Der deutsche Aktienmarkt geht mit nachteiligen Vorgaben in den vorletzten Handelstag dieser Woche. Belastet von unerwartet niedrigen Rohöllagerbeständen, deshalb wieder steigenden Ölpreisen und einer schwachen Industrieproduktion hat die Wall Street mit Abgaben geschlossen. Angesichts dessen dürften die Kursgewinne an der Tokioter Börse verblassen. Der Dax, der am Mittwoch nach einem zunächst enttäuschenden Verlauf mit leichten Aufschlägen geschlossen hat, dürfte im Minus eröffnen.
Rentenmarkt dürfte wenig verändert eröffnen
Der deutsche Rentenmarkt geht mit schwachen Vorgaben aus Amerika in den Donnerstag. Dort sind die Kurse lang laufender Anleihen sowie der Terminkontrakt T-Bond-Future aufgrund robuster Einzelhandelsumsätze und einer im Kern ordentlichen Industrieproduktion gefallen. Dies könnte den für den deutschen Anleihemarkt wegweisenden Terminkontrakt Bund-Future belasten, der am Mittwoch mit einem leichten Plus von vier Basispunkten auf 123,16 Prozent aus dem Handel ging. Helfen könnte dem „Bund” dagegen eine fallende Tendenz am Aktienmarkt, sodaß er wenig verändert eröffnen dürfte.
Dollar hält die leichten Kursgewinne
Der Dollar legt am Donnerstag etwas zu. Die Kursentwicklung schien allerdings gebremst; die Anleger waren vor den anstehenden Konjunkturdaten in den Vereinigten Staaten zurückhaltend. Hinzu kam Ungewißheit, ob die amerikanische Zentralbank an ihrer Politik der schrittweisen Zinsanhebung festhält oder eine Pause einlegt, wenn sie am Dienstag zu ihrer geldmarktpolitischen Tagung zusammenkommt. „Trotz zahlreicher makroökonomischer Daten hat sich der Dollar gestern in einer engen Spanne bewegt, was das Fehlen einer klaren Richtung in Markt zeigt”, sagte Kikuko Takeda von der Bank of Tokyo-Mitsubishi. Die Marktteilnehmer warteten die Zinsentscheidung und die Fed-Bewertung der Wirtschaftslage ab. Der Euro wird mit 1,2226 Dollar gehandelt, nach 1,2285 Dollar im späten New Yorker Handel. In japanischer Währung werden für den Dollar etwa 110,48 Yen gezahlt, nach 110,40 Yen in New York. Die Schweizer Währung liegt bei rund 1,2639 Franken je Dollar und 1,5454 Franken je Euro.
Börse Tokio schön im Plus
Fester tendieren die Aktienkurse am Donnerstag im späten Tokioter Handel. Bis 6.15 Uhr MESZ gewinnt der Nikkei-225-Index 0,9 Prozent oder 119 Punkte auf 12.954. Der marktbreite Topix-Index steigt um 0,8 Prozent oder zehn Punkte auf 1.323. Stahlwerte führen die Liste der Kursgewinner an. Ausländische Investoren hätten am Berichtstag umfangreiche Orders plaziert und damit Hoffnungen auf ein größeres Engagement geweckt, berichten Händler. Das große Interesse aus dem Ausland zeige, daß der japanische Markt dort noch als unterbewertet gelte und man ihm Potenzial zutraue, sagt ein Beobachter.
Aktien in Hongkong zeigen sich mittags wieder etwas leichter
Knapp behauptet tendiert der Aktienmarkt in Hongkong am Donnerstagmittag (Ortszeit). Der Hang-Seng-Index (HSI) hat die erste Sitzungshälfte mit einem Verlust von 0,1 Prozent oder 19 Punkten auf 15.067 beendet. Dem Markt fehlten die Impulse, sagen Händler. Das werde sich frühestens im Oktober wieder ändern, weshalb der HSI sich vorerst in der Spanne zwischen 14.800 und 15.300 Punkten bewegen dürfte. Die Mehrzahl der Blue Chips zeigt sich etwas leichter. Der Anstieg des Ölpreises verhilft indessen CNOOC zu einem Plus von 1,9 Prozent auf 5,45 Hongkong-Dollar.
Neuigkeiten und Meldungen nach Börsenschluß
Nachbörslich zeigten sich die Aktien an der Wall Street am Mittwoch leicht höher. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator stieg um 2,24 Punkte auf 1.591,87 Punkte.
Ölpreis steigt wieder: Wall Street schließt leichter
Die Aktienkurse an Wall Street haben am Mittwoch zumeist etwas leichter geschlossen. Die Technologietitel an der Nasdaq standen dabei noch etwas stärker unter Druck. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) sank um 0,5 Prozent oder 53 Punkte auf 10.545. Der S&P-500-Index fiel um 0,3 Prozent oder vier Punkte auf 1.227. Der Nasdaq-Composite-Index verlor ein Prozent oder 22 auf 2.149 Punkte.
Ein wichtiger Belastungsfaktor war der wieder deutlich gestiegene Ölpreis, der an der Nymex um fast zwei Dollar auf über 65 Dollar je Barrel anzog. „Öl war der entscheidende Faktor, hier gab es eine massive Rally”, sagte Michael Panzner, Händler bei Rabo Securities USA. Auch die übergeordneten Zahlen zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen hätten Anzeichen für Probleme mit der Konjunktur geliefert, fügte er hinzu. Hier gab es aber auch andere Stimmen, die in den Daten durchaus positive Ansätze sahen.
Im Dow belasteten vor allem die Abschläge bei Walt Disney und Boeing. Disney waren Tagesverlierer mit einem Abschlag von 2,8 Prozent auf 24,11 Dollar. Der Unterhaltungskonzern hatte gewarnt, daß seine Film-Tochter im vierten Quartal wohl einen Verlust von 250 Millionen bis 300 Millionen Dollar ausweisen werde. Boeing verbilligten sich um 1,9 Prozent auf 64,18 Dollar. Der Flugzeughersteller hatte mitgeteilt, daß die Differenz zwischen den Tarifforderungen der Gewerkschaft und dem eigenen Angebot mit einer Milliarden Dollar sehr groß sei.
Lehman Brothers kletterten nach der Vorlage von Drittquartalszahlen um 0,1 auf 112,41 Dollar, nachdem sie im Verlauf zeitweise ein Plus von 2,4 Prozent verbuchten. Das Ergebnis je Aktie hatte mit 2,94 Dollar die Prognose von 2,34 Dollar deutlich überschritten. Der Gewinn war um 74 Prozent auf 879 Millionen Dollar gesprungen, einem Rekordergebnis für Lehman. In den Sommermonaten hätte das M&A-Geschäft gebrummt, erklärte ein Händler die Zahlen. Zudem wären die Broker bei einigen Börsengängen gut vertreten gewesen. Procter & Gamble (P&G) gaben 0,9 Prozent auf 55,02 Dollar ab. Mit Blick auf die Übernahme von Gilette wird sich P&G einem Bericht des „Wall Street Journal” zufolge von seinem Bereich elektrische Zahnbürsten trennen. Für 100 Millionen Dollar soll diese Einheit an Church & Dwight verkauft werden, nachdem sie 2001 für 475 Millionen Dollar eingekauft wurde.
An der Nasdaq wurde der Höhenflug von Baidu.com, die oft als chinesisches Google bezeichnet werden, mit einen Abschlag von gut einem Viertel ihrer Marktkapitalisierung abrupt gestoppt. Ihre ADRs fielen um 28,4 Prozent auf 81,32 Dollar. Auslöser waren „bearische” Analystenkommentare von zwei Brokern, die als Hauptkonsortialführer beim Börsengang des Unternehmens fungiert hatten. Anfang August war die Aktie mit 27 Dollar an den Markt gekommen. Goldman Sachs und Piper Jaffray starteten nun ihr Einschätzung mit „Underperform” und verwiesen auf eine völlig überzogenen Kurs. Google fielen daraufhin um 2,8 Prozent auf 303 Dollar.
Amerikanische Anleihen schließen etwas fester
Zum zweiten Male innerhalb von zwei Tagen sind amerikanische Anleihen aus dem Handel gegangen. Der Grund: Nach einem Regierungsbericht sind Einzelhandelsverkäufe im August stärker gefallen als erwartet. Daraus schlossen Marktteilnehmer aber nicht, daß die Verbraucher sich die Kauflaune von den katastrophalen Folgen des Hurrikans „Katrina” und gestiegenen Öl- und Treibstoffpreisen nicht haben vermiesen lassen.
Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe stieg um vier Basispunkte auf 4,16 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30jährige Treasury fiel um 17/32 auf 114-1/32. Hier ergab sich eine Rendite von 4,45 Prozent nach 4,42 Prozent.
Die im frühen Geschäft veröffentlichten Daten zur Industrieproduktion im August zeigten, daß sich die Konjunktur zumindest vor dem Sturm weiter in guter Verfassung befunden hatte. ”Die Leute versuchen herauszukriegen, was nach dem Hurrikan los ist”, sagte Raymond Remy, Händler bei Daiwa Securities America, und dafür gebe es in den kommenden Tagen einige wichtige konjunkturelle Indikatoren. Er verwies unter anderem auf die am Donnerstag anstehenden wöchentlichen Arbeitsmarktdaten, die eine deutliche Steigerung aufweisen sollten, sowie die Umfrage zum Verbrauchervertrauen der Uni Michigan für Mitte September, deren Ergebnis am Freitag ansteht.