Häufig in den Foren reden sich die Aktionäre ihr Aktie schön, obwohl eigentlich ein Forum dem Austausch dient, Argumente ausgetauscht werden damit man objektiv die Anlageentscheidung treffen kann.
Leider passiert es auch immer wieder dass in Wirtschaftszeitungen das gleiche geschieht obwohl man davon ausgehen sollte, dass bei diesen Zeitschriften wirtschaftskundige Journalisten tätig sind. Da sich die Wiwo nun einem Wirtschaftsteil zugewandt hat auf das ich spezialisiert bin, möchte ich den Anlegern und interessierten mehr Hintergrundinformation zur Verfügung stellen, damit jeder selbst entscheiden kann, welche Qualität die Information im folgenden Artikel haben.
BASF: Cleverer Mix aus Kerngeschäft, Börsengang und hoher Ausschüttung
https://www.wiwo.de/my/unternehmen/industrie/aktienanalyse-basf-cleverer-mix-aus-kerngeschaeft-boersengang-und-hoher-ausschuettung/30013550.html
Im ersten Drittel des Artikels versucht der Auto vorstandskonform darzustellen, dass wir Aktionäre weiterhin die gleiche Höhe der Dividende erhalten, auch wenn in den Jahren 24,25,26 die Dividende um 33% gekürzt wird, wir geduldid bis 2027 warten sollen bis (vielleicht) die Aktienrückkäufe beginnen. Dann wird die BASF zu einer neuen Nvidia und ungeahnte Kurssteigerungen eintreten (vorsicht Ironie), wobei der Autor es als Gott gegeben ansieht, dass Aktienrückkäufe zwangsläufig zu steigenden Kursen führt.
Und sollte BASF dann auch noch wie angekündigt ein Drittel seiner Ausschüttung in Zukunft in Aktienrückkäufe stecken, käme allein durch diese Maßnahme in einem Zeitraum von vier Jahren rechnerisch noch gut zehn Prozent Kurszuwachs hinzu.
Kernelement seiner Argumention ist die Agrarsparte und deren Börsengang
Der Joker hierbei ist die Agrarsparte. Allein im ersten Halbjahr holte BASF hier aus 5,4 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 1,17 Milliarden Euro. Das ist eine Ebitmarge von mehr als 20 Prozent. Kein Wunder, dass BASF für dieses Juwel mit einem Börsengang mittelfristig eine besonders wertschöpfende Lösung anpeilt.
Sollte etwa bis dahin in diesem Geschäft ein Umsatz von 12 Milliarden Euro zustande kommen, könnte das bei einer in dieser Branche durchaus möglichen zweifachen Umsatzbewertung einen Börsenwert von rund 25 Milliarden Euro bedeuten; also mehr als die Hälfte von dem, das aktuell die gesamte BASF auf die Waage bringt. Und da die Ludwigshafener von diesem lukrativen Geschäft nur einen Minderheitsanteil an die Börse bringen wollen, können sie das gesamte Geschäft weiterhin komplett in ihrem Konzernabschluss verbuchen. Damit vermeidet BASF eine gefährliche Verkleinerung und bleibt trotz der Konzentration auf das Kerngeschäft mit Abstand der größte Chemiekonzern weltweit.
Die Hintergrundinformationen hierzu sind, dass die Umsätze der Agrarsparte seit langem Rückläufig sind.
- Im ersten Halbjahr des Jahres 2024 sind die Umsätze um 11,5 % gesunken
https://www.fruitnet.com/fruchthandel/basf-weniger-umsatz-in-der-agrarsparte/261589.article
- Im jahr 2023 sind die Mengenumsätze um 6,5 % gessunken, und nur aufgrund höherer Preise um 8,2 % sind die Umsätze im Bereich Agriculture solutions nur um 1,8% gesunken.
https://bericht.basf.com/2023/de/zusammengefasster-lagebericht/segmente/agricultural-solutions/geschaeftsverlauf.html
Ich möchte hier gar nicht weiter die nächsten Jahre zurück einzeln präsentieren, aber anhand eines Artikels aus dem Jahr 2019 darstellen, wie groß oft die Diskrepanz zwischen Realität und Wunschträumen von Wirtschaftsjournalisten häufig sind.
Aufgrund der damals erfolgreichen Sparte Agriculture Solutions wurde im CHEMME ein Artikel veröffentlicht in dem folgendes geschrieben stand:
https://www.chemanager-online.com/news/basf-will-im-agrarbereich-ueberdurchschnittlich-wachsen
27.09.2019 -
Der BASF-Unternehmensbereich Agricultural Solutions strebt einen größeren Marktanteil sowie ein Wachstum einen Prozentpunkt über dem Agrarmarkt an. Bis 2030 will der Bereich ein Umsatzwachstum von 50% erzielen. Außerdem wird er signifikant zu dem Ziel des Konzerns beitragen, bis 2025 den Umsatz mit Accelerator-Produkten auf 22 Mrd. EUR zu steigern
Seit 2019 brechen der Agrarparte die Umsätze weg, wir sollten wie oben zu lesen ist, dieses Jahr 22 Mrd Umsatz erreichen, zur Erinnerung die Wiwo schreibt nun:
Sollte etwa bis dahin (2028 vom mir hinzugefügt) in diesem Geschäft ein Umsatz von 12 Milliarden Euro zustande kommen
Der wahre Grund des Börsenganges ist nicht dass hier eine Cashcow versilbert werden soll, sondern, rückläufige Umsätze, Schadensersatzklagen von Umweltverbänden, Verbote von Pflanzenschutzmitteln weltweit, und immer höhere F+E Kosten derer Entwicklung bei gleichzeitig rückläufigen Umsätzen, machen das Geschäft immer risikoreicher, und man sucht einen dummen der das Risiko teilt. Aber wer will sich schon so ein Agrarrisiko ans Bein binden, Monsanto ist allen ein gutes Negativbeispiel dafür, dass man von Agrarkonzernen mit hohen Schadensersatzrisiko besser die Finger lassen sollte, und die BASF war einer der größten Produzenten von Pestiziden im letzten Jahrhundert.
Die im Artikel in Aussicht gestellte Wertsteigerung der nächsten Jahre soll vorwiegend auf den tönernen Füßen des Börsengangs stehen, und die Agrarsparte soll dann bis 2028 Umsatz und Gewinn um 20% steigern, obwohl jeder sehen kann wie Anspruch und Wirklichkeit zwischen 2019 und 2024 verlaufen sind. Statt der geplanten und prognostizierten 22 Mrd € werden dieses Jahr 10 Mrd € Euro gemacht, bei rückläufiger Landwirtschaft, immer mehr Verboten von Produkten, die von der Politik aus dem Verkehr gezogen werden.
Der Artikel ist eine wünsch Dir was Auflistung aus "wenn-dann, könnte, wäre möglich" die nichts mit der Realität zu tun hat, und durch nichts aus den Datenreihen der Vergangenheit unterlegt werden kann. Erstens werden weiter Produktionen still gelegt wie der Bericht vom Juli zeigt, z.B.
Anfang Juli hatte BASF angekündigt, die Herstellung von Glufosinat-Ammonium an den Standorten Knapsack und Frankfurt einzustellen. Der Wirkstoff soll in Zukunft von Drittanbietern bezogen werden.
und wie die Stilllegung von Produktion zu Umsatz und Gewinnsteigerung führt weiß wohl nur der Autor. Außerdem geht er vollständig an der Realität der Landwirtschaft vorbei, da die BASF es im Jahr 2023 so auf die Spitze getrieben hat, wie der Artikel aus Top Agrar deutlich benennt, und die Bauern so ausgepresst hat, dass höhere Preise gar nicht mehr bezahlt werden können, da dann die Kosten für Pflanzenschutz über denen der erzielbaren Verkaufspreise liegen.
Im Bereich Dünge- und Pflanzenschutzmittel habe der Konzern dagegen "höhere Preise durchsetzen können", wie es im Bericht heißt. Anders ausgedrückt: Die Landwirte haben die höheren Preise geschluckt und gezahlt und so dem Unternehmen geholfen, dass das Minus nicht noch dicker ausfiel.
https://www.topagrar.com/markt/news/basf-meldet-umsatz-und-gewinneinbruch-nurbei-landwirten-wurde-kasse-gemacht-13439203.html.
Viele Landwirte sind gar nicht mehr im Stande die exorbitanten Preise für die Pflanzenschutzmittel der BASF zu bezahlen. Dazu kommt, dass allein dieses Jahr für 3 Mittel sofortige Anwendeverbote verhängt wurden. Inzwischen ist es Standart, dass regelmäßig pro Jahr Faxe eingehen mit einem sofortigen Anwendungsverbot für ein Pflanzenschutzmittel, und so beim entsprechenden Produzenten der Umsatz schlagartig zu 100% wegbricht.
Jeder muss selbst entscheiden wie er den Artikel der Wiwo wertet, aber die Hintergrundinfo sollte jeder Anleger kennen.
Hier nochmal der Wiwo Artikel in voller Länge:
https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/aktienanalyse-basf-cleverer-mix-aus-kerngeschaeft-boersengang-und-hoher-ausschuettung/30013550.html
In dem Moment, in dem BASF sein bisheriges Dividendenversprechen aufkündigt, kommt es erst einmal zu einer Enttäuschung an den Märkten. Genau das ist nun passiert – und BASF-Aktien sacken trotz einer nach vorne gerichteten strategischen Neuorientierung erst einmal ab.
Ohne Frage: Die überraschende Rücknahme der Dividende von 3,40 Euro je Aktie auf wahrscheinlich 2,25 Euro sieht auf den ersten Blick wie ein Tabubruch der Ludwigshafener aus. Haben sie doch in den vergangenen 25 Jahren ihre Ausschüttung nur zweimal zurückgenommen: Einmal in der Krise des Jahres 2001, dann in der Finanzkrise 2009. Und beide Male ging es danach mit der Ausschüttung gleich wieder nach oben.
Gut drei Milliarden Euro gab es im Frühjahr 2024 für BASF-Aktionäre an Dividende. Und, auch in Zukunft steht eine Gratifikation in dieser Höhe in Aussicht – aufgeteilt allerdings in zwei Milliarden Euro an direkten Dividenden und einer Milliarde via Aktienrückkäufe, auch wenn es die womöglich erst von 2027 an geben könnte.
Insgesamt sollten damit von 2025 bis 2028 rund 12 Milliarden Euro an Aktionäre fließen. Bei einem aktuellen Börsenwert von 40 Milliarden Euro und rechnerischen Einnahmen von drei Milliarden Euro wäre das immer noch eine stolze Gesamtrendite von mehr als sieben Prozent. Die Geschäftszahlen von BASF geben das durchaus her. Der Nettogewinn betrug im ersten Halbjahr trotz schwieriger Chemiekonjunktur 1,8 Milliarden Euro; der Finanzfluss aus dem operativen Geschäft lag mit 1,5 Milliarden Euro nicht wesentlich darunter. Dazu ist die Bilanz stabil. Die Eigenkapitalquote erreicht souveräne 44,5 Prozent; das Eigenkapital ist mit 36,7 Milliarden Euro fast so hoch wie der gesamte Börsenwert. Und dass es vor allem von 25,4 Milliarden Euro Sachanlagen unterfüttert ist, macht es gehaltvoll. Die Ratingagentur S&P hat erst vor wenigen Monaten mit einer stabilen Investmentnote A- die solide Finanzierung von BASF bestätigt. Konzentration auf Chemie, Agrarsparte als Börsen-Joker
Im Kern geht es darum, das Geschäft auf vier Schwerpunkte zu konzentrieren: Chemicals (Basischemikalien und Zwischenprodukte), Materials (Kunststoffe, Ammoniak, Laugen), Industrielle Lösungen (Harze, Additive, Kühlmittel) sowie Ernährung und Pflege (Inhaltsstoffe für Wasch- und Reinigungsmittel, Tenside, Vitamine, Enzyme). Insgesamt handelt es sich hier operativ um das chemische Kerngeschäft, in dem BASF schlichtweg Weltmarktführer ist.
Im vergangenen Jahr hat BASF in diesen vier Sparten zusammen etwa 40 Milliarden Euro Umsatz erzielt und 4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Wertveränderungen (Ebitda). Das ist kein herausragendes Ergebnis, doch wenn BASF sich auf diese um das Chemiegeschäft organisch versammelten Sparten konzentriert, und dabei über Stellenabbau oder Anlagenstilllegung die Kosten senkt, dürften die Margen ein gutes Stück höher ausfallen. Mit den übrigen Geschäftsfeldern will BASF unterschiedlich verfahren. Für die Oberflächentechnik und den Rohstoffhandel könnten Partner gesucht werden, womöglich gelingt auch ein Verkauf. Der Joker hierbei ist die Agrarsparte. Allein im ersten Halbjahr holte BASF hier aus 5,4 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 1,17 Milliarden Euro. Das ist eine Ebitmarge von mehr als 20 Prozent. Kein Wunder, dass BASF für dieses Juwel mit einem Börsengang mittelfristig eine besonders wertschöpfende Lösung anpeilt. Sollte etwa bis dahin in diesem Geschäft ein Umsatz von 12 Milliarden Euro zustande kommen, könnte das bei einer in dieser Branche durchaus möglichen zweifachen Umsatzbewertung einen Börsenwert von rund 25 Milliarden Euro bedeuten; also mehr als die Hälfte von dem, das aktuell die gesamte BASF auf die Waage bringt. Und da die Ludwigshafener von diesem lukrativen Geschäft nur einen Minderheitsanteil an die Börse bringen wollen, können sie das gesamte Geschäft weiterhin komplett in ihrem Konzernabschluss verbuchen. Damit vermeidet BASF eine gefährliche Verkleinerung und bleibt trotz der Konzentration auf das Kerngeschäft mit Abstand der größte Chemiekonzern weltweit. Für die nächsten Jahre kündigt Markus Kamieth einen Anstieg des operativen Gewinns (Ebitda) von gut acht Milliarden Euro (2024) in den Bereich von zehn bis zwölf Milliarden an. Netto entspräche dies bei den bisherigen Relationen einem Gewinn von etwa 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro. Das Geschäftsvolumen könnte über den Daumen gepeilt rund 60 Milliarden Euro erreichen: 45 Milliarden Euro im neuen Kerngeschäft, 12 Milliarden Euro im Agrarableger (die voll bilanziert werden), dazu vielleicht noch drei Milliarden an kleineren Zusatz- oder Restgeschäften. Bei einer dann gut möglichen Nettorendite von acht Prozent und der besonderen Bewertung des Agrargeschäfts könnte die gesamte neue BASF dann langfristig durchaus auf eine Umsatzbewertung von 1,0 bis 1,5 kommen. Das wäre ein Börsenwert von 60 bis 90 Milliarden Euro. Allein damit ließe sich für die Aktie ein Anstieg um 50 bis 100 Prozent analytisch untermauern. Und sollte BASF dann auch noch wie angekündigt ein Drittel seiner Ausschüttung in Zukunft in Aktienrückkäufe stecken, käme allein durch diese Maßnahme in einem Zeitraum von vier Jahren rechnerisch noch gut zehn Prozent Kurszuwachs hinzu. Fazit für die Aktie: Mit dem jüngsten Anstieg bis auf 47 Euro ist die BASF-Aktie bis an die Durchschnittslinie der vergangenen Börsentage gestiegen. Hiervon ist sie in einer ersten Reaktion auf die überraschende Dividendenkürzung erst einmal nach unten abgeprallt. Nun kommt es darauf an, ob sich die Aktie zwischen 42 und 45 Euro stabilisiert. Sollte danach der Anstieg über 46/47 Euro gelingen und die nächsten Quartalszahlen am 30. Oktober nicht schlecht ausfallen, könnte sich die zuletzt eingetrübte Stimmung gegenüber BASF wieder aufhellen.
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