Die in Israel ansässige Firma (z.B. über London bei Cortal Consors handelbar) ist auf die Entwicklung von Antikörpern zur Behandlung von Hepatitis B und Hepatitis C spezialisiert. Ein gewaltiges Marktpotential, vermutlich höher als bei HIV !
Einzelanalyse:
1.) Das Testprinzip der Antikörper ist sehr innovativ. Vereinfacht gesagt haben sie sich folgendes Prinzip patentieren lassen: Mäusen wird das Knochenmark radioaktiv abgetötet, dann wird ihnen Knochenmark von Immun-defizienten Mausstämmen transplantiert. Dadurch kann diesen Mäusen dann menschliches (mit Hepatitisviren infiziertes) Lebergewebe transplantiert werden, das nicht mehr vom Immunsystem der Mäuse abgestossen wird, und es können Antikörper im sehr großen Maßstab auf ihre Wirksamkeit hin getestet werden. Das hört sich kompliziert an, ist aber technisch recht einfach und man kann viele tausend solcher Mäuse ‚erzeugen’.
Das ist deshalb so wichtig, weil es nur schlechte und teure Tiermodelle für diese Krankheiten gibt, man aber gleichzeitig seit einiger Zeit die Möglichkeit hat, menschliche monoklonale Antikörper in jeglicher Art und Anzahl zusammenzustellen und zu „verfeinern“ (siehe z.B. Morphosys). Ausgangspunkt sind dabei oft Antikörper von infizierten Menschen, die also das menschliche Immunsystem selbst als Waffe entwickelt hat.
Man fragt sich natürlich, warum gerade diese kleine Firma Patente für ein so einfaches und auch schon seit längerem (1993) bekanntes Testprinzip bekommen konnte. Ich vermute, dass auf dieser Idee basierend die Firma gegründet wurde. Kann das Patent nicht einfach umgangen werden ? Offenbar scheint dies nicht ganz so einfach zu sein, da große Pharmafirmen wie Lilly Nutzungsvereinbarungen mit XTL ausgehandelt haben.
2.) Der Ansatz, sich zunächst auf Hepatitis B und C zu beschränken ist sehr klug. In den USA haben etwa 1 Million Menschen chronische Hepatitis B und 4 Millionen chronische Hepatitis C, sehr viele dieser Patienten sterben daran (weit mehr übrigens als an HIV !!!, das wird sehr oft vergessen bzw. nicht so publik gemacht, ich weiß eigentlich auch nicht warum, zumal die Infektionsdosis für diese Krankheiten weit geringer ist als bei HIV).
Der potentielle Markt ist also gewaltig. Andererseits entwickeln andere Pharmafirmen im Zuge der Aidsforschung viele antivirale Medikamente mit unterschiedlichen Wirkansätzen, so dass es vermutlich auch niemals eine Hepatitis-Therapie allein mit monoklonalen Antikörpern geben wird.
3.) Die bereits entwickelten und im Tierversuch getesteten Antikörper scheinen allerdings recht wirksam zu sein (1000 mal wirksamer als die Antikörper, die man vorher hatte), und auch bei Menschen gut die Virenzahl zu reduzieren. Da sowohl die Antikörper für Hepatitis B und C bereits in der klinischen Phase II sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass es noch großartige Probleme mit Nebenwirkungen gibt, da man bei Antikörpern nicht mit so einem großen Spektrum an Nebenwirkungen rechnen muß wie bei klassischen Pharmaka (bei dem Imclone-Präparat war das ja auch kein Problem, sondern nur der mangelnde Beweis der besseren Wirsamkeit als ein klassisches Mittel allein). Sicher ist das natürlich nicht. Wenn sich z.B. herausstellt, dass die Antikörper mit anderen menschlichen Geweben kreuzreagieren oder systemische Reaktionen provozieren, wäre das nicht gut. So hat ein kürzlich erfolgter Todesfall eines Studienpatienten zu einem gewaltigen Kurssturz der Aktie geführt. Meiner Ansicht nach handelt es sich dabei jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen nicht Antikörper-bedingten Todesfall, wie er bei einer so schweren Erkrankung bei frisch Transplantierten leider sehr oft vorkommt (z.B. durch Sepsis o.ä. bedingt) was ja offenbar auch von der FDA so gesehen wurde (siehe Latest News, xtlbio.com). Ein Restrisiko bleibt natürlich.
Eine wichtige Zielgruppe sind natürlich auch Ärzte und Pfleger. Bei Stichverletzungen ist die Gefahr bei HIV nicht so groß (da braucht es schon recht viele Viren zur Infektion), im Gegensatz zu HCV/HBV und man muss dann sehr genau abwägen, ob die mit vielen Nebenwirkungen behaftete Kombi-Prophylaxe wirklich notwendig ist. Ich denke, Antikörper wären da bestimmt eine Bereicherung bzw. Alternative.
4.) Das Prinzip der Antikörper-Testung hat Potential. Es sind sicher weitere Antikörper gegen menschliche Tumore (die man ja auch den Mäusen einpflanzen kann) usw. in Arbeit. HIV ist schwieriger, weil das Virus so ungeheuer wandlungsfähig ist.
5.) Die Website macht einen guten Eindruck. Die Firma ist klein (100 Leute), aber nicht zu klein. Der wissenschaftliche Leiter war vorher bei ImClone. Andere wissenschaftliche Kooperationspartner kommen aus guten Unis (Stanford). Es sind nicht die ganz großen Nobelpreisträger dabei (vielleicht sogar ein Vorteil, weil dann der Aktienkurs sicher schon höher wäre), aber solide Publikationen.
6.) Ich frage mich, warum die Firma nicht mehr „Wirbel“ verursacht. Andere Firmen werden dauernd in irgendwelchen Aktionärsheftchen oder Internetforen erwähnt, bei XTL habe ich da jetzt auf Anhieb nicht viel gefunden. Aber egal, vielleicht ist es das ja gerade. Insgesamt denke ich, das Risiko hält sich im Rahmen und das Potential ist sehr groß.
Fazit: Momentan eine sehr gute Einstiegsmöglichkeit eines Hoffnungsträgers mit Explosionsgefahr, selbstverständlich auch mit (vergleichen mit Fricks jedoch deutlich geringeren) Risiken !!!. |