Und doch gibt es gute Gründe, warum Irland ein griechisches Schicksal erspart bleiben könnte. „Wir haben alle Vorgaben unserer Geldgeber mustergültig erfüllt“, sagt Hayes und fügt hinzu: „Spätestens 2013, möglicherweise schon Ende 2012, wollen wir an die Kapitalmärkte zurückkehren.“ Soll heißen: Jene Investoren, die sich derzeit noch sträuben, dem von Ratingagenturen als „Ramsch“ eingestuften Land frisches Geld zu leihen, werden möglicherweise schon bald wieder die Geldbörse zücken. Flexiblere Wirtschaftsstruktur. Dass Hayes recht behalten könnte, beweist ein vor Kurzem erfolgter Tausch von Staatsanleihen. Investoren zeigten sich einverstanden, 2014 auslaufende Papiere gegen solche mit einer Laufzeit bis 2015 zu tauschen – ein großer Erfolg für das angeschlagene Land, das 2014 nun 8,3Mrd. Euro statt 11,8Mrd. Euro bedienen wird müssen. Nicht nur die Investoren finden schön langsam wieder Vertrauen zu Irland: Die deutsche Commerzbank lobte den Inselstaat erst kürzlich in einer Studie als den „erfolgreichsten“ der Euro-Problemstaaten in der Bekämpfung der Krise.
Doch was hat Irland besser gemacht als etwa Griechenland oder Portugal? Ökonomen nennen zwei entscheidende Erfolgsfaktoren: das härteste Sparprogramm, das ein Euroland seit Bestehen der Einheitswährung jemals in Angriff genommen hat, und die im Vergleich zu den anderen Problemstaaten weitaus flexiblere Wirtschaftsstruktur, die eine rasche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ermöglichte.Dabei war es vor allem die Bevölkerung, die die Notwendigkeit eines gigantischen Sparpakets erkannte. Angesichts eines Budgetdefizits von rekordverdächtigen 32 Prozent im Jahr 2010 wurden die Rufe nach einem Kurswechsel immer lauter. Bei den Wahlen im Februar 2011 straften die Wähler die regierende Mitte-rechts-Partei Fianna Fáil ab. Trotz oder auch gerade wegen umfassender Sparpläne siegte die konservativere Partei Fine Gael, der auch Staatsminister Hayes angehört, überlegen. Geht der Plan des Finanzministeriums auf, wird die irische Regierung in fünf Jahren dank des größten Sparpakets in der jüngeren Geschichte des Landes insgesamt 30Mrd. Euro einsparen. Dieser Betrag entspricht rund 20Prozent der Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: Das in Österreich mühsamst verhandelte Spar- und Belastungspaket soll 26,5 Mrd. Euro bis 2016 in die defizitären Bundeskassen spülen. „Die Bevölkerung hat gelitten und leidet immer noch“, fasst Hayes die Kraftanstrengung Irlands zusammen. Beamte mussten auf 15Prozent ihres Gehalts verzichten. Die Arbeitslosenunterstützung wurde um vier Prozent gekürzt, das Kindergeld um zehn Prozent. Als der Umfang des Sparpakets bekannt wurde, kommentierte die „Financial Times“ die beschlossenen Anstrengungen schlicht folgendermaßen: „Das ist Masochismus.“ Das kann man durchaus so sehen, doch klar ist, dass Irland schon ein Jahr später auf dem Weg der Besserung ist, während die Wirtschaftswelt nach wie vor gebannt nach Griechenland, Portugal oder Italien blickt. Die irischen Exporte übertrafen nach dem Einbruch von 2009 und 2010 im Vorjahr wieder die Importe – eine positive Handelsbilanz gilt als wichtiger Baustein für eine wirtschaftliche Erholung. Im dritten Quartal 2011 stiegen die Einlagen bei den irischen Banken erstmals seit drei Jahren wieder an. Die Kapitalflucht konnte gestoppt werden. Die Anleger scheinen langsam das Vertrauen in den kürzlich vor dem Abgrund stehenden Finanzsektor zurückzugewinnen. Quelle http://diepresse.com/home/wirtschaft/eurokrise/...2Ehome%5Fwirtschaft |