(...)Es war nur ein kurzer Post in einem Onlineforum. Aber er enthielt Sprengstoff: Ich möchte hier vollkommen wertfrei und neutral darauf aufmerksam machen, dass E&Y nicht uneingeschränkt testieren wird, schreibt der Nutzer Lilalaunebaer am Morgen des 10. Juni, genau acht Tage vor dem Absturz Wirecards, auf finanzen.net, einem der größten deutschen Anlegerportale.
Die Wirecard-Geschäftsführung habe nach mehrmaligen Aufforderungen und Nachbesserungen bis heute nicht die erforderlichen Nachweise erbringen können, woher erhebliche Summen als Sicherheiten auf Treuhandkonten stammen. Woher ich diese Kenntnis habe, bleibt mir überlassen, heißt es in dem Beitrag weiter. Mitarbeiter hätten diesen Wissenstand auch an Leerverkäufer weitergegeben. Näheres wird am 18.06.2020 bekanntgegeben, schließt der Nutzer.
Die Moderatoren des Forums reagieren sofort: Der Post wird gelöscht, kurz darauf der Account des Nutzers deaktiviert. Doch bis heute findet sich die daraufhin startende Debatte im Netz. Ein Account, der vor zehn Minuten erstellt wurde, gibt uns allen Insiderinfos, dass es kein Testat gibt. 100 Prozent vertraulich Leute, alle verkaufen, ätzt ein Nutzer. Einfach nur noch lächerlich, schreibt ein anderer. Ein Dritter droht: Sehr geehrter Lilalaunebär, eine Anzeige gegenüber einer Polizeidienststelle in BW ist raus.
Im Forum ist die Episode schnell vergessen. Doch nach dem, was Wirecard am 18. Juni bekanntgeben sollte dass nämlich Nachweise über 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten gefälscht sind, immerhin ein Viertel der Bilanzsumme , erscheint sie heute in einem völlig anderen Licht.(...) |