http://business.chip.de/artikel/...e-virtuelle-Waehrung_64702071.html Ist Bitcoin richtiges Geld? Von Harald Weiss und Jannis Moutafis, 29.10.2013 Die einen sehen in Bitcoin das Zahlungsmittel der Zukunft, andere bringen das ominöse "Internet-Geld" mit Drogengeschäften, Geldwäsche und Steuerbetrug in Verbindung. Längst beschäftigen sich weltweit Gerichte und Finanzbehörden mit der neuen Währung – wenn es überhaupt eine ist. Wir wollen versuchen, Bitcoin auf den Grund zu gehen.
Bitcoin: So funktioniert die virtuelle Währung
Lesen Sie in diesem Beitrag:
1Ist Bitcoin richtiges Geld? 2Der Erfinder ist genauso virtuell wie die Währung 3Wechseln, Devisen und Bitcoin-Münzen 4Bitcoins sicher aufbewahren und einkaufen 5Wie sicher, stabil und anonym ist Bitcoin? 6Die dunkle Seite von Bitcoin und ein erstes Fazit
Die Bundesregierung hat diesen Sommer Bitcoins als "Rechnungseinheiten" anerkannt. Demnach ist Bitcoin eine Art "privates Geld", welches in "multilateralen Verrechnungskreisen" eingesetzt werden kann. Sehr schön. Oder doch nicht? Wenn von Bitcoin (als Währungsbegriff tatsächlich Singular, wie "Euro") die Rede ist, fallen auch Begriffe wie "digitale Währung", "virtuelles Geld", "Online-Währung" und ähnliches. Klingt alles ein bisschen wie das Spielgeld, das in Free-to-Play-Games verwendet wird oder nach Online-Monopoly. Was ist Bitcoin denn nun wirklich?
Bitcoin: Digitales Geld – zumindest fast
Am häufigsten wird Bitcoin als "digitales Geld" bezeichnet – was der Sache zwar sehr nahe kommt, aber wichtige Unterschiede nicht berücksichtigt. Schauen wir zunächst einmal nur auf die Elemente von Bitcoin, die mit "Geld" weitestgehend vergleichbar sind.
Das wichtigste Merkmal: Man kann mit Bitcoins bezahlen – wenn auch derzeit nur sehr begrenzt. Denn genauso wie bei allen Währungen, kann man mit Bitcoins nur dort bezahlen, wo sie akzeptiert werden, und die Zahl der Händler ist noch nicht sehr groß. Hinzu kommt, dass es sich bei Bitcoin um eine "digitale Währung" handelt und folglich nur e-Commerce-Händler für die Akzeptanz von Bitcoins in Frage kommen. Trotzdem hilft die Vorstellung, dass man mit Bitcoins nur im "Bitcoinland" bezahlen kann. Auch wenn es zum Beispiel in Berlin bereits einige Unternehmen (vornehmlich Restaurants und Bars) gibt, die Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, beschränkt sich die Verwendung doch fast ausschließlich auf das Internet.
Ist es wirklich eine "Währung"?
Die zweite Gemeinsamkeit mit einer "echten Währung" ist die, dass sie konvertibel ist. Das heißt, man kann sie in andere Währungen umtauschen, beispielsweise in richtige Dollars oder Euros. Dritte Gemeinsamkeit: Man braucht einen Geldbeutel oder ein Konto, in der man das Geld aufbewahren kann. Bei Bitcoin ist das ein "Wallet", und das ist eine Art elektronisches Konto auf dem eigenen Computer. Und daraus ergibt sich die vierte Gemeinsamkeit: Man kann nur so viel Geld (Bitcoins) ausgeben, wie man in seinem Wallet hat. Hat man keine mehr, muss man entweder etwas verkaufen, wofür man Bitcoins bekommt – oder man muss Devisen (also Euros oder Dollars) in Bitcoins tauschen.
Damit hat es sich aber auch mit den Gemeinsamkeiten. Denn im Gegensatz zu einer echten Währung hat Bitcoin keinen direkten materiellen Bezug, so wie konventionelle Währungen einen Bezug zu den Goldreserven oder zum Bruttoinlandsprodukt eines Landes haben. Vielmehr hat Bitcoin einen direkten Bezug zu "normalem" Geld. Sein Wert wird in Dollar oder Euro oder einer anderen Währung gemessen, so wie es bei Aktien der Fall ist. Bitcoin ist im Grunde nichts anderes als ein virtuelles Wertpapier, das man aber wie eine Währung, wie Geld eben, nutzen kann. Ob Bitcoin als Währung, als währungsähnliches Tauschmittel oder als Wertpapier angesehen werden soll und wie es von den Regulierungsbehörden und dem Finanzamt zu behandeln ist, darüber zerbrechen sich momentan Politiker und Experten weltweit den Kopf.
Fest steht, dass Bitcoins denselben Zweck haben wie jede Geldwährung: Man kann sie gegen Waren oder Dienstleistungen tauschen, also damit bezahlen wie mit Euros oder Dollars. Mehr zum Wie und Wo später in diesem Beitrag. |