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Börsen-Zeitung, 9.4.2004
SMS. Diese drei Buchstaben haben das Kommunikationsverhalten vieler Menschen verändert. Textmitteilungen via Handy mutierten vom Kiddie-Spaß zu einem neuen Standard in der Kommunikation. Mit belebender Wirkung auf das Geschäft von Telekommunikationsanbietern und Dienstleistern. Einer dieser " Kleinen" ist die Wapme Systems aus Düsseldorf. Das Unternehmen, einst gestartet mit dem Fokus auf die Wap-Technologie, bietet Dienstleistungen rund um SMS an (Value Added Services, VAS), vertreibt entsprechende Software und nennt mit der Tochter More Phones einen der größten konzernunabhängigen Handy-Wiederverkäufer sein Eigen. Per 30. September standen ein Umsatz von 95,83 Mill. Euro und ein operatives Ergebnis von 0,24 Mill. Euro zu Buche. Unter dem Strich wurde ein Verlust von 1,96 Mill. Euro (0,31 Euro je Aktie) gezeigt.
Der Turnaround ist geschafft Auf den ersten Blick nicht sonderlich berauschende Zahlen. Peppig sind die Steigerungraten. So wurden 2001 nur 9,1 Mill. Euro umgesetzt (- 0,31 Euro je Aktie), ein Jahr später dann 20,5 Mill. Euro (- 2,94 Euro je Aktie). Wapme - ein klassischer Turnaround. Das Geschäftsmodell birgt aufgrund der Dreiteilung unterschiedlich hohes Potenzial. Im Softwaresektor wurden operativ 20,94 % verdient, im VAS 7,16 % und im Telefonhandel nur magere 1,56 %. Was drückt, sind die Holding- und Personalkosten. Jede der Sparten liegt - durch das Branchenauge betrachtet - im Mittelfeld vergleichbarer Konkurrenten. Hier steckt noch erhebliches Ertragspotenzial. Die Düsseldorfer leiden unter den Überkapazitäten aus der Boomzeit Anfang 2000. " Selbst wenn jeder Bundesbürger 20 SMS täglich versenden würde, wären die Kapazitäten in der Branche nicht ausgelastet" , erklärt Vorstandssprecher Andre Borutta. Um profitabel zu werden, muss Borutta neues Geschäft akquirieren. Er bestätigte gegenüber dieser Zeitung Gespräche mit TV-Sendern; Ergebnisse seien zeitnah zu erwarten. Auf der Bewertungsseite lockt Wapme mit interessanten Planzahlen. So will Borutta, nicht zuletzt dank des neuen SMS-Textcenters, 2004 bis zu 1,5 Mill. Euro verdienen - etwa 0,25 Euro je Aktie. Bei einem Kurs von 3,50 Euro stünde ein Kurs-Gewinn- Verhältnis 2004 von 7 angeschrieben. Für einen Turnaround-Wert nicht teuer, zumal 80 Mill. Euro Umsatz geplant sind (KUV 0,27). Bilanziell ist - nicht zuletzt durch die jüngst begebene 2,9-Mill.-Euro-Wandelanleihe (Strike: 4,50 Euro, Kupon 5 %) - alles im Lot. Die Eigenkapitalquote liegt bei 41,96 %. Die Nettoverschuldung betrug 3,28 Mill. Euro - nach Abzug der liquiden Mittel von 2,34 Mill. Euro verbleiben 0,89 Mill. Euro Unterdeckung. Angesichts des ins positive gedrehten Cash-flow vertretbar. Zudem schlummert im Zahlenwerk noch eine stille Reserve: Bei der Tochter More Phones hat das Finanzamt 4,3 Mill. Euro an Mehrwertsteuererstattungen zurückbehalten. Aus diesem Grund wurde auch die Vorlage des Jahresabschlusses auf den 27. April verschoben. " Uns sind die Hände gebunden, wir haben die gesetzlichen Regeln eingehalten und warten nun auf die Finanzverwaltung" , sagt Borutta. Im exportgetriebene Mobilfunkhandel sind branchenweit strenge und langwierige Prüfungen des Fiskus an der Tagesordung, ist von Branchenkonkurrenten zu hören. Analysten, wie etwa Gerard Reid von First Berlin Equity Research, kalkulieren daher den Erstattungsbetrag nicht in ihren Finanzausblick ein. Für einen Nebenwert ist das Aktionariat ansprechend. Unter den Institutionellen ragt mit 13,47 % die Fortune Management heraus. Dahinter verbirgt sich ein Hedgefonds von Florian Homm. Doch auch klassische Fonds von Adam-Dit, Julius Bär, Lupus Alpha, UBS und Kredietrust sind drin. Wie zu hören ist, soll der auf den Bermudas domizilierte " Hermes" -Hedgefonds derzeit verkaufen.
Berg-und-Tal-Fahrt der Aktie Im Sommer 2001 wurde Wapme kurz zu " der Aktie" in der Finanzcommunity. Gerüchten zufolge, gestreut vom französischen Privatinvestor Thierry Boutin, sollte das Unternehmen zu 20 Euro übernommen werden. " Mit uns hat damals kein Investor gesprochen" , erzählt Borutta. Einer Mischung aus Unwissenheit des Vorstandes, mangelhafter Beratungsleistung der betreuenden Banken und zumindest unlauteren Absichten einiger Institutioneller war es zu verdanken, dass der Titel binnen kurzer Zeit von 5 bis auf 20 Euro hochschoss, um dann, nachdem sich die Übernahmegerüchte nicht bewahrheitet hatten, auf 5 Euro abzustürzen. Der Titel driftete dann im Einklang mit den einknickenden Indizes ab und markierte am 9. Oktober mit 0,57 Euro ein Allzeittief. Der durch zwei Institutionelle ausgelöste Ausverkauf bereitete die Basis für den Durchstart der Aktie. Nach einer Konsolidierungsphase konnte der Titel dann um bis zu 698 % zulegen. Wie der Chart zeigt, hat sich die Aktie um die 4-Euro-Marke eingekeilt. Angesichts der Kursgewinne vieler Investoren nicht verwunderlich. Eine Entwicklung, die das Kapitalflussdiagramm bereits seit August 2003 angedeutet hat. Die steigenden bzw. dann leicht abbröckelnden Kurse waren von fallenden Umsätzen und Nettoverkäufen geprägt. Sollte Wapme zukünftig positiv überraschen, kramen Charttechniker in alten Papieren und finden da ein so genanntes " Gap" aus dem Oktober 2001. Gelingt dem Titel der Sprung über die 6,67-Euro-Marke, würde sich ein Potenzial bis 11,08 Euro ergeben - hier verläuft die obere Gap-Kante. Luftige Höhen, die einem Börsenwert von 67,7 Mill. Euro entsprächen. Wenn halb Deutschland weiter munter SMS-Mitteilungen tippt und Wapme damit kassiert, könnte der charttechnische Traum vielleicht einmal fundamental untermauert werden. |