Ich habe mir die Analysen von Oddo und H&A durchgesehen. Warburg wartet offenbar immer ab, bis sich die Zahlen und das aktuelle Geschäft weiter konkretisieren und veröffentlichen ihre Studien erst später, um die neueren Erkenntnisse berücksichtigen zu können.
Analysen vor einem Jahr für das Jahr 2016:
Vor einem Jahr (Januar 2016) hat H&A bereits die höheren Umsatzerlöse prognostiziert. Ebenso hat H&A auch einen höheren deutlich Gewinn prognostiziert als Oddo. Mit den Umsätzen lag H&A bereits am nächsten an der "Wahrheit". Mit dem Gewinn lag H&A zu hoch.
Nun muss man fragen, wieso der Analyst den Gewinn zu hoch geschätzt hat, obwohl er nicht die Umsätze noch etwas zu niedrig geschätzt hat, da dies auf dem ersten Blick wie ein eklatanter Fehler aussieht. Die Antwort gibt der CEO selbst in einem Interview zu den Q3/2016-Zahlen, weil er informiert, dass er noch einmal massiv investiert hat, insbesondere in BonVito und deshalb den Personalbestand deutlich erhöht hat. Diese starken Investitionen sind sehr positiv für die Entwicklung des Unternehmens zu sehen, waren jedoch am Jahresanfang noch nicht geplant bzw. nicht in dem Ausmaß, so dass der Analyst die erhöhten Ausgaben nicht in seiner Schätzung berücksichtigen konnte. Würde man nun die erhöhten Ausgaben wieder herausrechnen, würde man wohl feststellen, dass H&A bereits vor einem Jahr die mit Abstand beste Schätzung abgegeben hat.
Oddo hat den Umsatz und den Gewinn deutlich zu niedrig eingeschätzt, also das Potential von Vectron nicht erkannt, obwohl der CEO in diversen Interviews das Potential sehr deutlich formuliert hat, so dass man vermuten kann, dass Oddo das Geschäftsmodell bzw. die Einflüsse auf die Umsatzentwicklung nicht wirklich verstanden hat. Des Weiteren fällt auf, dass Oddo einfach relativ kontinierliches Wachstum über die nächsten Jahre unterstellt als würde Vectron von Jahr zu Jahr relativ konstant wachsen. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund des großen Einflusses der gesetzlichen Regelungen, die den Umsatz aktuell stark forcieren völlig unsinnig. Also eine klassische Studie eines Analysten der das Geschäftsmodell offenbar nicht wirklich versteht und einfach "sinnlos" über viele Jahre ein ähnliches Wachstum unterstellt.
Aktuelle Analysen von Oddo und H&A für 2017:
Hier zeigt sich wieder das gleiche Bild wie vor einem Jahr. H&A prognostiziert deutlich höhere Umsätze für 2017 und für 2018 einen geringeren Zuwachs. Diese entspricht auch den letzten Aussagen zu den Q4-Zahlen und dem Hinweis, dass es aktuelle noch "kräftig brummt", weil viele ihre Kassensysteme noch nicht umgerüstet haben und dies aktuell nachholen. Vor dem Hintergrund scheint es wahrscheinlich, dass 2017 zu einer weiteren deutliche Umsatzsteigerung führen wird, da die Unternehmen jetzt Probleme mit den Finanzämtern bekommen können und die Steuerberater ihre Mandanten darauf hinweisen, dass ihre Buchhaltung verworfen werden kann und sie mit Schätzungen rechnen müssen, wenn sie keine Kassensysteme verwenden, die über eine entsprechend sichere Software verfügen.
Oddo prognostiziert wieder ein geringeres Umsatzwachstum und dafür in 2018 ein höheres Umsatzwachstum und prognostiziert weiter, dass bis 2020 die Umsätze kontinuierlich weiter steigen sollen. Anschließend geht man hin und prognostiziert über viele Jahre als Phase 2 kontinuierlich weiter steigenden Umsätze. Auch das erweckt den Eindruck, dass der Analyst die aktuelle Geschäftslage und Geschäftspotentiale nicht verstanden hat. Es fällt auch auf, dass er viel weniger Informationen zu der prognostizierten Geschäftsentwicklung schreibt als H&A.
H&A begründet sehr deutlich, weshalb sie eine starke Umsatzentwicklung prognostizieren, welche Trigger (BonVito) noch zu erwarten sind und das im Falle von BonVito mit einem großen Partner eine Neubewertung von Vectron ansteht.
Hinweis zu dem Analysten von H&A
Der Analyst Tim Wunderlich macht auch für S&T seit Jahren die Analysen. Diese habe ich stets gelesen und mit den Analysen von Kepler Cheuvreux verglichen. Bei S&T waren die Schätzungen von H&A, Tim Wunderlich, regelmäßig viel genauer und tendenziell etwas niedriger als die von Kepler-Cheuvreux. Der Analyst hat, was man auch seinen Begründungen entnehmen konnte regelmäßig eher vorsichtig prognostiziert und das Geschäftsmodell immer am besten beschrieben und verstanden.
Vor dem Hintergrund gehe ich davon aus, dass der Analyst bei Vectron nicht anders agiert und auch hier seine Prognosen. Natürlich ist die Entwicklung bei Vectron noch schwieriger zu prognostizieren als bei S&T, welche jedoch ein viel komplexeres Geschäftsmodell aufweisen.
Fazit: Ich gehe zunächst davon aus, dass auch hier H&A wieder die bessere Prognose erstellt hat, da man nicht "sinnlos" kontinuierlich steigende Umsätze prognostiziert, sondern für 2017 stark steigende Umsätze, was der aktuellen Situation bei Vectron entspricht und für 2018 einen geringeren Umsatzzuwachs. Dennoch erwartet auch H&A mittelfristig weiter steigenden Umsätze und kann diese auch begründen, weil Vectron den Vertrieb generell weiter ausbauen will, insbesondere im Ausland und auch BonVito auf jeden Fall ein weiterer Trigger sein wird (wohl unabhängig von einer Partnerschaft). H&A erwartet allerdings die Bekanntgabe eines Partners für BonVito, da die Verhandlungen offenbar weit fortgeschritten sind.
Sollte nun H&A recht behalten und der Netto-Gewinn pro Aktie über 7,50 Euro (!) in 2017 (In 2018 über 8 Euro (!)) steigen, ohne BonVito, dann wäre die Aktie krass unterbewertet. Das Vectron noch einmal die Ausgaben für die Entwicklung von BonVito kräftig erhöht wie im Jahr 2016, weshalb H&A ursprünglich den Gewinn zu hoch geschätzt hatte, ist nicht zu erwarten. Selbst wenn H&A den Gewinn zu hoch geschätzt hätte und für 2017 nur 5 Euro herauskämen, so wäre die Aktie in Anbetracht der Wachstumsperspektiven nicht überbewertet.
Vor dem Hintergrund sehe ich die Chancen eine Investition in Vectron deutlich höher als die Risiken.
Hier der Link zur Studie von H&A: http://www.vectron-systems.com/uploads/media/...1-23_FiguresQ4_01.pdf
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