Hallo Leute,
ich habe mir gerade das Consolidated Statement of Profit or Loss in der 2018er Bilanz auf Seite 134 durchgelesen und überlege mir schon länger wo das Unternehmen hier noch Einsparungen vornehmen kann. Wenn ich mir den EBIT von -452 Mio. EUR ansehe, dann ist es für mich klar, dass man über das Wachstum des Gross Profits (2018: +80 Mio. EUR) alleine wohl nicht in die Gewinnzone kommen kann. Das Fazit für mich ist, dass man versuchen muss die Aufwände zu drücken, um profitabel zu werden:
1) Man hat 2018 -117 Mio. EUR die für die Aufarbeitung des Skandals angefallen sind, die also in Zukunft nicht mehr auftreten sollten.
2) Auf Seite 161 der 2018er Bilanz sieht man, dass -835 Mio. EUR für Operating lease charges in der Kategorie "properties" anfallen. Ich habe mich jetzt sehr oberflächlich über die Vorteile eines CVAs schlau gemacht. Darunter fällt auch, dass man aus property lease Verträgen leichter rauskommt. Könnte es also sein, dass mit der Implementierung des CVA hier bestehende Verträge gecancelled werden?
3) Seite 161 zeigt leider einen Anstieg bei "other distribution and administration expenses von -1,372 Mrd. EUR auf -1,615 Mrd. EUR. Diese sind als "general administration expenses such as electricity, cleaning, stationary, repairs, and other general operating costs" (S. 160) beschrieben. Ganz ehrlich, das ärgert mich. Keiner kann mir erzählen, dass man 2018 243 Mio. mehr für Heizung, Putzfrauen und Handwerker bezahlt hat. Hier wäre auf alle Fälle eine genauere Aufstellung sinnvoll, denn so ist das alles andere als transparent. Ich vermute jedoch mal, dass diese Verschlechterung auch irgendwie auf die Situation 2018 zurückzuführen ist und nicht, dass man 2018 beschlossen hat der Putzfrau das teure Putzmittel anstelle der billigen Variante zu bestellen. Somit erhoffe/erwarte ich mir hier ebenfalls eine Verbesserung in 2019.
4) Bei den Finance Costs hat man -180 Mio. EUR für Consent, early bird und roll over fees bezahlt. Es wird zwar geschrieben, dass 2019 hier nochmals -47 Mio EUR gebraucht werden, aber dann sollte man diesbezüglich durch sein. Aber immerhin sind das 2019 schon 130 Mio. EUR weniger (Seite 165).
5) Zudem hat man 2018 offenbar -119 Mio. für Überziehungskredite bezahlt, im Gegensatz zu -65 Mio. im Vorjahr, also eine Verschlechterung um -54 Mio. EUR. Das führe ich vor allem auf die Liquiditätsprobleme in der ersten Jahreshälfte 2018 zurück, da man hier die Rahmen bei den unterschiedlichen Banken sicher schneller und großzügiger ausgenutzt bzw. überzogen hat als im Vorjahr, um die Löcher an allen Ecken und Enden der Holding zu stopfen. Da sollte sich die Situation 2019 auch wieder entspannen, da man ja jetzt durch das CVA wieder verhältnismäßig stabil ist.
Wenn ich jetzt nur diese Punkte betrachte, dann denke ich, dass bei den Expenses & Finance Costs 2019 zumindest Einsparungen im Bereich von 300 Mio. EUR drin sein sollten und da bin ich eher konservativ. In Bezug auf Umsatzwachstum mache ich mir keine Sorgen, denn hier ist man ja ganz gut dabei, auch wenn manche Teile (z.B. Conforama oder Harvey's) noch immer einen Rückgang verzeichnen. Dieser wird durch Pepkor Europe und Pepkor Afrika ganz gut kompensiert. Allerdings muss man dringend an den Margen arbeiten, damit dann unterm Strich mehr übrig bleibt.
Auch wenn der Gross profit jetzt schon fast 5 Milliarden EUR beträgt nützt es uns wenig, wenn 5,5 Milliarden Euro durch Expenses und Finance Costs weggefräst werden und ein Minus übrig bleibt - denn Steuern werden ja dann auch noch fällig (erfahrungsgemäß rund 200 Mio. EUR).
Aktuell ist man meines Erachtens auf einem guten Weg auch wieder profitabel zu werden. Man wächst und verbessert die Margen. Auf der anderen Seite fallen diese ganzen erwähnten Sonderkosten bald weg wie Fees oder Kosten für PwC. Dazu verschafft man sich noch zusätzlich durch das CVA Luft, um an anderen Stellen die Ausgaben zu drücken.
Alles in allem bin ich optimistisch! |