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52 Min.
Antwort an
@csFraudAnalysis
und
@bachmann_gregor
auf das Thema "Die Rolle der Medien" bin ich noch gar nicht eingegangen. Hierzu verweise ich auf den spannenden Vortrag von Professor Dr. Dierlamm im November 2021 über den Einfluss der Medien auf ein Strafverfahren am Beispiel wirecard.
#wirecard
csfa.
@csFraudAnalysis
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1 Std.
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@bachmann_gregor
Sehr geehrter Herr Bachmann!
Die Zunft der Gutachter nimmt im Fall Wirecard eine gewisse Rufschädigung in Kauf, weil Gutachten erstellt werden, die nicht den Sachverhalt objektiv klären, sondern die ein zuvor umrissenes Ergebnis bestätigen sollen und - damit das auch auf jeden Fall, gelingt - auch noch beschränkt werden auf eine Datengrundlage, die vom Ersteller des Gutachtens zur Verfügung gestellt wird.
Die Öffentlichkeit bekommt davon wenig mit, das ist ein Glück für die Gutachter, in einigen Fällen bin ich aber wild entschlossen, dieses Thema öffentlich zu diskutieren.
Beispiele sind Gutachten im Zusammenhang mit der Insolvenz der wirecard, angefangen beim
Insolvenzgutachten selbst. Als durchaus kundiger Beobachter kann ich da nur den Kopf schütteln.
Weitere Gutachten bauen dann ihrerseits auf diesen Gutachten auf, so wie letzte Woche ein Gutachten zum "Schaden der Banken", das aus meiner Sicht fast als Missbrauch des Gutachters angesehen werden kann. Wenn die Gutachter dieses Spiel allerdings mitmachen, frage ich mich, was ihre Berufsauffassung ist.
Das Gutachten von Wilhelm Hauser habe ich nicht gelesen, was ich darüber allerdings in der öffentlichen Hauptverhandlung erfahren habe, macht mich fassungslos.
Wir werden hoffentlich in der nächsten Woche konkrete Fragen zu diesem Gutachten erleben, sofern sie der einseitige und befangene Vorsitzende Richter zulässt.
Das Thema Gutachter und wirecard ist bereits seit 2008 ein sehr trauriges Kapitel, angefangen bei dem nie veröffentlichten Gutachten der wirtschaftsprüfer von EY 2008 über die Gutachten innerhalb der Nichtigkeitsklage des
@die_sdk
gegen den Geschäftsbericht 2007 bis hin zum vollkommen überschätzen Gutachten von KPMG, an dem der letzte CEO James Freis zurecht harsche Kritik übte.
Ich weiß ja nicht, inwieweit Ihnen diese Sachverhalte bekannt sind, ich kann Ihnen nur raten, sich den Prozess in Stadelheim sehr genau anzuschauen.
Nach meiner festen Überzeugung handelt es sich um den größten mir bekannten Justizskandal der Bundesrepublik mit einer ganzen Palette höchst spannender juristischer Fragen auch für die Forschung:
- die unrechtsstaatliche Entstehung der Anklageschrift durch eine mehrfach befangene Staatsanwaltschaft
- das besondere Näheverhältnis zwischen Kammer und Anklage
- das besondere Näheverhältnis zwischen Anklage und dem Kronzeugen
- die komplett fehlende Berücksichtigung seines eigenen Eröffnungsbeschlusses durch den Vorsitzenden Richter
- die konsequente Weigerung des Vorsitzenden Richters, eine neutrale Beweiserhebung durchzuführen
- die ständigen einseitigen Störmanöver des Vorsitzenden Richters gegen die Verteidigung
- die absolut ungewöhnliche Sonderbehandlung eines Angeklagten inklusive des kompletten Verzichts auf eine kritische Befragung sowohl zur Sache allgemein als auch zu seiner Rolle und seinen Aussagen als Kronzeuge
- die komplette Verweigerung der Kammer gegenüber Tatbildhypothesen außerhalb der Konstruktion der Anklage
- die absolute Passivität der anderen Richter
und so weiter und so fort
Schauen sie sich diesen Fall an, schauen Sie sich dieses Verfahren an, ich habe weder jemals so ein Verfahren erlebt noch ist mir ein annähernd unfassbares Verfahren aus der deutschen Gerichtsliteratur bekannt.
wir können gerne einmal darüber sprechen, ich möchte Sie noch einmal darum bitten und Sie ermuntern, diesen Fall genauer anzusehen. Da könnten sie womöglich ein ganzes Dutzend Themen für juristische Arbeiten Ihrer Studenten finden.
Liebe Grüße aus München!
#wirecard #justizskandal
https://fontaane.wordpress.com/2024/12/31/...d-und-rechtsphilosophie/