Pac-Man frisst Todesstern-Krater
NASA/JPL Mond Mimas: Temperaturkarte (r.) weckt Erinnerungen an Computerspiel Auf dem eisigen Saturnmond Mimas haben Wissenschaftler eine ungewöhnliche Temperaturverteilung ausgemacht: Die Struktur auf dem Wärmebild gleicht der Computerspiel-Figur Pac-Man. Eine schlüssige Erklärung für die bizarre Erscheinung gibt es bislang nicht.
Die Astronomen dürften ihren Augen anfangs kaum getraut haben: Zeigt die Wärmekarte des Saturnmonds Mimas tatsächlich eine Pac-Man-Figur? Das Muster ist umso verblüffender, weil es sogar etwas gibt, was die berühmte Computerspielfigur gleich zu verschlingen scheint: den riesigen Krater, der dem eisigen Mond auch den Beinamen "Todesstern" eingebracht hat. Dank des Kraters ähnelt der Mond der Riesen-Raumstation aus dem Actionfilm "Krieg der Sterne".
Die Thermoaufnahme stammt von der Raumsonde "Cassini", die am 13. Februar nahe an Mimas vorbeigeflogen ist. Die Farben stehen für verschiedene Temperaturen. Die mit minus 181 Grad Celsius wärmsten Gebiete bilden die Pac-Man-Figur. Einen weiteren, mit minus 189 Grad nicht ganz so warmen Bereich bildet der Herschel-Krater - der Punkt, den Pac-Man zu verspeisen scheint. In den übrigen Regionen des Mondes herrschen Temperaturen von minus 196 Grad. "Mimas ist seltsamer, als wir dachten", sagt Linda Spilker vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena (US-Bundesstaat Kalifornien). "Er hat uns einige neue Rätsel aufgegeben." Ursprünglich hatten die Forscher erwartet, dass die Temperaturen auf der Mondoberfläche leicht variieren und am frühen Nachmittag nahe des Äquators die höchsten Werte erreichen würden. Die Maximalwerte registrierten die "Cassini"-Instrumente aber schon am Morgen auf der linken, oberen Seite des Mondes - so ist die Pac-Man-Form entstanden.
Auch wenn man das Muster noch nicht erklären könne, sei der Herschel-Krater aber wahrscheinlich der Schlüssel dazu, sagte Mike Flasar vom Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt (US-Bundesstaat Maryland). Der Krater sei bei einem gigantischen Einschlag entstanden, der den Mond beinahe zerrissen hätte.
Eis oder Alterungsprozesse?
Die erhöhten Temperaturen im Krater erklären die Forscher damit, dass die Wärme darin durch die etwa fünf Kilometer hohen Wände wie gefangen ist. Über die Ursache der Pac-Man-förmigen Verteilung können die Wissenschaftler nur spekulieren. "Wir vermuten, dass die Temperaturen unterschiedliche Oberflächenstrukturen widerspiegeln", sagte John Spencer vom Southwest Research Institute in Boulder (US-Bundesstaat Colorado). Er verglich das Phänomen mit den Unterschieden zwischen altem, gepressten Schnee und frisch gefallenem Pulverschnee.
Möglicherweise ist bei dem Einschlag, der den Herschel-Krater entstehen ließ, Eis geschmolzen und über den Mond verteilt worden. Dieses Wasser könnte dann blitzartig wieder gefroren sein, glauben die Forscher. Auch Alterungsprozesse der Oberfläche könnten das Muster möglicherweise erklären. Aufklärung könnte auch ein Blick auf die Rückseite des Mondes bringen. Diese wurde von "Cassini" bei dem jüngsten Vorbeiflug jedoch nicht erfasst.
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