Die beim Facebook-Börsengang aufgetauchten technischen Probleme wiegen schwer. Deutlicher noch belastet das maximale Ausreizen des Aktienpreises das Papier. Die Aktie des Online-Netzwerks stürzt elf Prozent unter den Ausgabepreis
Das maximale Ausreizen des Börsengangs von von Facebook hat sich gerächt: Die Facebook -Aktie ist am zweiten Handelstag nach dem bislang größten Börsengang eines Internetunternehmens massiv unter den Ausgabepreis gerutscht. Sie fiel zwischenzeitlich bis auf 33 Dollar, ein Minus von 14 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag, der nur minimal über dem Ausgabepreis von 38 Dollar gelegen hatte. Zur Schlussglocke notierte die Aktie in einem günstigen Marktumfeld - der Nasdaq legte 2,5 Prozent zu - bei 34 Dollar, das sind 11 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag.
Der Absturz zeigt, dass Facebook und die Konsortialbanken den Preis beim weltgrößten Börsengang eines IT-Unternehmens überzogen haben. Eine der Hauptaufgaben der Banken um Konsortialführer Morgan Stanley im Rahmen des Börsengangs ist es, die Preisfindung und den Handel in den ersten Tagen so zu organisieren, dass Käufer des Börsenneulings nicht enttäuscht sind. Das ist sehr wichtig, um psychologisch den Weg für weitere Kurssteigerungen zu bereiten.
"Mit 38 Dollar war der Aktienpreis auf Perfektion getrimmt, in einer Weise, in der Risiken vernachlässigt wurden", sagte Brian Wieser von Pivotal Research dem Finanzsender CNBC. Er spielt damit darauf an, dass Altaktionäre wie Gründer Mark Zuckerberg maximal Kasse gemacht haben.
Facebook gerät nun aber in den Ruf eines Zockerpapiers - was künftige Kapitalerhöhungen erschweren könnte. Bereits am ersten Handelstag gab es Pannen und große Kursbewegungen. Zunächst verzögerte sich der Start an der Computerbörse Nasdaq wegen technischer Probleme. Händler beklagten außerdem Probleme bei der Abwicklung.
Die technischen Probleme wirkten bis Montag nach. Ein Teil der bei Handelsstart am Freitag eingegebenen Kauf- und Verkaufsaufträge sei noch immer nicht abgewickelt, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Berater von Smith Barney, dem Brokerhaus von Morgan Stanley . Die US-Bank hatte den Börsengang als Konsortialführer begleitet.
Die Technologiebörse Nasdaq OMX entschuldigte sich für die Panne und kündigte neue Verfahren für Börsengänge an, um eine Wiederholung des Debakels vom Freitag zu verhindern. Der Handelsauftakt hatte sich wegen Software-Problemen um rund 40 Minuten verzögert. Noch Stunden später wussten einige Investoren nicht, ob ihre Kauf- und Verkaufsaufträge ausgeführt worden waren.
Börsenchef Bob Greifeld stellte den Betroffenen eine Entschädigung in Aussicht. Sie könnte die Nasdaq bis zu 13 Mio. Dollar kosten, sagte Greifeld am Sonntag. Die Aktie des Börsenbetreibers legte am Montag ein Prozent zu - ein Zeichen, dass Investoren Vertrauen in die angekündigten Reformen setzen.
Stützungskäufe bleiben aus
Die Facebook-Aktie war am Freitag zwar bis auf 45 Dollar gestiegen, rutschte anschließend aber mehrmals bis auf 38 Dollar. In diesen Situationen stützten die Banken offensichtlich den Kurs. Am Montag verzichtete die Bank dann auf Stützungskäufe. "Die Konsortialbanken haben wohl aufgehört, Aktien zu kaufen", sagte Max Wolff, Analyst bei Greencrest Capital. Am Montag ging es dann erneut abwärts. Der Absturz dürfte nicht allein auf die technischen Probleme zurückgehen. Schon seit langem gibt es bei aller Euphorie über das rasant wachsende Netzwerk mit mehr als 900 Millionen Mitgliedern auch warnende Stimmen. Denn die Geschäftszahlen fallen bislang eher bescheiden aus: Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen 3,7 Mrd. Dollar Umsatz und 1 Mrd. Dollar Gewinn. Die wichtigste Einnahmequelle ist Werbung.
Umso ungünstiger für Facebook war, dass der Autokonzern General Motors kurz vor dem Börsengang den Abbruch seiner Anzeigenkampagne auf dem Netzwerk bekanntgab. Die Kunden würden über Facebook nicht erreicht, teilte das Unternehmen mit. Überdies kommunizieren immer mehr Nutzer per Smartphone mit ihren Facebook-Freunden - ein Handy-Bildschirm bietet aber viel weniger Platz für Werbung.Der Absturz der Facebook-Aktie macht sich besonders stark beim frisch verheirateten Unternehmensgründer Mark Zuckerberg bemerkbar. Er ist mit 503,6 Millionen Aktien der größte Anteilseigner. Damit schmälert ein Kursverlust von einem Dollar sein Vermögen um rund 500 Mio. Dollar. Zuckerberg ist gleichwohl Multimilliardär.
Bei 38 Dollar je Aktie ist Facebook mit 104 Mrd. Dollar bewertet. Das entspricht dem 50-Fachen des für 2012 geschätzten Gewinns oder rund 25 Mio. Dollar pro Mitarbeiter. Die Bewertung bezeichnete Richard Greenfield, Analyst beim Broker BTIG, auch nach dem Kurssturz als "unattraktiv".
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