Düsseldorf (vwd) - Der früheren Mannesmann AG ist nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Düsseldorf durch Untreue ihres Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser und führender Aufsichtsräte ein Schaden von mindestens 39 Mio EUR entstanden. Möglicherweise werde die Summe im Laufe des zu erwartenden Gerichtsverfahrens auf bis zu 57 Mio EUR ansteigen, erläuterten die Ermittler am Dienstag bei der Vorstellung ihrer Anklageschrift gegen Esser und fünf weitere Beschuldigte. Ihnen wird vorgeworfen, im Zuge der Übernahme von Mannesmann durch den Mobilfunkkonzern Vodafone vor drei Jahren zum einen "Anerkennungsprämien" von zusammen 24,5 Mio EUR veranlasst zu haben.
Zum anderen bezieht sich der Vorwurf der Untreue auf Abfindungen für so genannte Alternativpensionen für frühere Vorstände oder deren Hinterbliebene. Hier geht die Staatsanwaltschaft von einem Mannesmann zugefügten Mindestschaden von 14,3 Mio EUR aus. Unklar ist, inwieweit weitere 17,9 Mio EUR an derartigen Abfindungen, die ebenfalls ausgezahlt worden waren, noch hinzugerechnet werden müssen. Die exakte Höhe des entstandenen Schadens müsse der Hauptverhandlung vorbehalten bleiben erklärten die Staatsanwälte vor der Presse. Aus der Anklage ausgeklammert sind zudem so genannte Verbleibeprämien von noch einmal 51 Mio EUR.
Die Ermittler sehen nach den Worten des Leitenden Oberstaatsanwaltes Hans-Reinhard Henke einen "hinreichenden Tatverdacht" gegen die Beschuldigten, zu denen neben Esser unter anderem der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, und der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel gehören. Beide waren seinerzeit im Mannesmann-Aufsichtsrat. Bei vorläufiger Tatbewertung bestehe die "Wahrscheinlichkeit einer späteren Verurteilung", sagte Henke. Die Höchstrafe für das Delikt "Untreue in einem besonders schweren Fall" sei zehn Jahre Gefängnis. Henke bezeichnete das Verhalten der Angeklagten als "eine Art Käuflichkeit".
Die Staatsanwaltschaft habe in der Anklageschrift zum Ausdruck bringen wollen, dass ein "Umschwenken" der Beteiligten vom Widerstand in eine Befürwortung der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone "mit Geldzahlungen verbunden" gewesen sei. Die Ermittler gingen davon aus, dass Esser und der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Funk - sein Vorgänger im Vorstandsvorsitz - gemeinsam die Anerkennungsprämien und die Pensionszahlungen hätten erreichen wollen, sagte Henke. Er erwarte, dass es zu einem Hauptverfahren kommen werde. Auf die Staatsanwaltschaft sei während der Ermittlungen kein "illegaler Druck" ausgeübt worden, betonte Henke. |