Wir können unsere Geschäfts- und Kommunikationspolitik grundsätzlich nicht nach der "Börse" ausrichten. Schauen Sie mal nach wie wenig WFA-Aktien seit Ende Februar gehandelt worden sind. In diesem Zeitraum sind nicht einmal 5 % der Aktien umgeschlagen worden. Der Aktienkurs gibt also nicht so stark nach, weil viele Aktionäre verkaufen, sondern weil die Käufer fehlen. Auch ich und wir haben nicht verkauft.
Es ist so, dass seit einigen Monaten Wachstums- und Technologiewerte vom "Markt" anders eingeschätzt werden, weil man die wirtschaftliche Zukunft für diese Unternehmen sehr viel skeptischer sieht. Kursabschläge von 60 - 80 % ggü. den Hochs sind bei diesen Aktien die Norm wie man mit Blick z.B. auf die kleineren NASDAQ-Werte, aber auch auf große Firmen erkennen kann.
Inzwischen wird immer klarer wie stark der Ukraine-Krieg, die Probleme mit den Wertschöpfungsketten, die hohe Inflation und die stark steigenden Zinsen die Stimmung negativ beeinflussen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird aber in hohem Maße durch die Stimmung beeinflusst.
Nun sind solche Entwicklungen selten dauerhafter Natur. Der veränderte Ausblick im Zuge der Lockdowns 2020 hat z.B. nur einige Wochen angehalten. Die aktuelle Abwärtsbewegung auf allen Ebenen wird aber sicherlich länger andauern, da es eben keinen Impfstoff gegen die hohe Inflation gibt und die Notenbanken derzeit daran gehindert werden, die rezessiven Tendenzen durch billiges Geld zu stoppen. Im Gegenteil wird dieser Trend noch von den Notenbanken verstärkt.
Nun ist erfahrungsgemäß für den Anleger ein schneller, steiler Abstieg günstiger als ein jahrelanges Dahinsiechens der Börse. Im Bereich der Tech-Werte haben wir nach meiner Einschätzung inzwischen sicherlich schon mehr als die Hälfte des Kursrückgangs hinter uns. Die Frage ist, welche Ereignisse das aktuelle Momentum nachhaltig verändern könnten: Das Ende des Krieges in der Ukraine werden wir meiner Einschätzung nach in diesem Jahrzehnt nicht mehr erleben. Allerdings werden die Märkte diese Situation sukzessive verdauen. Die Inflationsraten werden, schon alleine aufgrund des Basiseffektes, nach dem Jahresende schnell zurückkommen. Der Zinssteigerungszyklus könnte irgendwann im nächsten Jahr zu einem Ende kommen, vor allem wenn in den wichtigsten Industrienationen die Rezession Realität wird. Die Börse wird diesen Turnaround sicher ein paar Monate vorher einpreisen.
In diesem makro-ökonomischen Umfeld spielt es derzeit keine nennenswerte Rolle, was wir wann an den Kunstmarkt bringen und wie wir kommunizieren. Jede eigentlich positive Nachricht würde derzeit verpuffen. Das wäre also schlechtes Timing. Wir müssen daher jetzt mit Blick auf die Jahre 2023/24 planen, die voraussichtlich für uns die entscheidenden werden.
Mehr zu diesen Themen in unserer HV am 28. Juni.
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