28.08.2011, 18:49 Schriftgröße: AAA
Prekäre Kündigung: Auskunftsdienst 118000 droht die Pleite "Mit drei Nullen wie drei Stullen" flötet Daniela Katzenberger in einer Werbung des Auskunftsdiensts. Mit dem 118000-Angebot könnte jedoch bald Schluss sein: Die Gelbe-Seiten-Verlage haben die Verträge gekündigt. von Gerhard Hegmann München Anzeige Tiefschlag für die börsennotierte Auskunfts- und Internetmediengruppe 118000 AG: Die Gelbe-Seiten-Verlage, die 2007 bei der Tochtergesellschaft Go Yellow einstiegen und exklusiv den Vertrieb für die Einträge in das Online-Branchenbuch abwickeln, haben die Verträge zum Ende September gekündigt. Nur wenn sie erheblich weniger zahlen müssten, wären sie zur Fortsetzung bereit. 118000-Vorstandschef und Großaktionär Klaus Harisch bricht damit die wichtigste Ertragssäule weg. "Damit sieht der Vorstand der 118000 AG den Bestand des Unternehmens gefährdet", teilte die Firma am Wochenende mit. Daniela Katzenberger in der Werbung von 118000 Für die Münchner Gruppe ist die Kündigung prekär. Der risikofreudige Harisch - der als Gründer des Auskunftsdienstes Telegate bekannt wurde - versucht aktuell wieder ein neues Geschäftsmodell. Neben Go Yellow baut er einen neuen Telefon-Servicedienst 118000 auf. Das Projekt hinkt weit hinter den Planungen zurück und beschert Verluste. Der Dienst hat noch keinen Zugriff auf einen Pool mit Millionen geheimer Handy-Nummern. Die Kult-Blondine Daniela Katzenberger machte für 118000 Werbung. Der Vertrag wurde in diesem Monat beendet. Harisch fehlen aus dem 118000-Dienst jetzt die Einnahmen, um "den zu erwartenden massiven Umsatzrückgang bei Go Yellow kompensieren zu können", heißt es. Die Gesellschaft werde nicht die Liquidität haben, um dem Fortbestand der Firma für 24 Monate zu sichern. Bislang erwartete die 118000-Gruppe in diesem Jahr zehn Mio. Euro Umsatz und etwa drei bis sieben Mio. Euro Verlust. 2009 lag der Umsatz noch bei 17 Mio. Euro. An diesem Mittwoch will die Firma mit 85 Beschäftigten ihre Halbjahreszahlen vorlegen. Abzuwarten bleibt, ob der Bericht ein Testat des Wirtschaftsprüfers trägt. Ende März hatte die Gruppe nur noch 2,3 Mio. Euro flüssige Mittel.Mehr zum Thema Neues Geschäftsmodell TV-Blondine Katzenberger rettet 118000 nicht Neuer Name Aus Go Yellow Media wird 118000 AG Mehr zu: Go Yellow Über die Gründe für die Kündigung der Gelbe-Seiten-Verleger wurde zunächst nichts bekannt. Die Verleger kooperieren mit der Telekom -Tochter DeTeMedien. 118000-Vorstandschef Harisch gilt wiederum als Herausforderer der Telekom und hat bereits diverse Prozesse gegen den Konzern angestrengt. Der heute 47-jährige gründete 1996 den Auskunftsdienst Telegate und knöpfte der Telekom Marktanteile ab. 2003 schied er bei Telegate aus und wurde Chef der Go Yellow Media AG, die 2010 in 118000 AG umbenannt wurde. Harisch versuchte zunächst selbst den Aufbau des Branchenbuches Go Yellow in Konkurrenz zu den Gelbe Seiten Verlagen. Doch das klappte nicht. Dann stiegen die Verlage ein und retteten Harisch. Jetzt wenden sie sich wieder gegen ihn. Jüngst wurde bekannt, dass Harisch zusammen mit einem Ex-Vorstandskollegen Strafanzeige gegen die Telekom gestellt hat. Darin wirft er dem Konzern vor, Millionenbeträge vor Jahren durch falsche Abrechnungen kassiert zu haben. Die Telekom bestreitet das. |