Wie sich die Innogy-Spitze Eon widersetzt Von Sven Clausen
Oberflächlich haben Vorstand und Aufsichtsrat des Ökostrom-Anbieters Innogy den mächtigen kapitalstarken Energie-Koloss RWE und Eon die ganz große Schmach erspart. Deren Plan: RWE, die knapp 77 Prozent an Innogy hält, soll das ganze Aktienpaket an Eon verkaufen, auf dass der Rivale dann Innogy zerlegt und zum Teil wieder an RWE zurückgibt. Übrig bleiben sollen zwei aufgehübschte Großkonzerne und ein Ex-Hoffnungsträger, der erst vor wenigen Monaten an die Börse gegangen war. Das Ganze hatten Eon-Chef Johannes Teyssen und sein RWE-Kollege Rolf Martin Schmitz holzschnittartig über den Jahreswechsel festgelegt und Ende April bekannt gegeben, was Eon denn für eine Innogy-Aktie bis zum 6. Juli zu zahlen bereit ist: 38,40 Euro. An Tigges und seinen Kollegen war es nun, gegenüber ihren eigenen Aktionären eine Empfehlung abzugeben: Angebot annehmen und Aktie verkaufen oder ablehnen und Aktie behalten? Weil viele der Innogy-Spitzenkräfte eine lukrative Position bei RWE innehatten, innehaben oder innehaben wollen, schien die Sache klar. Das wird schon durchgewunken werden.Formal ist ein Kompromiss dabei herausgekommen: Dem flüchtigen Leser teilten Aufsichtsrat und Vorstand von Innogy in ihrer"gemeinsamen begründeten Stellungnahme" mit, auf eine Empfehlung zu verzichten. Eon und RWE seien einfach zu viele Details schuldig geblieben. Die genauen Pläne seien Geheimsache und deswegen schwer zu bewerten. Der Preis erscheine zwar auf den ersten Blick angemessen, erklärte Innogy. "Werden jedoch die weitreichenden Tauschgeschäfte zwischen E.ON und RWE in die Überlegungen einbezogen, können Vorstand und Aufsichtsrat die Angemessenheit des Angebots für die Minderheitsaktionäre nicht abschließend beurteilen."
Persönlich aber positionierten sie sich eindeutig, wie sich in dem Dokument weiter hinten nachlesen lässt: Auf der Seite 87 etwa dokumentieren die drei der sechs Innogy-Vorstände, die Aktien am eigenen Unternehmen halten, ihre persönliche Ablehnung: "Herr Uwe Tigges, Dr. Hans Bünting und Herr Arno Hahn beabsichtigen derzeit, das Angebot der Bieterin mit allen von ihnen jeweils gehaltenen innogy Aktien nicht anzunehmen", steht da.
Genauso geschlossen steht der Aufsichtsrat: "Sämtliche Mitglieder des Aufsichtsrats, die innogy Aktien halten (Herr Ulrich Grillo, Frau Maria van der Hoeven, Herr Michael Kleinemeier, Frau Martina Koederitz, Frau Monika Krebber, Herr Robert Leyland, Frau Meike Neuhaus, Herr Dr. Rolf Pohlig, Herr René Pöhls, Herr Pascal van Rijsewijk, Frau Gabriele Sassenberg, Herr Dr. Dieter Steinkamp, Herr Marc Tüngler, Frau Sarka Vojikovà und Frau Deborah B. Wilkens), beabsichtigen derzeit das Angebot der Bieterin mit allen von ihnen gehaltenen innogy Aktien nicht anzunehmen.
Nach aktueller Lage der Dinge kommt Eons Übernahmeplan für Innogy damit einer feindlichen Übernahme schon sehr nahe. Aber das hat RWE-Chef Schmitz und Eon-Vormann Teyssen bislang auch noch nicht gestört.
Hierzu siehe auch #496 und #497!
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