Heidelberg. Ralph Arns, Betriebsratsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, hat sich hinter die Entscheidung des Vorstands gestellt, im Wieslocher Stammwerk Kurzarbeit zu beantragen. Er könne das nachvollziehen, sagte der Arbeitnehmervertreter. Dabei sei ihm bewusst, dass diese Situation gewisse Unsicherheiten unter den mehr als 4000 Beschäftigten auslösen könne. "Wir hätten das gerne vermieden".
Bei dem weltgrößten Druckmaschinenbauer gibt es aufgrund der schwachen Auftragslage in Produktion und Montage mindestens bis Ende März Kurzarbeit. Parallel hat der Vorstand ein Wertsteigerungsprogramm angestoßen, das weitere Sparpotenziale finden soll.
Herr Arns, Heidelberger Druckmaschinen hatte zuletzt eigentlich wieder recht solide Geschäftszahlen vermeldet. Nun gibt es im Stammwerk Wiesloch wieder Kurzarbeit. Hat Sie das überrascht?
Das war für mich natürlich nicht völlig überraschend, da der Auftragseingang in den letzten Wochen schlechter war als Mitte des vergangenen Jahres. Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass unser Auftragsvorrat langsam abschmilzt und dass wir in die Kurzarbeit kommen könnten. Das ist jetzt passiert, wenn auch in einem sehr ausgeprägten Ausmaß.
Welchen Umfang hat denn die Kurzarbeit?
Der Umfang beträgt zunächst drei Monate und betrifft die Bereiche Montage und Fertigung. Rund 1500 Beschäftigte sind damit in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung sind ausgenommen.
Worauf führen Sie die Probleme zurück?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen natürlich die schwächelnde Weltkonjunktur, die aktuell auch viele andere Unternehmen belastet. Dann haben wir die angespannte geopolitische Lage mit mehreren Kriegen und die Probleme in China. Das hält viele unserer Kunden von Investitionen ab. Und das macht sich leider bei unserem Auftragseingang bemerkbar.
Können Sie die Entscheidung der Geschäftsführung, Kurzarbeit zu fahren, also nachvollziehen?
Ja, das kann ich. Wir haben die Maßnahme als Betriebsrat ja auch genehmigt. Es ist ein notwendiges Instrument, um die Belegschaft zu halten. Wohl wissend, dass es für die Kolleginnen und Kollegen sehr schmerzlich ist und finanzielle Einbußen mit sich bringt. Zudem ist uns natürlich klar, dass die Maßnahme wieder gewisse Unsicherheiten auslöst, was wir gerne vermieden hätten. Das ist aber bedauerlicherweise unumgänglich.
Gehen Sie davon aus, dass drei Monate Kurzarbeit reichen werden?
Das ist natürlich schwer zu sagen. Der Auftragseingang ist im Moment sehr volatil. Zudem haben wir Ende Mai unsere wichtige Branchenmesse "Drupa", in dessen Vorfeld eine gewisse Kaufzurückhaltung aufseiten der Kunden typisch ist. Die Messe selbst kann dann aber einen neuen Auftragsschub bringen.
Der Vorstand hat im vergangenen Sommer ein Wertsteigerungsprogramm angekündigt. Auf der Suche nach Einsparpotenzialen will er jeden Stein umdrehen. Angeblich könnten sogar Produktion verlagert und Teile künftig zugekauft werden. Befürchten Sie einen weiteren Personalabbau?
Jetzt haben wir ja erst einmal Kurzarbeit, währenddessen ein Stellenabbau schon rechtlich ausgeschlossen ist.
Konkrete Verhandlungen mit der Geschäftsleitung über einen Stellenabbau gibt es aber nicht, oder?
Nein.
|