16.02.2012 Rating-Wahnsinn? Die EZB wirds richten... Rating-Gau bei Banken und Staaten – wen juckt’s? Es gibt ja noch die EZB. Für die europäische Zentralbank kann kein Rating schlecht genug sein, um nicht doch noch für Bedürftige die Geldschleusen zu öffnen. Wer hat noch nicht? Wer will noch ein paar Millarden? von Roland Klaus Es ist eine Meldung, die einem auf den ersten Blick den Puls nach oben schießen lässt. Die Rating-Agentur Moody´s überprüft die Kreditwürdigkeit des Finanzsektors und droht mehr als 100 europäischen Banken mit der Herabstufung. Die Rating Agenturen! Herabstufung! Doch bevor unsere Politiker und öffentlich-rechtlichen Marktberichterstatter bereits wieder die große Keule herausholen und ihre Schimpftiraden beginnen und bevor der Boulevard in Großbuchstaben mit dem „Rating-Wahnsinn“ titelt, möchte man ihnen zurufen: „Ruhig bleiben!“ Natürlich überprüfen die Rating-Agenturen laufend die Kreditwürdigkeit der Unternehmen und Staaten. Das ist ihr Job. Und natürlich wissen wir auch, dass es den Banken nicht besonders gut geht – besonders dann, wenn sie in der Vergangenheit stark vom Investmentbanking abhängig waren. Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit ist damit in vielen Fällen durchaus sachlich zu begründen. Aber geht davon die Welt unter? Nein. Ein schlechteres Rating wäre für die Banken dann ein Problem, wenn sie gezwungen wären, sich am freien Kapitalmarkt zu refinanzieren. Denn es würde die Zinsen verteuern und könnte de Institute damit in eine Abwärtsspirale schicken. Doch selten zuvor dürften den Banken ihr Rating so egal gewesen sein wie derzeit. Denn sie werden von der Europäischen Zentralbank geradezu mit Liquidität überschüttet. Zum Zinssatz von einem Prozent. Nächste Möglichkeit, um Geld zu tanken: Ende Februar beim Drei-Jahres-Tender. Das schönste dabei: Das Rating spielt keine Rolle. Denn die EZB akzeptiert mittlerweile eine Vielfalt von Wertpapieren, gerne auch zweifelhafter Natur, als Sicherheit. Und damit gilt der Zinssatz von einem Prozent für alle. Wer braucht also noch ein Rating zur Refinanzierung? Die Banken jedenfalls im Moment kaum. Und wenn alles gut geht, dann haben wir noch einen weiteren schicken Nebeneffekt. Wenn die Banken das billige Geld der EZB geschickt dazu nutzen ihre Bilanzen wieder zu stärken, dann werden die Rating-Agenturen auch um eine Heraufstufung der Banken nicht mehr herumkommen. Nicht heute oder morgen – aber in absehbarer Zukunft. Über den Autor: Roland Klaus arbeitet als freier Journalist und Analyst in Frankfurt am Main. Für n-tv, N24 und den amerikanischen Finanzsender CNBC berichtete er von der Frankfurter Börse. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ entwirft er eine Analyse der Schuldenkrise und liefert Ratschläge, wie man sich auf die entstehenden Risiken einstellen kann. http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/9498-rating-wahnsinn-die-ezb-wirds-richten |