unified commerce bzw. "land and expand" geht aber zu einem geringen Teil ohne value-adds. Und was ohne value-adds auch nicht geht ist "to expand share of wallet and displace competitors". Die geringe churn rate ist ja typisch für alle Zahlungsdienstleister, denn so etwas wechselt man nicht einfach so. Wenn, dann muss das Angebot ja mehr können als alle anderen und hierzu entwickelt Adyen einfach nichts/viel zu wenig. Ich habe schon so oft über Adyen geschrieben und mir deren Berichte und Präsentationen angeschaut. Knapp die Hälfte Ihres TX und damit auch des Umsatzes machen sie nur mit 10 Kunden. Das werden die großen Plattformen sein und die brauchen keine value-adds. Die wollen es nur günstig. Und die anderen 50% sind eher travellastig, als retaillastig. Gerade das Travelexposure ist größer als bei WDI, wie man im Vergleich der Q1/20-Zahlen erkennen konnte. H&M ist einer der weniger Retailkunden von Adyen, und HM ist zudem an Klarna beteiligt. Und mit wem ging Klarna kürzlich eine Koop ein? Mit WDI! Das sind aber alles nur nette Nebeninfos.
Das eigentlich Thema ist doch: Wenn man fast 50% seines Geldes mit wenigen Kunden verdient, dann widmet man ihnen die meiste Aufmerksamkeit und orientiert sich an ihren Wünschen. Deren Wunsch ist es, die Zahlungsabwicklung möglichst günstig zu haben. Und die Kosten kann man nur niedrig halten, in dem man spart; z.B. in der F&E. Ohne die aber wird man auf Dauer uninteressanter für die anderen 50%, denn ohne F&E keine value-adds. Die müssen die Kunden dann woanders einkaufen. Und das macht über eine gewisse Zeit Sinn, aber irgendwann wird der Punkt kommen; wo es sich nicht mehr rechnet oder wo es zu komplex wird. Und dann ist WDI besser, weil one-stop-shop. Hier kriegen sie alles aus einer Hand. Was WDI also nun für die nächsten Jahre beabsichtigt, ist, mittels Daten Erkenntnisse zu generieren und damit dann Kostensenkungen und Umsatzsteigerungen für die Kunden zu ermöglichen, für die man heute noch sowas wie Mouseflow, Google Analytics, GK, Criterio, etc. pp. nutzt. SO1 war der erste Schritt, weitere werden folgen. Und deswegen auch mein Gedankengang neulich, ob und wie WDI ein eigenes Werbesystem aufsetzen könnte. Natürlich entlang ihres eigenen Netzwerks mit nun 313k Händlern. Vergegenwärtigt euch die Vision 2025. WDI will natürlich weiterhin Geld mit Zahlungsabwicklung verdienen. Mehr als je zuvor. Nur wird der EBITDA von 1 Mrd. Euro dann nicht mehr 100% des EBITDAs sein, sondern nur noch 1/3. Oder eher: Das EBITDA mit der Zahlungsabwicklung wird sich bis 2025 verdoppeln auf 2 Mrd. Euro und dennoch nur 30% am Gesamtebitda ausmachen.
Diese anderen 70% müssen also irgendwo her kommen. Und selbst wenn dies nicht mit eigenen, komplett neuen Geschäftsfeldern gemacht wird, dann indirekt mit einer massiven Erhöhung des TX. Dies gelingt einerseits, weil generell mehr unbar bezahlt wird und zu dem B2C auch vermehrt B2B kommen wird; und andererseits durch ergänzende Maßnahmen, die das TX erhöhen. Sprich die zu mehr Umsatz, und geringeren Kosten führen. Sprich, höhere Conversionrate, häufigere Bestellungen, weniger Retouren/Forderungsausfälle, etc. Und all dies geht nur durch value-adds. Und da sehe ich langsam, aber stetig Adyen hinter WDI zurückfallen. |