Vielleicht hilft ja dieser Artikel ein wenig:
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10.12.2008 Bankrott eines US-Herstellers würde BMW, Daimler schaden
Bloomberg zu aktuellen Markttendenzen Eine Rettung der angeschlagenen amerikanischen Autokonzerne General Motors Corp. (GM), Chrysler LLC und Ford Motor Corp. wäre auch im Interesse ihrer deutschen Wettbewerber Bayerische Motorenwerke AG (BMW) und Daimler AG. Ein Zusammenbruch eines großen Herstellers träfe nämlich die Zulieferbranche hart - und das hätte nachteilige Folgen für alle anderen Marktteilnehmer.
"Grundsätzlich darf man nicht unterschätzen, was passiert, wenn ein großer Player aus dem Gefüge herausbricht", so BMW-Chef Norbert Reithofer auf eine E-Mail-Anfrage durch Bloomberg. "Das hätte auch Auswirkungen auf die Lieferantenstruktur und damit auf die gesamte Branche."
Für das Münchener Unternehmen und den Sportwagenhersteller Porsche SE sind die USA der wichtigste Absatzmarkt. Daimler, BMW und Volkswagen AG (VW) betreiben in den Vereinigten Staaten Fertigungsstätten; auf deutsche Autobauer entfallen in der größten Volkswirtschaft der Welt sieben Prozent der Marktanteile. Sie konkurrieren eher miteinander als mit GM oder Ford. Daimler, Porsche und VW waren zu einer Stellungnahme über die Auswirkungen eines möglichen Bankrotts von GM, Chrysler oder Ford nicht bereit.
Wenn einer der "Großen Drei" zusammenbrechen sollte, würden BMW und Daimler "erst auf sehr lange Sicht" mehr Autos verkaufen, sagt Nigel Griffiths, Leiter der Marktforschungsfirma IHS Global Insight in London. "Auf kurze Sicht würde der Umsatz wegen der Auswirkungen auf die Realwirtschaft und die amerikanische Psyche schwer einbrechen."
Bei einem Auto entfallen laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) durchschnittlich drei Viertel des Werts auf die zugeliefterten Komponenten. Zulieferer wie Continental AG, Robert Bosch GmbH und Magna International Inc. spielen eine große Rolle für die Fertigung. Da sie allesamt Hersteller in Europa wie auch in den USA beliefern, würden wegfallende US- Umsätze ihnen ernste Schwierigkeiten bereiten. Mit dem Bremsenhersteller TMD Friction hat die Krise bereits den ersten großen Autozulieferer in Deutschland in die Insolvenz getrieben.
Viele Komponenten eines Autos sind speziell für ein Modell gefertigt - so kann beispielsweise das Antiblockiersystem für Bremsen eines Chevrolet Suburban von GM nicht in einen VW-Golf eingebaut werden. Die Automobilkonzerne können daher nicht einfach den Zulieferer wechseln, wenn der bisherige Partner in Schwierigkeiten gerät. "Das kann sehr unangenehm werden. Die meisten Automobilkonzerne haben Mitarbeiter, die eigens darauf achten, dass ihre Zulieferkette gewährleistet ist. Diese Leute machen derzeit Überstunden", erklärt Nigel Griffiths.
Die wegbrechende Nachfrage in den USA kommt den europäischen Herstellern denkbar ungelegen, denn auch auf den Heimatmärkten stockt das Geschäft. Der VDA erwartet für das kommende Jahr einen Rückgang der Neuwagenverkäufe in Deutschland um 6,5 Prozent - auf den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. In Deutschland hängt jeder achte Arbeitsplatz von der Autoindustrie ab. Im Falle des Zusammenbruchs eines großen amerikanischen Autokonzerns wären die Folgen auch in Deutschland deutlich zu spüren, sagt Klaus Lippold, der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Die US-Autokonzerne hoffen auf Überbrückungskredite von 15 Mrd. Dollar. Damit könnten sie sich bis Frühjahr über Wasser halten. Im Gegenzug müssten sie wohl einen von der Regierung benannten Aufseher akzeptieren - einen sogenannten "Auto-Zar".
Gegen das geplante Hilfspaket regt sich in Europa Opposition. Autokonzerne wie Fiat SpA, PSA Peugeot Citroen und Renault SA klagen über Wettbewerbsnachteile durch die US-Hilfen - sie konkurrieren mit den europäischen Töchtern von GM und Ford. In Deutschland bezeichnete Christian Wulff, Ministerpräsident von Niedersachsen, die Finanzspritze aus Washington als "illegal".
Nigel Griffiths geht davon aus, dass auch europäische Autobauer staatliche Hilfen erhalten werden. Die Regierungen seien sich bewusst, dass die Automobilbranche ein wichtiger Bestandteil ihrer Wirtschaft ist. "Die großen Hersteller sind allesamt nationale Champions", sagt Griffiths über die Bedeutung der Autokonzerne. Laut Lippold sind die US-Hilfen für Autobauer trotz der Wettbewerbsnachteile für Europa gerechtfertigt, um eine "Krise größeren Ausmaßes" zu vermeiden.
Als Gewinner der aktuellen Entwicklung sieht Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, die Konzerne VW und Toyota Motor Corp. Seiner Einschätzung nach werden diese beiden Unternehmen in den USA GM Marktanteile abringen, trotz der Hilfen aus Washington.
( in Kooperation mit Bloomberg )
Freundliche Grüße soyus1 |