Sehr amüsant, wie die Wirecard kritische Fraktion versucht, die KPMG Sonderprüfung in allgemeiner Erwartung eines für WDI positiven Ergebnisses zu diskreditieren. An alle, die das als sachliche Argumentation auffassen: lasst Euch nicht blenden. Das ist der letzte Strohalm um Verunsicherung zu schüren, um die Kurswucht nach oben im Falle eines unkritischen Berichts etwas zu dämpfen. Unwissenheit ist das nicht, dazu sind die Jungs betriebswirtschaftlich überwiegend zu gebildet sowie die Argumente zu fadenscheinig und konstruiert. Und nun konkret zu den „Argumenten“ unserer Shorties:
1) „KPMG kann ohnehin keinen Fraud entlarven“ Aber selbstverständlich können sie das. Bei einer klassischen Jahresabschlussprüfung kann systemischer Betrug, der flächendeckend von Controlling und Accounting versucht wird zu vertuschen, durchaus mal nicht auffliegen. Das hat die Vergangenheit bewiesen. Eine explizite Sonderprüfung ist dort völlig anders gelagert, da ein konkreter Verdacht im Raum steht. Hier bleibt es nicht bei den üblichen Stichproben. Und kleinste Ungereimtheiten der Umsatzlegung werden tiefgründig durchleuchtet. Hier wird sich kein Uniabgänger wie bei einer JA-Prüfung bei Rückfragen vom Head of Accounting kurz abspeisen lassen. KPMG wird bei so einem öffentlichkeitswirksamen Mandat definitiv eine seniore Truppe schicken. Die drei Partner sind an der Stelle von sekundärer Bedeutung, da gehts nur um die Aussenwirkung - die legen ja nicht selber Hand an. Relevant sind die Manager/Senior Manager auf dem Projekt, und hier kann sich KPMG nicht leisten mit zu wenig Erfahrung ins Rennen zu gehen. Die Erfahrung der Partner ist natürlich bei der finalen Formulierung des Gutachtens ein Mehrwert. Zudem kann man Scheinumsätze über die liquiden Mittel natürlich plausibilisieren. Bilanz/GuV/Cash sind ein geschlossener Kreis und müssen stimmig sein. Und Cash-Bestände sind harte Fakten („profit is opinion, cash is fact“).
2) „KPMG wird für den ex-Kollegen Markus Braun ein Gefälligkeitsgutachten erstellen und durchwinken.“ Kurzum, nie und nimmer wird das KPMG tun, vollkommen abwegig. Wegen einem einzelnen Mandat im niedrigen Millionenbereich wird KPMG nicht seinen Ruf riskieren und die Prüfer im Einsatz nicht ihre Karrieren, so kurzsichtig sind sie nicht. Auch würde ich nicht das Berufsethos von WPs nicht unterschätzen. Warum? Weil ich überwiegend sehr honorige Kollegen aus dem WP Bereich kenne. Man muss ja fast eine Art Korrektheitsfetischist sein, um durch die WP Mühle zu gehen. Wegen dem schnellen Geld sicher nicht, da wird man Berater Natürlich ist auch hier wieder ein Unterschied zur turnusmäßigen JA-Prüfung zu sehen. Dort können kleinere Fehlbuchungen natürlich im Nachgang glattgezogen werden und ein Prüfer steht immer ein Stück weit im Widerspruch zwischen Prüfauftrag und Zufriedenheit des Kunden, von dem man schließlich beauftragt und bezahlt wird. Ein großes über Jahre laufendes Mandat zu verlieren weil man zu „unbequem“ prüft ist daher natürlich nicht gewollt. Die Sonderprüfung ist wiederum ein völlig anderer Fall - keine dauerhafte Kundenbeziehung und es steht für den WP enorm viel Reputation auf dem Spiel. Insbesondere für KPMG. Als ehemaliger WP Platzhirsch in Deutschland bei DAX Konzernen haben sie aufgrund der eingeführten Prüferrotation einige große Mandate eingebüßt. Aus Imagegründen ist hier ein Arbeitsergebnis, bei dem keine Nachlässigkeiten ans Licht kommen, zwingend notwendig, will man künftige top Mandate für sich gewinnen. Zudem, Markus Braun war Projektleiter im Beraterzweig von KPMG von 1998-2001. Wer glaubt, dass dort engste Seilschaften zum heutigen WP Bereich bestehen, hat von dem Geschäft keine Ahnung. Auf Partnerlevel ist man innerhalb einer BigFour natürlich bestens verdrahtet. Auf seinem damaligen Level hat man zwischen den Bereichen Audit/Tax/Advisory kaum Verbindungen, man ist ja auch quasi nur beim Kunden. Und dazu bei den Fluktuationen in den BigFour, da dürfte kaum bis keine Verbindung mehr bestehen.
3) „Der KPMG Bericht wird bei positivem Ausgang für Wirecard ein non-Event“ Das sehe ich entschieden anders. Presse, Analysten, Instis, überall wird bezogen auf die aktuelle Unsicherheit, welche die Fundamentaldaten derzeit außer Kraft setzt, auf den Bericht verwiesen. Somit ist ein positives Ergebnis keineswegs eingepreist. Ich verweise da gerne auf den Bericht von Rajah & Tann zu Singapur, welcher dieses Jahr eine massive Kurserholung nach sich zog. Und an der Reputation von KPMG sollte ggü. R&T kein Nachteil bestehen. R&T ist was man so liest sicherlich eine exzellente Adresse in Singapur und Südostasien, jedoch mit 700 MA ggü. dem Tanker KPMG mit >200.000 MA global doch eher ein unbekannter Zwerg. Ein Gutachten von KPMG hat Gewicht. Punkt.
Sehr konservativ geschätzt dürfte m.E. der Kurs bei tadellosem Ergebnis binnen Minuten um etwa 20% anspringen. Wahrscheinlicher sind wohl eher >30%. Ich spreche aus mehrjähriger Erfahrung aufgrund von Tätigkeiten im Finance zweier DAX Konzerne sowie im Corporate Finance einer BigFour und bin daher bezogen auf meinen Post wohl Insider. Eigentlich halte ich mich aus diesen müßigen Diskussionen mit den Shorties hier raus, aber das musste mal gesagt sein.
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