Kritik wird als Angriff auf die Kultur empfunden
Denn jede Kritik an der Trompete wird am Kap sofort als europäischer Angriff auf die eigene Fußball-Kultur empfunden. Im Extremfall gelten Gegner des Geräts als verkappte Rassisten, die kein Verständnis für Afrikas kulturelle Eigenart hätten. Dabei ist die Vuvuzela, die von den Deutschen scherzhaft als "Uwe Seelers" bezeichnet wird, keineswegs ein Instrument mit langer Tradition. Weder in Form noch Lautstärke hat die Vuvuzela viel mit dem traditionellen Kudu-Horn zu tun, es ist daher absurd, eine vor ein paar Jahren aus Amerika importierte und erst seit kurzem industriell hergestellte Plastiktröte zum afrikanischen Kulturgut zu verklären.
Aber die Südafrikaner lieben es, und deshalb fühlen die Fußballer vom Kap sich auch sehr wohl in der akustischen Umgebung dieser WM. "Wir haben in diesem Spiel gut aufgetankt, uns Selbstbewusstsein für das weitere Turnier geholt. Jetzt denken wir nur an unser nächstes Spiel", sagte Torschütze Tshabalala nach der Partie mit Blick auf den kommenden Gegner Uruguay. Wenn Europäer und Südamerikaner genervt auf die Tröte reagieren, dann ergibt sich vielleicht tatsächlich ein Heimvorteil für die Teilnehmer vom afrikanischen Kontinent. Obwohl den wohl weniger die Südafrikaner nutzen dürften als die weit stärker einzuschätzenden Teams von der Elfenbeinküste oder aus Ghana.
Alle anderen müssen sich mit der Vuvuzela anfreunden, denn wer sich in diesen WM-Wochen in Südafrika aufhält, der wacht mit einem "Tuuuut" auf, und der schläft mit einem "Tuuut" ein. Überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit ist das Geräusch zu hören. Wahrscheinlich hilft da nur eins: Man kauft sich selber so ein Ding und trötet mit. Denn Krach, den man selber macht, ist bekanntlich nur halb so schlimm.
-----------
Wer nichts weiß, muss alles glauben