Wer mich kennt, weiß, dass ich mich diesem Reflex „alle Analysten, die nicht meiner Meinung sind, sind doof“ so gut es geht verwehre und meistens dagegen argumentiere. Was im Schweizer Forum an Kindergarten Rumgeplärre passiert (Meldung an den Regulator, weil ein Analyst zum Verkaufen empfiehlt? Ernsthaft jetzt?), tut beim Lesen weh.
Dennoch war ich etwas erstaunt, die gestrige Zusammenfassung von dem Downgrade der Research Group zu lesen und zwar aus den folgenden Gründen:
- Das AMSO Management hat mehrmals deutlich gesagt, dass eine KE nicht auf der Agenda steht Die scheinen mit ihrer Einschätzung ein 'outlier' in der Analystenzunft zu sein, zumindest habe ich keine Zusammenfassung anderer Analysten gesehen, die das KE Risiko ähnlich hoch einschätzen
- Bei den Kursen würde eine Kapitalerhöhung kaum etwas bringen: ein ABB von 10% der Aktien gerade einmal 0,1 Mrd. und selbst eine BZR Emission mit 50% neuer Aktien und hohem TERP Discount vllt nur 0,3 Mrd.; beides würde zwar unterstützen, aber nicht für die Fälligkeit der 760 Mio Wandelanleihe in 2027 ausreichend sein
- Wie von AMSO selbst skizziert sind diverse andere Maßnahmen vorher auf der Liste: Verkäufe von Unternehmensteilen, Kulim-2 Veräußerung (wenn ein Interessent gefunden wird), operativer Cash Flow/Kosteneinsparungen, neuer/größerer RCF durch die Banken. Vllt kann man auch mit Apple über ein weiteres pre-payment sprechen (immerhin sieht das nach einem neuen 2026er Design Win aus). Und dass man eine weitere Anleihe - wenn auch zu hohen Zinsen - platzieren kann, sollte man mE nicht ausschließen, hat man in 2023 ja auch geschafft.
- Wie im Nachbarforum auch erwähnt, war ich über das geschätzte Abschreibepotenzial von 1 Mrd. erstaunt. Kulim gehört ja nicht mehr AMSO, da im Rahmen des SALB verkauft. Und mein Verständnis ist, dass man das SALB mit nur noch 0,4 Mrd. auf der Bilanz hat. Dass die Analysten aber so einen groben Schnitzer machen, kann ich mir auch kaum vorstellen. Gehen die davon aus, dass AMSO noch weiteres equipment in Kulim-2 haben, das dann außerhalb des SALB zusätzlich abgeschrieben werden müsste? Wenn ich das richtig gelesen habe, dann wurden alleine in 2024 ca. 750m abgeschrieben und im Feb 2024 Call erwähnte das Management insg. 1,3 Mrd. "at risk in Kulim" (inkl. vorbestellter, noch nicht gelieferter Ausrüstung).
@ Jack, glaube nicht, dass eine solche Abschreibung ein Thema für die Darlehen wäre. Da gibt es sicherlich einen net debt/EBITDA covenant, vllt auch noch einen interest coverage covenant, aber dass da auch noch die bilanzielle EK Quote ne Rolle spielt, glaube ich eher nicht.
@ Jack, ansonsten: da ist viel Wahres dran, was Du schreibst. Aber fairerweise muss man sagen, dass das AMSO Management von Anfang an gesagt hat, dass die Veräußerung ein 2025er Event wird. Dass das Zolldesaster nicht hilft, versteht sich von selbst. Und selbst wenn es jetzt bereits unterschriftswillige Interessenten gibt, werden die wahrscheinlich noch den Ausgang der Zollverhandlungen abwarten. Oder es schlägt jemand anders zu: https://www.aljazeera.com/news/2025/4/16/...better-partner-than-trump |