Chip-Weltmeister Intel hat im Laufe von zwei Jahren nach eigenen Angaben mehr als 50 Millionen Prozessoren mit Hyper-Threading-Technik verkauft. Bei dieser Spielart des Simultaneous Multi-Threading (SMT) simuliert der Prozessor einen zweiten (virtuellen oder logischen) Prozessor, was die Auslastung der ohnehin vorhandenen Rechenwerke verbessern kann. Alle modernen x86-CPUs sind mit mehreren prinzipiell gleichzeitig nutzbaren Recheneinheiten ausgestattet, etwa separate Einheiten für Ganzzahl- (Integer-) und Gleitkommaberechnungen und MMX-, SSE-, SSE2-, SSE3- oder 3DNow!-Bereiche. Hyper-Threading lässt sich mit vergleichsweise wenigen zusätzlichen Funktionsblöcken realisieren und verbessert die Möglichkeiten zur gleichzeitigen Verwendung dieser Rechenwerke.
Intel hat die "Hyper-Threading Technology" Anfang 2002 bei den Workstation- und Server-Prozessoren der Xeon-Familie eingeführt, vor fast genau zwei Jahren dann auch beim Pentium 4 und im letzten Herbst beim Notebook-Prozessor Mobile Pentium 4. Alle zurzeit verfügbaren Xeon-Prozessoren und alle Pentium-4-Typen mit FSB800-Frontsidebus unterstützen Hyper-Threading (HT) -- da wirkt Intels Angabe von 50 Millionen ausgelieferten HT-tauglichen Prozessoren sogar etwas überraschend: Intel hat im x86-Prozessormarkt einen Anteil von um die 80 Prozent, wobei im Laufe der letzten zwölf Monate grob geschätzt mindestens 170 Millionen x86-PCs ausgeliefert wurden und in den zwölf Monaten davor weitere weitere 150 Millionen. Wenn man Doppel- und Multiprozessorsysteme mit ihren vergleichsweise geringen Stückzahlen außer Acht lässt und von 80 Prozent Marktanteil ausgeht, müsste Intel im Verlauf der vergangenen 24 Monate etwa 250 Millionen x86-Prozessoren ausgeliefert haben -- der Anteil der Hyper-Threading-Typen würde dann lediglich 20 Prozent betragen.
Daraus ergeben sich interessante Ausblicke auf den Produktmix bei Intel, zu dem das Unternehmen keine offiziellen Angaben macht. Offenbar verkauft Intel sehr große Mengen an Nicht-HT-Prozessoren, zu denen die Celerons (für Desktop-Rechner und Notebooks) sowie die erfolgreichen Notebook-Prozessoren der Typen Pentium M und Celeron M gehören.
Intel-Manager Louis Burns ordnet die Hyper-Threading Technology in eine langfristige Strategie ein: "Mit der Einführung der Hyper-Threading Technik verfolgten wir zwei Ziele: Zunächst sollte die Leistungsfähigkeit der Computer über die reine Taktfrequenz hinaus gesteigert werden. (...) Daneben beabsichtigten wir mit dieser Technik den Weg zu Multi-Core zu ebnen." Das ist offensichtlich ein Seitenhieb auf AMD: Der Konkurrent trommelt zurzeit vehement für Doppelkern-Prozessoren (zunächst für Server) und präsentiert seine Ankündigungen jeweils knapp vor Intel. Fest steht dabei nur, dass im nächsten Jahr sowohl Intel als auch AMD eine Reihe von Dual-Core-Designs einführen wollen, die es etwa bei Serverprozessoren von IBM und Sun schon gibt und die auch mit PowerPC- und sogar ARM-Kernen geplant sind.
Während Vorteile durch HT und Multicores im Server-Bereich offensichtlich und nachweisbar sind, gehen die Meinungen und Einschätzungen über den zu erwartenden Leistungszuwachs in typischen Desktop- und Notebook-Anwendungen auseinander. Von Hyper-Threading profitieren bisher nur wenige Einzelanwendungen deutlich, Intel hebt vor allem einige typische Nutzungsszenarien hervor. Voraussetzung ist jedenfalls, dass Betriebssystem und Software mitspielen.
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