrauen von Daimler in unser Unternehmen. Die neue Motorengeneration Blue Efficiency Power OM 47X soll schrittweise die bisherigen schweren Daimler-Motoren ersetzen und wir sind als exklusiver Lieferant an jedem dieser Motoren beteiligt - u. a. deshalb rechnen wir mit einem sehr starken Wachstum in den kommenden Jahren. Mit der Einführung der Abgasnorm Euro-6 ab 2012 in Europa erwarten wir eine zusätzliche Belebung der Marktaktivitäten, weil die neue Motorgeneration diese Abgasnorm bereits erfüllt und zudem noch deutlich sparsamer ist. Im Geschäftsjahr 2010 erwirtschaftete MS bei Erlösen von 94,8 Millionen Euro ein operatives Ergebnis von 4,9 Millionen Euro. Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren? Wir rechnen allgemein in den nächsten Jahren mit verstärktem Wachstum. Wir sehen uns mit unserer derzeitigen Aufstellung in einer aussichtsreichen Position, erweitern derzeit unseren Produktionsstandort in Zittau und erwarten mittelfristig auch eine Expansion in den asiatischen und südamerikanischen Raum. Wir sind zu einem großen Teil mit langfristigen Lieferverträgen ausgestattet, welche uns eine gewisse Planungssicherheit verschaffen. Darüber hinaus haben wir insbesondere mit unseren hochinnovativen Produkten in der Ultraschallschweißtechnik, welche auch durch Patente geschützt sind, noch großes Wachstumspotenzial. Zu welchem Prozentsatz sind die Produktionskapazitäten derzeit ausgelastet? Seit Anfang des zweiten Quartals sind unsere Kapazitäten voll ausgelastet, diese werden jedoch kontinuierlich erweitert, um dem entsprechenden Wachstum Rechnung zu tragen. Darüber hinaus sind wir sehr flexibel aufgestellt, so dass wir Produktionsspitzen jederzeit mit Zusatzschichten auffangen können. Wie sieht Ihr Qualitätsmanagement aus? Wie gewährleisten Sie, dass den hohen Qualitätsanforderungen von Daimler & Co. dauerhaft gerecht werden? Wir haben ein integriertes Qualitätsmanagementsystem, welches auch nach den Normen ISO/TS 16949: 2002 sowie EN ISO 9001: 2008 zertifiziert ist - um den hohen Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden. Dies alles unter Einbeziehung der DIN ISO 14001, d.h. unter Berücksichtigung von Umweltaspekten. Unser Qualitätsbewusstsein, unsere Fertigungskompetenz und unsere Lieferpünktlichkeit werden von unseren Kunden auch geschätzt. Wir werden immer wieder zum A-Lieferanten gewählt, bei einigen Produkten auch zum Single-Source Partner. Am 28.06.2011 sind wir von MTU beispielsweise mit dem „Supplier Award 2010" als bester Fertigteil-Lieferant von insgesamt rund 1.700 Lieferanten ausgezeichnet worden, was unsere Qualitäts- und Lieferperformance eindrucksvoll bestätigt. Welche Bedeutung hat der zweite Geschäftsbereich Schweißtechnik für MS? Das Geschäftsfeld Schweißtechnik stellt für uns neben der Motorentechnik ein wichtiges Standbein zur Risikodiversifikation dar. Die Automobilhersteller halten unbeirrt an ihrer Modell- und Variantenpolitik fest, was für uns zu erhöhten Auftragseingängen führt. Wir sehen im Geschäftsfeld Schweißtechnik außerdem großes Wachstumspotenzial. 2009 haben wir begonnen, unsere Kernkompetenzen im Bereich der Ultraschallschweißtechnik auch auf die Verpackungsindustrie anzuwenden. Wir erhalten zu unseren auf der Verpackungsmesse interpack vorgestellten, hochinnovativen Produkten, welche alle gezielt mit Alleinstellungsmerkmalen entwickelt und patentiert wurden, sehr positive Resonanz aus dem Markt und schon infolgedessen enorme Möglichkeiten. Warum haben Sie sich dafür entschieden eine Anleihe zu platzieren? Was hat den Ausschlag für die Börse Frankfurt gegeben? Nach einer Prüfung unterschiedlichster Finanzierungsformen kamen wir zu dem Schluss, eine Anleihe zu begeben. Wir denken, dass wir aufgrund unserer strategischen Gesamtausrichtung zur Risikodiversifikation auch Abhängigkeiten von Finanzierungskanälen vermeiden sollten. Die Anleihe verschafft uns neben einer Planungssicherheit den notwendigen Handlungsspielraum, den wir für das angestrebte Wachstum benötigen. Unsere Muttergesellschaft GCI Industrie AG feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Börsenjubiläum an der Frankfurter Börse, daher bestehen entsprechende Kontakte und Erfahrungen an diesem Börsenplatz. Zudem ist Frankfurt unseres Wissens auch erste Anlaufstelle für internationale Investoren, welche die Transparenzkriterien wie die eines „Entry Standards" erwarten und schätzen. Mit dem Emissionserlös soll u.a. bestehendes Genussrechtskapital im Volumen von zehn Millionen Euro refinanziert werden. Für welche Projekte wollen Sie die weiteren Mittel verwenden? Denken Sie auch über Übernahmen nach? Für die auftragsbedingte Ausweitung der Kapazitäten werden Investitionen, insbesondere in Maschinen und Anlagen, erforderlich. Beispielsweise wird das Werk in Zittau deutlich ausgeweitet. Areal in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Gebäude wurde gekauft und wird derzeit für Kapazitätserweiterungen umgebaut, um weitere Äquivalente zu den räumlichen Gegebenheiten in Spaichingen nutzen zu können. Ein Teil des Emissionserlöses soll zudem zur Diversifizierung des Produktportfolios dienen. Übernahmen sind derzeit konkret nicht geplant, die Möglichkeit hierzu besteht jedoch. Was macht Sie so zuversichtlich, im aktuellen Marktumfeld das komplette Anleihevolumen in Höhe von 30 Millionen Euro zu platzieren? Wir erhielten auf unserer Roadshow sehr gute Resonanz von den Investoren. Wir sehen uns auch in einer sehr aussichtsreichen Position, mit großem Wachstumspotenzial. Am ersten Tag der Zeichnungsfrist konnten auch schon rund zehn Millionen Euro der Anleihe platziert werden, was uns sehr zuversichtlich stimmt, das gesamte Anleihevolumen zu platzieren. Abschließend noch eine Frage zu Ihren Plänen am Kapitalmarkt. Könnte mittelfristig auch ein Börsengang von MS ein Thema werden? Das Thema Börsengang wurde intern bei der Entscheidungsfindung zur Finanzierungsstruktur natürlich auch behandelt. Derzeit stellt ein Börsengang jedoch keine Alternative für uns dar. Wir wollen mit der Anleihe erste Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln und den Bekanntheitsgrad der MS steigern. Ob mittelfristig der Weg an die Börse gegangen wird, steht zum heutigen Zeitpunkt noch nicht fest. Herr Distel, vielen Dank für das Interview. Zur Depotbeimischung Die Maschinenfabrik Spaichingen steht vor einem Wachstumsschub. Nach Schätzungen von Close Brothers Seydler werden die Erlöse bis 2012 um mehr als 90 Prozent auf 181 Millionen Euro steigen. Das EBIT soll dabei überproportional um über 140 Prozent auf 11,8 Millionen Euro zulegen. Im Rahmen eines Unternehmensratings hat die Euler Hermes Rating GmbH die Gesellschaft mit dem Rating „BB" („stabil") bewertet. Weitere Details zur MS-Anleihe finden Anleger im Artikel vom 29.06.2011: „Der heimliche Daimler-Profiteur". Vor dem Hintergrund der positiven Wachstumsperspektiven der Gesellschaft bietet sich die 7,25-Prozent-Anleihe zur Depotbeimischung an. Quelle: http://www.deraktionaer.de/aktien-deutschland/...lastet--16512989.htm |