Deutsche Staatsanleihen -wer hätte das gedacht- bleiben wie Sauerbier in den Regalen liegen, keiner will sie kaufen: die niedrigen Zinsen schrecken die Käufer ab, seine bislang so gute Bonität wird für Deutschland zum Rohrkrepierer.
Zitat aus einem WELT-Artikel der Autoren J. Dams, F. Eder und H. Zschäpitz:
"Bei der Auktion zehnjähriger Bundesanleihen fand die deutsche Finanzagentur nicht genügend Käufer für das Volumen von sechs Milliarden Euro. Gebote lagen lediglich für 3,889 Milliarden Euro vor, auf den restlichen 2,1 Milliarden Euro blieb der Bund sitzen. „Das ist nun eine Existenzkrise für den Euro, nicht weniger“, meinte Sony Kappoor von der Brüsseler Denkfabrik Re-Define."
„Die Krise kommt beim letzten Mann an, der noch steht“, sagte Sebastien Galy, Analyst der französischen Société Générale.
Und: " „Es ist die Frage, ob Deutschland noch als der sichere Anker gilt.“
Insbesondere die so wichtigen, weil finanzstarken Investoren aus Asien würden ihre Engagements in den Kernländern der Euro-Zone überdenken. Für Deutschland könnte das zu einem ernsthaften Problem werden.
98 Prozent der Bundesschulden werden über die Finanzmärkte finanziert – also bei institutionellen Anlegern wie Lebensversicherern, Pensionskassen und Banken. Mehr als die Hälfte der deutschen Staatsschuld liegen bei Ausländern, was die Sache zusätzlich verkompliziert, denn ausländische Investoren lassen sich in der Regel nicht so einfach für eine patriotische Sache einspannen – und sei es die Rettung der Euro-Zone.
"Bekommt Deutschland nun zu spüren, dass es auch nur ein Erste-Klasse-Passagier auf der Titanic ist?”, fragt Andrew Roberts von der RBS.
Einerseits hat Deutschland, wie die meisten Euro-Länder, einen hohen Berg an eigenen Staatsschulden aufgehäuft. Die Schuldenquote liegt bei mehr als 80 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Die Verträge von Maastricht erlauben dagegen nur 60 Prozent.
Was aus Sicht vieler Investoren aber deutlich kritischer sein dürfte: Der Bund hat mit den europäischen Rettungsschirmen und dem ersten Rettungspaket für Griechenland neue Risiken in Milliardenhöhe übernommen. Nun, da die Euro-Krise immer schlimmer wird, ohne dass kurzfristig Aussicht auf Rettung besteht, wird auch das Risiko größer, dass Deutschland für seine Zusagen finanziell einstehen muss. Und die Diskussion um Euro-Bonds belastet zusätzlich.
Für die Bundesrepublik könnte die Refinanzierung künftig damit deutlich teurer werden. Insgesamt muss sie im nächsten Jahr 273 Milliarden Euro an Altanleihen ablösen. Darauf werden fast 36 Milliarden Euro an Zinszahlungen fällig. Und die Neuverschuldung von 26 Milliarden Euro addiert sich auf 335 Milliarden Euro. Gleich im Januar muss der Bund richtig große Anleihen am Markt platzieren.
Derweil wird bereits die nächste Sau durchs Dorf getrieben: diesmal geht es Belgien an die Gurgel.
Link zum Artikel der WELT:
http://www.welt.de/wirtschaft/article13732054/...-die-Investoren.html