Medizintechnik
Biolitec-Aktie startet Erholungsversuch 29. September 2006 Positiv in den Freitag startete nicht nur der Dax, der die 6.000er Marke übersprang, sondern auch die Aktie des Jenaer Medizintechnik-Unternehmens Biolitec. Rund vier Prozent stieg der Aktienkurs auf 7,65 Euro kurz nach Handelseröffnung und notiert damit so hoch wie seit über drei Monaten nicht mehr.
Grund für das Plus dürften wohl die Ergebnisse sein, die das auf die Entwicklung und Produktion medizinischer Lasersysteme und Lichtwellenleiter spezialisierte Unternehmen am Morgen vor Börsenöffnung vorlegte. Profit mit der Schönheitsmedizin Demnach hat das Unternehmen den Umsatz in dem am 30. Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2005/2006 gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 29,1 Millionen Euro steigern können und dabei einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,3 Millionen Euro erzielt. Das entspricht einer Steigerung von 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Betriebsergebnis legte um 90,7 Prozent auf 2,5 Millionen Euro zu und der Überschuß auf 2,06 Millionen Euro fast verdoppelt werden. Vor allem das Geschäft mit ästhetischen Behandlungen und mit Verbrauchsmaterialien habe mit starken Umsatzsteigerungen zu den guten Ergebnissen beigetragen. Am stärksten gewachsen seien allerdings die klassischen Bereiche der Laser und Lichtwellenleiter/Lasersonden mit 19 bzw. 17 Prozent. Biolitec ist damit einer der Profiteure der Entwicklungen im Gesundheitswesen. Denn während die Situation bei versicherten Ausgaben für Arzneimittel und medizinische Versorgung zunehmend restriktiver wird, verzeichnet die kosmetische und ästhetische Medizin einen wahren Boom. „Besseres Aussehen steigert das Selbstbewußtsein und gilt als Erfolgsfaktor“, konstatiert das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht. Cellulitis und Krampfadern Was Wunder also, wenn Biolitec seine Forschungsanstrengungen auf die Entwicklung neuer Therapien für bislang ungelöste Probleme der ästhetischen Medizin konzentriert. Im Vordergrund steht dabei die photodynamische Therapie für Cellulitis, auch in vier weiteren Anwendungsfeldern, wie zum Beispiel Lippenaufspritzung seien erste Resultate erzielt worden, die im laufenden Geschäftsjahr weiter ausgebaut werden sollen. Das starke Wachstum im Bereich Lichtwellenleiter/Lasersonden dagegen sei vor allem auf die starke Zunahme der Zahl von Laser-Venenoperationen bei der Behandlung venöser Insuffizienz, also Abflußstörungen im Bereich der Venen, die zu schweren Beinen, Jucken, Taubheitsgefühl, Ameisenlaufen, Wadenkrämpfe und Schwellungen führen. Eine Spätfolge können auch Krampfadern sein. Tumortherapie etwas verhalten Die zunehmende Schwerpunktbildung im Bereich der ästhetischen Medizin zeigt sich auch darin, daß das Unternehmen das Wachstum im Bereich Pharma mit 9,5 Prozent selbst als verhalten einstuft. Hier sei es schwierig, mit der Tumortherapie Foscan eine neue Behandlungsmethode zu etablieren. Bei der Foscan-Therapie wird dem Patienten ein sogenannter Photosensitizer eingespritzt, der sich in den Tumorzellen anreichert. Durch Laserbelichtung wird dieser aktiviert, so daß Sauerstoffradikale entstehen, die die Tumorzellen zerstören. Angesichts des zunehmenden Bedeutung der ästhetischen Medizin überrascht wenig, daß Biolitec das stärkere Wachstum in den Vereinigten Staaten erzielt hat und der Anteil Nordamerikas am Umsatz von 39 Prozent im Vorjahr auf nunmehr knapp 41 Prozent gestiegen ist. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen „eine Beschleunigung des Umsatzwachstums und ein weiter verbessertes Ebit“. Basis dafür sei der im abgelaufenen Geschäftsjahr in Südamerika erzielte Durchbruch bei der Entwicklung eines Behandlungsverfahrens für Cellulitis. Darüber hinaus wachse insbesondere der Absatz der Produkte zur Behandlung gutartiger Prostataleiden kräftig. Optimistische Bewertung könnte Erholung behindern Mit den Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres hat Biolitec die Analystenprognosen recht genau getroffen. Mit 29,1 Millionen Euro lag der Umsatz zwar leicht unter den vorhergesagten 29,9 Millionen. Indes übertraf das Ebit die Prognose um 15 Prozent und der Gewinn je Aktie mit 21 Cent die anvisierten 20 Cent. Auf der anderen Seite ändert dies recht wenig an der optimistischen Bewertung der Aktie mit geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnissen auf Basis der Prognosen von knapp 25 für das laufende und 18,5 für das kommende Geschäftsjahr. Insofern kann auch die charttechnische Entwicklung dieses Jahres nicht verwundern. Im März scheiterte der Kurs bei 9,40 Euro bei dem Versuch das Hoch des Jahres 2002 bei zehn Euro zu übertreffen. Danach ging es abwärts. Erst vor rund drei Wochen fing sich die Notierung bei 5,53 Euro wieder. Mit dem heutigen Kursanstieg sind die Chancen auf eine anhaltende Erholung wieder gestiegen, nachdem dieser nun deutlich über den Trendmarken liegt. Allerdings dürfte die Aktie sich schwer tun, die durch die Monatshochs von April bis Juni markierte Widerstandszone zwischen acht und 8,50 Euro zu überwinden. Dies und die nicht günstige Bewertung machen ein Investment spekulativ. Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho Bildmaterial: FAZ.NET |