WCM: Comeback-Pläne nach Beinahe-Pleite
Kennen Sie die WCM AG?
Vermutlich nur, wenn Sie sich schon etwas länger für die Börse interessieren. Denn der Blütezeit vor über einem Jahrzehnt folgte ein rascher Niedergang. Doch jetzt startet das Unternehmen einen Wiederbelebungsversuch.
Vom DAX-Aspiranten zum Pennystock Zum Hintergrund: Die WCM AG hat eine rasante Berg- und Talfahrt hinter sich: Von 1998 bis 2000 schoss der Aktienkurs der Beteiligungs- und Immobiliengesellschaft von 5 auf 30 € nach oben.
Zwischenzeitlich wurde der MDAX-Wert sogar schon als möglicher DAX-Aufsteiger gehandelt.
Doch der Börsencrash und Fehlspekulationen (vor allem mit Commerzbank-Aktien) machten einen Strich durch die Rechnung: Bis 2003 sackte der Aktienkurs auf 2 € ab, seit 2005 fristet der Wert sein Dasein als Pennystock mit Kursen unter 0,50 €.
2007 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, 2010 wurde es wieder aufgehoben. Seitdem war WCM nicht mehr operativ tätig. Dank einer Gesetzesänderung dürfte sich dies aber bald ändern …
Nach Gesetzesänderung dreistelliges „Steuerguthaben“ Zum 1. Januar ist die Einschränkung für Verlustvorträge für Unternehmen im Körperschaftssteuerrecht weggefallen. Dies bedeutet für WCM: Die Verluste aus den Vorjahren können mit zukünftigen Gewinnen verrechnet werden.
Damit bietet sich WCM die Gelegenheit zu hohen Steuereinsparungen, es handelt sich um beachtliche 272 Mio. € Körperschaftssteuer sowie 250 Mio. € Gewerbesteuer.
Immobiliengeschäfte geplant Um das „Steuerguthaben“ nutzen zu können, muss WCM natürlich erst einmal Gewinne einfahren. Dies soll mittels Immobiliengeschäften geschehen. Laut Unternehmen haben bereits Gespräche mit Investoren begonnen.
Dabei geht es zum einen um ein Immobilienportfolio im Wert von 400 Mio. € und um zwei Hotels im Wert von 180 Mio. €.
Den Grundstein für die Wiederaufnahme des operativen Geschäfts will WCM mit einem bilanztechnischen Kniff legen: So beschloss die erste Hauptversammlung seit sieben Jahren einen Kapitalschnitt von 20:1.
Damit soll das Grundkapital von 289 Mio. auf 14 Mio. € herabgesetzt werden. Im Anschluss folgt eine Kapitalerhöhung über 144 Mio. €, die frisches Geld in die Kasse bringt.
Eine Comeback-Wette mit hohen Chancen und Risiken Sicherlich wird WCM nicht wieder nur entfernt an alte Größe und Bedeutung anknüpfen können. Aber bei einem Aktienkurs von 13 Cent (statt 30 € zur Blütezeit) braucht die Gesellschaft dies auch nicht.
Da könnte bereits eine Erfolgsmeldung die Fantasie der Anleger derart beflügeln, dass sich der Aktienkurs vervielfacht. Gelingt der WCM sogar ein erfolgreiches Comeback, ist noch viel mehr drin.
Das macht den Wert zumindest für Zocker interessant, die mit dem deutlich erhöhten Risiko kein Problem haben. Langfristige Investoren sollten sich hingegen Unternehmen zuwenden, die sich bereits bewährt haben |