Die Motive der chinesischen Regierung, auf Elektromobilität zu setzen, sind hinlänglich bekannt. Dass Elektromobilität nur funktioniert, wenn genug Strom zur Verfügung steht, hat man dort wohl auch erkannt, wenn ich den Meldungen glauben schenken darf, wonach Kern- und Kohlekraftwerke in großer Stückzahl aus dem Boden wachsen. Ohne dort gewesen zu sein, klingt das für mich plausibel und geradezu zwingend richtig. Und doch werde ich ein Gefühl nicht los, das man wohl nur haben kann, wenn man, so wie ich, viele Jahre seines Lebens in einer Mangelwirtschaft verbracht hat. Als in der DDR der Bohnenkaffee knapp wurde, weil die nötigen Devisen fehlten, um diesen auf dem Weltmarkt einzukaufen, ersannen findige Genossen den "Kaffee-Mix", eine furchtbare Mischung aus Kaffeeersatzstoffen und einem geringen Anteil Bohnenkaffee. Man glaubte wohl ernsthaft, den Konsumenten verarschen zu können. Nur war dieser nicht so dumm, wie man im Politbüro dachte. Der "Kaffee- Mix" lag in den Geschäften wie Blei, Gaststätten wurden per Anweisung verpflichtet, diese Brühe auszuschenken. Geholfen hat alles nichts. Was ein guter Kaffee ist, daran ändert nämlich die Direktive eines Politbüros nichts, gar nichts. Und was ein gutes Auto ausmacht, auch das entscheiden letztendlich die Konsumenten. Womit ich bei meinem Verständnisproblem bin: Warum eigentlich unterstellt man der deutschen Autoindustrie fortwährend, zu blöd zu sein, ein gutes Elektroauto zu bauen? Egal, wo immer ich in der Welt war, sprach man von deutschen Autos mit Respekt, konnten meist nur die Wohlhabenden sich überhaupt ein deutsches Auto leisten. Warum sollte das bei einem Elektroauto plötzlich gänzlich anders sein? In Russland fährt man Lada nur noch in der Provinz, in Rumänien dürften Mercedes und BMW ebenso das Straßenbild bestimmen, wie Dacia und Co. Warum sollte sich das ändern, nur weil sich der Antriebsstrang geändert hat? Außerdem finde ich es merkwürdig, wenn nicht zuletzt auch hier im Forum so getan wird, als seien Schaeffler, ZF, Bosch und Co nichts als OPFER. Die bisherige Position im Weltmarkt hat man diesen Firmen ganz sicher nicht hinterher getragen. Als General Motors in die Pleite schlitterte, waren deutsche Firmen meines Wissens auch im Überlebenskampf. Und haben überlebt. Warum sollte das diesmal anders sein? Was ist bloß los in diesem Land? Haben drei Legislaturperioden Planwirtschaft unter Merkel bereits vergessen lassen, was Deutschland zu leisen im Stande ist? Aber gut. Wenn es denn so sein sollte, dann ist das eben so. Nur muß ich den "Kaffee- Mix" ja nicht auch noch trinken...
|