du hast ein Thema gefunden, wo sich AfD und NSDAP-Faschismus ideologisch unterscheiden (die religiöse Überhöhung einer Rassentheorie) und jetzt posaunst du diesen Punkt groß heraus. Das bedeutet wohl, dass es auch bei dir eine gewisse Bangigkeit gab, ob die Ähnlichkeit womöglich zu groß ist, und eine gewisse Erleichterung darüber, doch einen Unterschied aufzeigen zu können? Hast du bei dem Vergleich unbewusst ein anderes Ergebnis erwartet?
Ich seh das tatsächlich so wie du, dass die Nazis in diesem Punkt fanatischer und vor allem systematisch-fanatischer unterwegs waren, und ihre Fantasmagorien aus heutiger Sicht absolut irrwitzig sind. Die meisten Afd'ler sehen das wohl genauso. Die Afd hat aber nachweislich auch Sympathisanten, die anders drauf sind.
Jedoch, das alles ändert nichts daran, dass Fantasterei gerade auch ein Markenzeichen der Afd'ler ist (bezüglich Kriminalität, Klimawandel, Merkel, ... egal was), ebenso wie Pöbelei selbst noch in Parlamenten -- es gibt sie, die Parallelen zur NSDAP. Die Aussage des NS "Das Judentum gehört nicht zu Deutschland" ist natürlich viel deutlicher falsch als die Aussage "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" (denn die Anwesenheit eines Islam hier ist ein historisch junges Phänomen). Aber beide Aussagen sind strukturell gleichartig, führen auf ähnliche Folgerungen, und beide sind falsch. Beide beruhen darauf, dass "Deutschland" hier ein Wolkenkuckucksheim ist, das sich Ideologen ausgedacht haben, nicht die reale Bevölkerung. Genauso wie damals die Nazis, zieht auch Höcke die Folgerung, dass man einen Teil der deutschen Bevölkerung, -- der ihm halt nicht gefällt -- aussondern müsse, dass der weg muss, und dass dafür Gewaltanwendung angebracht ist. Wer da noch die Afd als "bürgerlich" oder "Volkspartei" bezeichnet, der hat echt den Schuss nicht gehört. Aus diesem Grund muss gesagt werden: Höcke *ist* ein Faschist.
Auch wenn die AfD eine verdünnte Version des Nazi-Faschismus predigt, ist dies kein Freispruch, denn das Problem ist, dass man auch damit einen Weg betritt, der nur eine Richtung kennt: Niemals die Richtung, mehr Mäßigung, Ausgleich und Solidarität zu entwickeln, sondern immer nur die Richtung, zu den bisherigen Angriffen, Provokationen und Tabubrüchen noch eine Schippe draufzulegen. Wenn die Lust an der Enthemmung das Programm ist, dann muss die Dosis immer stärker werden, denn wenn man sich an den vorhandenen Stand gewöhnt, ist sofort die einzige Rechtfertigung der Sache weg: das Gefühl, eine richtig geile Sause zu haben. Deswegen hat die Entwicklung von Lucke zu Petry zu Brandner-Kalbitz-Höcke eine eindeutige Richtung. Und wer wird sie stoppen? (Gauland nicht, er beteiligt sich inzwischen an der Verbreitung extremistischer Verschwörungsfantasien. Der "bürgerliche Meuthen" nicht, er hat Höcke immer gestützt, auch als man sogar in der Afd seinen Parteiausschluss diskutierte)
Wenn am Ende des Weges etwas Furchtbares steht: warum wird diese Richtung überhaupt eingeschlagen? Es bleibt der falsche Weg, egal wie weit man vom Ende gerade entfernt ist. |