LONDON/DUBLIN (dpa-AFX) - Einen Tag vor der Bekanntgabe der Ergebnisse neuer Stresstests für vier irische Banken sind am Mittwoch die Sorgen um das Kreditwesen auf der Insel weiter gewachsen. Die Aktie eines der größten Institute des Landes für Renten und Kreditvergabe, Irish Life and Permanent (IL&P), wurde vorübergehend vom Handel an der Londoner und irischen Börse ausgesetzt. Der Handelsstopp dauere bis zu diesem Freitag, teilte IL&P am Mittwoch mit. Am Dienstag war der Kurs der Bank massiv gefallen, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, der irische Staat müsse das Haus zum Teil übernehmen und damit vor dem Absturz retten. Schätzungen des irischen Senders RTÉ zufolge könnten die Stresstests ein Finanzloch von mehr als 1 Milliarde Euro bei IL&P aufdecken. Das Finanzministerium betonte, vor Herausgabe der Testergebnisse gebe man keinen Kommentar ab. Der Bank zufolge hat der Handelsstopp keine Auswirkungen auf Kontoinhaber oder Kunden mit Lebensversicherungs-Veträgen.
Der neue irische Wirtschaftsminister Richard Bruton kündigte in einem Interview mit dem "Handelsblatt" an, dass "wenigstens eine der großen Banken" internationalen Investoren angeboten werden solle. Vermutlich werde es dabei um die Allied Irish Banks (AIB) (Allied Irish Banks) gehen. "Das würde unserem Finanzsektor sowohl Stabilität als auch einen Zuwachs an Vertrauen bringen. Deshalb verfolgen wir das Ziel, die Allied Irish Banks zu verkaufen." Die Zukunft des irischen Bankensystems sieht Bruton in kleinen Instituten. Diese sollten sich mehr an Unternehmen des öffentlichen Dienstes orientieren und weniger an "Überfliegern, die mit komplexen Finanzinstrumenten spekulieren". Der Bankensektor war in Irland im Verhältnis zur Größe des Landes deutlich aufgebläht, was die Wirtschaftskrise verschärft hat.
Die Stresstests sollen Klarheit über die tatsächliche Finanzlage der irischen Banken geben. In der Branche wird befürchtet, dass mit den Tests weitere Milliardenlöcher bei den irischen Krisen-Kreditinstituten aufgedeckt werden könnten. Die Eurostaaten und der Internationale Währungsfonds hatten im vergangenen November ein Hilfspaket von 85 Milliarden Euro für Irland geschnürt. Darin sind allein 35 Milliarden Euro für den Umbau des maroden Bankensektors vorgesehen.
In Brüssel und Dublin wird erwartet, dass nicht mehr als die prognostizierten 35 Milliarden Euro benötigt werden. Beobachter gehen allgemein von einer Summe von 15 bis 25 Milliarden aus. Von dem Ausgang der Stresstests wird auch ein Signal bei der Antwort auf die Frage erwartet, ob die Kondition für das irische Rettungspaket erleichtert werden können. Der neue Premierminister Enda Kenny möchte, dass die Zinsen von derzeit durchschnittlich 5,8 Prozent für die Kredite des Rettungsschirmes niedriger und die Laufzeiten länger werden./gür/DP/zb http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/...he-Banken-waechst-1081856 |