Unitet Internet zurückgekauft und was macht QSC in dieser Krise?
Telecom Italia hält an Hansenet fest von Sandra Louven Die deutsche DSL-Tochter steht nicht zum Verkauf. Man wolle in Deutschland bleiben, heißt es in Mailand. Telecom Italia liebäugelt offenbar mit einem Schulterschluss mit dem Düsseldorfer Anbieter Versatel. Auch die Kooperation mit Telefónica soll vertieft werden.
Die Hamburger wollen von Rang vier auf Platz zwei der DSL-Anbieter in Deutschland vorrücken. Foto: Archiv HAMBURG. In der anstehenden Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes will sich Telecom Italia nicht von ihrer Tochter Hansenet trennen. Er sei nicht in Deutschland, um das Unternehmen zu verkaufen, sagte Carlos Lambarri dem Handelsblatt. "Unsere Priorität ist das organische Wachstum. Deswegen bin ich hier." Lambarri ist seit Mai neuer Chef des Hamburger Unternehmens, das mit der Marke Alice auftritt. Zuvor hatte er Alice France geleitet, diese jedoch im Sommer an die französische Illiad verkauft.
Auch deutsche Wettbewerber sagen, Hansenet werde nicht angeboten. In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, die kriselnde italienische Mutter könne das Geld aus einem Verkauf gut gebrauchen, um ihren Schuldenberg abzutragen. Aber auch die Konzernzentrale stellt sich hinter Hansenet. Man wolle in Deutschland bleiben, heißt es in Mailand.
Telecom-Italia-Chef Franco Bernabe hatte im März die Strategie ausgegeben, das Auslandsgeschäft solle die schwachen Umsätze auf dem Heimatmarkt ausgleichen. Brasilien und Deutschland sind die beiden größten Auslandsmärkte der Italiener. Hansenet ist mit 2,4 Mill. Kunden und aktuell 13 Prozent Marktanteil der viertgrößte DSL-Anbieter hierzulande. Die meisten Kunden sitzen in Hamburg - dort ist das inzwischen bundesweit tätige Unternehmen aus einem Stadtnetzbetreiber entstanden.
Lambarri hält eine Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes für unausweichlich. "In Deutschland ist kein Platz für die derzeit sieben An-bieter - höchstens für drei oder vier", sagte er. Wahrscheinlich würden die ersten Deals schon in den kommenden Monaten über die Bühne gehen. Lambarri selbst will wachsen - und die Nummer zwei hinter der Deutschen Telekom werden. Der geborene Baske schließt nicht aus, dass er dafür selbst auf Einkaufstour geht.
Wann, wie und mit wem - das überlässt er der italienischen Mutter. Er sieht sich selbst als Berater für den deutschen Markt. In Mailand heißt es nur vorsichtig, man sei "interessiert am Konsolidierungsprozess in Deutschland". Telecom Italia liebäugelt offenbar mit einem Schulterschluss mit dem Düsseldorfer Anbieter Versatel. Entsprechende Gerüchte machen seit Monaten die Runde. Strategisch würden beide Unternehmen gut zusammenpassen; beide waren ehemals Stadtnetzbetreiber und würden sich mit ihren Netzen gut ergänzen.
In der Branche ist die Rede von einer Fusion. Man werde sehen, ob und wann sich da etwas Konkretes ergebe, hatte Bernabe Anfang des Monats gesagt. Analysten werden jedoch ungeduldig. Frank Rothauge von Sal. Oppenheim hält zwar einen Zusammenschluss für "sehr sinnvoll für beide Seiten". Er hat aber Versatel am Freitag zurückgestuft, weil man so lange nichts mehr von den italienischen Plänen gehört habe.
Versatel wollte sich nicht äußern. In Unternehmenskreisen heißt, die Pläne lägen tatsächlich auf Eis, weil die Italiener zu sehr mit sich selbst beschäftigt seien. Derzeit will etwa ein libyscher Staatsfonds bei Telecom Italia einsteigen. Sobald sich die Wogen in Mailand geglättet hätten, werde man das Gespräch suchen, heißt es im Umfeld von Versatel.
In der Zwischenzeit intensiviert Lambarri das Geschäft mit einem anderen Partner - Telefónica. Die Spanier sind mit zehn Prozent an Telecom Italia beteiligt und besitzen hierzulande den Mobilfunk- und Festnetzanbieter O2. Beide Unternehmen wollen ihre Partnerschaft hierzulande ausbauen. Denkbar sei etwa ein reines Mobilfunkangebot von Alice auf dem O2-Netz, erklärt Lambarri. Bisher hat Alice Handykarten nur in Verbindung mit einem eigenen DSL-Anschluss verkauft.
Operativ lief das Jahr 2008 für Hansenet bisher nicht gut. Angepeilt war bei 1,14 Mrd. Euro Umsatz ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 287 Mill. Euro. Zum Halbjahr lag das Ebitda aber nur bei 115 Mill. Euro. "Wir werden unsere Ziele erreichen", versichert Lambarri dennoch. Grund für die Zuversicht sind Fortschritte bei der Integration von AOL, die Hansenet Ende 2006 übernommen hatte.
Im Zuge der Umstellung habe man nahezu doppelt so vieleKunden verloren wie üblich, räumt Lambarri ein. In der Regel kündigen jeden Monat 1,5 Prozent aller Nutzer ihren Anschluss. Bei zwei Millionen AOL-Kunden wären das mehr als 60 000 Abwanderungen pro Monat. In Branchenkreisen heißt es, Hansenet habe wegen technischer Probleme etwa 250 000 AOL-Kunden verloren.
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