Ein Volk von Trinkern

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neuester Beitrag: 12.11.02 23:58
eröffnet am: 12.11.02 13:42 von: vega2000 Anzahl Beiträge: 13
neuester Beitrag: 12.11.02 23:58 von: ruhrpottzock. Leser gesamt: 1509
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12.11.02 13:42
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Clubmitglied, 50048 Postings, 8627 Tage vega2000Ein Volk von Trinkern

Vier Millionen Deutsche sind Alkoholiker – manchen treibt ein falscher Entzug erst richtig in die Suchtspirale.
Die Zahlen sind alarmierend: Zwei bis drei Prozent der Deutschen über 18 Jahre sind alkoholkrank. Weitere vier von hundert gelten zwar nicht als abhängig, aber haben durch den Stoff aus der Flasche bereits ihre Gesundheit geschädigt, belasten durch Alkoholmissbrauch ihre sozialen Beziehungen oder vernachlässigen ihren Beruf, wie Experten anlässlich einer internationalen Konferenz „Alkohol am Arbeitsplatz“ in Saarbrücken warnten. Insgesamt bräuchten mehr als vier Millionen Deutsche professionelle Hilfe (1). „Wir sind ein Volk von Trinkern“, kommentiert der Mannheimer Suchtforscher Karl Mann.

Mangelhafte Therapie

Verschlimmert wird die Misere durch die oft mangelhafte Therapie. Zwar gebe es erfolgreiche Methoden, betont Mann, der erst kürzlich ein Buch über „Neue Therapieansätze bei Alkoholproblemen“ herausgegeben hat (2). Langzeitstudien zufolge bleiben immerhin vier von zehn Alkoholabhängigen mehr als zehn Jahre trocken, wenn sie sich einer mehrmonatigen Entwöhnung in einer Fachklinik unterziehen. „Aber nur ein Bruchteil der Patienten bekommt eine derart qualifizierte Therapie“, beklagt Mann.

Die meisten Betroffenen würden vielmehr von nicht speziell ausgebildeten Ärzten behandelt, die sich in der Regel auf die körperliche Entgiftung beschränken. Dabei werden die Entzugssymptome wie Schweißausbrüche, Herzrasen oder Verwirrtheit mit Medikamenten gemildert.

Psyche muss berücksichtigt werden

„Das reicht natürlich nicht aus“, moniert Mann. Zwar sei die Entgiftung der erste Schritt aus der Sucht. Doch wenn keine spezielle psychotherapeutische Betreuung folge, sei das Scheitern programmiert: 95 Prozent der Patienten erleiden dann über kurz oder lang einen Rückfall.

Neurobiologische Mechanismen

Eine Kette von erfolglosen Behandlungen aber kann den Patienten noch weiter in die Suchtspirale treiben. Ein Grund dafür liegt in den neurobiologischen Mechanismen der Abhängigkeit. So ist inzwischen gut belegt, dass Alkohol einerseits in das „Belohnungssystem“ des Gehirns eingreift. Indem er dort verschiedene Signalsubstanzen freisetzt, sorgt er für angenehme Gefühle. Andererseits dämpft die flüssige Droge die Aktivität der Nervenzellen, indem sie spezielle Bindungsstellen für den Neurotransmitter Glutamat blockiert.

Bleibende Schäden im Gehirn möglich

Bei Entzug des Stoffs schwingt das Pendel in die entgegengesetzte Richtung: Die Nervenzellen werden übermäßig erregt, Kalzium-Ionen strömen exzessiv in die Zellen, sodass diese absterben. Das aber hinterlässt womöglich bleibende Schäden und macht das Gehirn für weitere Entzugsphasen umso empfindlicher(3): Tierexperimente haben gezeigt, dass wiederholte Entzüge die Angstgefühle potenzieren, die mit dem Alkoholentzug verbundenen sind. Zudem würden die gefürchteten Krampfanfälle häufiger, sagt Mann. „Es ist nicht gleichgültig, ob jemand drei oder 13 Entgiftungen mitmacht.“ Die Chancen für einen dauerhaften Erfolg schwänden mit jedem erneuten Anlauf.

Neue Medikamente

Diesen Teufelskreis könnten indes neuere Mittel zur Suchttherapie wie Naltrexon und Acamprosat überwinden helfen. Die so genannten Anti-Craving-Substanzen lindern das Verlangen nach der Droge (Craving) und verringern dadurch die Rückfallquote. Mehrere Studien aus den vergangenen Jahren hätten belegt, dass Acamprosat knapp jedem dritten Abhängigen zu einer längerfristigen Abstinenz verhelfe, berichtet Mann. „Eingesetzt wird das Mittel in Deutschland jedoch kaum.“ Viele Ärzte wüssten zu wenig über Suchtmedizin, andere fürchteten die Kosten von 3,50 Euro täglich für mehrere Monate.

Die Pulle im Schreibtisch

Dass sich diese dennoch auszahlen können, haben belgische Forscher von der Freien Universität Brüssel allerdings schon vor zwei Jahren vorgerechnet: In einer Untersuchung mit rund 450Alkoholkranken ließen sich durch den Einsatz von Acamprosat innerhalb von zwei Jahren sogar mehr als 500 Euro pro Patient einsparen. Denn ein Teil der oft sehr kostspieligen Rückfallbehandlungen im Krankenhaus wurde durch die Arzneitherapie unnötig (4).

Vorbeugung

Präventionsmaßnahmen könnten vor allem auch am Arbeitsplatz greifen. Hier ist der Alkoholmissbrauch überdurchschnittlich hoch. Vier bis sieben Prozent aller Berufstätigen gelten als alkoholabhängig. „Jeder Zehnte trinkt regelmäßig am Arbeitsplatz“, sagt Ludwig Rainer vom Institut für Betriebliche Suchtprävention in Berlin. Um den Konsum zu senken, sollten nicht nur Alkoholverbote aufgestellt werden. Es sei auch entscheidend, dass Führungskräfte lernen, mögliche Probleme unbefangen und klar anzusprechen.

Dass sich das lohnt, bestreitet inzwischen kaum noch jemand. Immerhin würden zehn bis dreißig Prozent aller Arbeitsunfälle durch Alkohol verursacht, schätzt Ludwig Rainer. Zudem leiden geistige Leistungsfähigkeit und Qualität der Arbeit schon bei 0,3 Promille – ohne dass der Betroffene selbst das merkt. Und dieser Pegel ist schnell erreicht: etwa mit zwei Glas Sekt oder einer Flasche Pils.

Süddeutsche

ariva.de  

12.11.02 13:43

18298 Postings, 8435 Tage börsenfüxleinhiggs o. T.

12.11.02 21:12

269 Postings, 7972 Tage FacelessUnd täglich werden es mehr....

Die tägliche Aufnahmestatistik in Krankenhäusern beweist es, aber kaum jemand der Betroffenen ist bereit für eine Therapie, und das Ganze geht von vorne los.
 

12.11.02 21:55

233 Postings, 8666 Tage tztzJahwollll-

Der Versuch, davon loszukommen, macht erst richtig süchtig. Finde ich sehr aufschlussreich.

rüülps

 

12.11.02 22:07

24273 Postings, 8870 Tage 007BondIst doch kein Wunder:

Die Politik ist doch nur noch im Suff zu ertragen *g  

12.11.02 23:03

7089 Postings, 8052 Tage MützenmacherHab heute schon meinen dritten AVO

Apfelsaft mit Wodka(Moskovskaya).
Was hat Wer gesagt? Bin Umfallen.

Müthze  

12.11.02 23:05

179550 Postings, 8241 Tage GrinchNa ich bin sooo besoffen das ich

"ein Volk mit Tripper!" gelesen hab.. PROOOOOST!!!




 

12.11.02 23:08

7089 Postings, 8052 Tage MützenmacherDa freid si da Grinchi üba sei neies Giftmandal

Gelle? hickssss  

12.11.02 23:48

19279 Postings, 8892 Tage ruhrpottzockerWas nicht berauscht und agressiv macht, das ist:


Eiskaffee !

Da ist die eigentliche Gefahr !

ariva.de  

12.11.02 23:52

16074 Postings, 8190 Tage NassieHallo RZ

Bist du jetzt auf dem Abstinententrip ?  

12.11.02 23:54

19279 Postings, 8892 Tage ruhrpottzockerIn jeder Beziehung, Nassie, in jeder !!

12.11.02 23:56

16074 Postings, 8190 Tage NassieDas hört sich ja schlimm an

Kann ich dir helfen ?  

12.11.02 23:58

19279 Postings, 8892 Tage ruhrpottzockerWieso, Nassie ?


Für 3 Minuten lohnt sich datt doch nich ! Dann iss morgen ! Hahahaha !

ariva.de  

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