Vermieters Albtraum: Was Mietnomaden anrichten

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neuester Beitrag: 11.12.06 00:44
eröffnet am: 22.11.06 14:40 von: denkidee Anzahl Beiträge: 26
neuester Beitrag: 11.12.06 00:44 von: Scontovaluta Leser gesamt: 5000
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22.11.06 14:40
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112127 Postings, 7918 Tage denkideeVermieters Albtraum: Was Mietnomaden anrichten

Schlachtfeld statt Wohnung: Hier wird der Vermieter viel Geld investieren müssen. (Foto: Jörg Lantalmé)

Vermieters Albtraum: Was Mietnomaden anrichten

Anzug, teurer Wagen und sympathisches Lächeln: Der neue Mieter scheint perfekt zu sein. Doch Monate später kommt das böse Erwachen: Er zahlt keine Miete, hat die Wohnung komplett ruiniert und will nicht ausziehen.

Immer wieder erleben Vermieter in Deutschland einen solchen Albtraum. Wenn der Spuk endlich vorbei ist, bleibt der Eigentümer häufig mit der zerstörten Immobilie und einem Haufen Schulden zurück, während sich der sogenannte Mietnomade eine neue Bleibe sucht.

Das Problem für Vermieter: Man sieht einem potenziellen Mieter nicht an, dass er die Wohnung in eine Schimmelhölle verwandeln wird. Der Vermieterbund "Haus & Grund" gibt den praxisfernen Rat, sich eine Bescheinigung des Vorvermieters über das tadellose Verhalten des Mieters zeigen zu lassen.

Doch das Verwahrlosen der Wohnung ist nicht das einzige Problem: Ein klassischer Mietnomade nistet sich ein, ohne einen Cent Miete zu bezahlen. Schnell kann das den Ruin für den Vermieter bedeuten, denn der Schaden kommt dreifach: Immobilienbesitzer finanzieren das Wohnobjekt häufig über die Mieteinnahmen. Wenn diese ausbleiben, rutschen sie schnell ins Minus. Hinzu kommen die oft horrenden Kosten für die Renovierung und häufig mehrere tausend Euro für eine langwierige Räumungsklage.

Hat sich der Wohnungsparasit erstmal eingenistet, ist es schwer, ihn wieder loszuwerden. Bis eine Räumungsklage wirksam wird, vergehen oft viele Monate. Da ist es vielen Vermietern lieber, dass sie an einen Mietnomaden geraten, der sich zwar ohne Mietzahlungen aber auch ohne Prozess bei Nacht und Nebel aus dem Staub macht.

 
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22.11.06 14:45
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1847 Postings, 7629 Tage MeierBescheinigung des Vorvermieters über das tadellose

Verhalten des Mieters.
Das Problem ist halt, dass der Mieter erst nach einer Räumungsklage die Wohnung verlässt.
Es sei denn er findet vorher eine andere Wohnung.
Der Vermieter wird somit alles daran setzen den Mieter loszuwerden.  

22.11.06 14:51

112127 Postings, 7918 Tage denkideeDem Vermieter dürfte übel geworden sein

(Foto: Jörg Lantalmé)

Was Mietnomaden anrichten
Dem Vermieter dürfte übel geworden sein, als er die Überbleibsel seiner Küche sah: Die Arbeitsoberfläche ist unter dem Dreck komplett vergammelt. Wann der Mieter das halbleere Spülmittel zuletzt benutzt hat, wird sein Geheimnis bleiben. Ein paar versiffte Handtücher sollten offenbar das Elend unter der Spüle verbergen. Fast hämisch hängen ein Bild von weißen Schwänen und ein einsames Osterei (in der Vergrößerung zu erkennen) über dem Chaos.

 
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22.11.06 14:55
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8374 Postings, 8905 Tage maxperformanceIn unserem Rechtssystem herrscht

leider immer noch der Irrglaube, der Vermieter ist immer der Böse
und der Mieter das arme schutzbedürftige Opfer.

Warum gibt es eigentlich keine Schwarze Liste mit Mietnomaden?
Wenn Du bei einer KFZ-Versicherung aus welchen Gründen auch immer rausfliegst,
schwärzt die dich im zentralen Versicherungsregister so an, dass dich keine andere
mehr mit der Kohlenzange anfasst.

gruß Maxp.  

22.11.06 15:08
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2590 Postings, 7403 Tage brokeboynummern

... da gibt es ein paar telefonnummern, die unter manchen vermietern herumgereicht werden. wenn man mal ein derartiges problem mit einem messi oder assi hat, muss man zwar etwas geld in die hand nehmen, aber der mieter geht - mit sicherheit. ... und ggf. mit ein paar blessuren und knochenbrüchen.

schade, dass unser sozialdemokratisch geprägtes rechtssystem derart welfremd geworden ist, dass manch einem gar keine andere möglichkeit mehr bleibt, als die dinge selbst "zu regeln".  

22.11.06 16:26

112127 Postings, 7918 Tage denkideeDas geöffnete Fenster soll gegen den Gestank helfe

(Foto: Jörg Lantalmé)

Was Mietnomaden anrichten
Das geöffnete Fenster soll gegen den Gestank helfen, der dem Vermieter aus diesem Badezimmer entgegenschlug. Die weiße Täfelung und die hellen Fliesen lassen erahnen, dass dieses Bad einmal mit viel Mühe eingerichtet worden ist. Immerhin verhinderte die glatte Oberfläche, dass sich der wuchernde Morast auf die Wände übertragen konnte. Hat der Mieter aus Rache dafür so viel Müll wie möglich in diesem Raum deponiert?

 
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22.11.06 18:19

112127 Postings, 7918 Tage denkideeAngesichts der vergammelten Arbeitsfläche

(Foto: Jörg Lantalmé)

Was Mietnomaden anrichten
Angesichts der vergammelten Arbeitsfläche ist kaum zu glauben, dass der Wasserhahn jemals in Betrieb genommen wurde. Doch offenbar hat sich der Mietnomade hier auch gewaschen, denn an der fettgesprenkelten Fliesenwand liegt eine Flasche Dusch-Lotion. Das Gläschen Baby-Nahrung lässt die grausige Vermutung zu, dass auch ein Kleinkind in dem Dreck leben musste. Oder war der Mieter nur zu bequem, sich selbst eine Mahlzeit zuzubereiten
 
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22.11.06 18:21
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10099 Postings, 7060 Tage 2teSpitzeIn Deutschland

bist du immer der Dumme, wenn du fleißig arbeiten gehst, schön deine Abgaben bezahlst und vor allen Dingen, wenn du ein bisschen besitzt.

Da ist der Staat hinterher, wie der Teufel hinter der armen Seele. Wollen einem so viel wie möglich davon abnehmen, um es einigen arbeitsscheuen Parasiten hinterherzuwerfen.

(Alle unschuldig in eine prekäre Situation Geratene sind hier ausgenommen)

Spitze  

22.11.06 23:50

112127 Postings, 7918 Tage denkideeWas liebevoll begann, endete hier im absoluten Cha

(Foto: Jörg Lantalmé)

Was Mietnomaden anrichten
Was liebevoll begann, endete hier im absoluten Chaos: Im Kinderzimmer mit Janosch-Bordüre liegen die Reste eines Familienlebens. Offenbar gehörte auch ein Tier dazu: In der Vergrößerung erkennt man links einen Käfig. Schimmelflecke an der Wand lassen erahnen, dass das Zimmer wenig beheizt und schlecht belüftet wurde.

 
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23.11.06 06:46
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112127 Postings, 7918 Tage denkidee1.Teil...Der Feind im Haus

Der Feind im Haus

Wer gewisse Tricks kennt, wohnt jahrelang umsonst. Miettouristen sind der Schrecken der Hausbesitzer Von Sabine Magerl

Der Mann trug Anzug, fuhr einen teuren Wagen und hatte auch sonst alle Requisiten, die deutlich signalisieren: Geld. Ab einer gewissen Preisklasse wird oft nicht mehr nach dem Gehaltszettel gefragt. Und schon bekam Herr X mit seinem Goldketten-Geklingel den Zuschlag als vermeintlicher Käufer einer schönen 250-Quadratmeter-Eigentumswohnung – und dazu auch noch den Mietvertrag für ein großzügiges Büro. Pech für die Hausbesitzer.

Denn dieser Herr X zog zwar in die Wohnung im teuren Berliner Stadtteil Grunewald; die Kinder müssten gleich nach den Ferien in die Schule, sagte er, und auch sonst sei die Sache dringlich, worauf der Besitzer Verständnis zeigte. Doch bezahlte der Käufer danach keinen Cent. Als der Eigentümer daraufhin die Rückgabe des Kaufobjektes forderte, stellte Herr X trickreich Besitzanspruch: Er wohne ja schon hier, man habe doch faktisch einen Mietvertrag mündlich abgesprochen. Außerdem habe er eine Renovierung kostspielig vorgenommen. Und diese Investitionen (die er, ganz nebenbei, auch den Handwerkern nicht bezahlte) wohne er nun mietfrei ab, so seine fadenscheinige, jedoch juristisch nicht ganz leicht zu widerlegende Argumentation. Der Eigentümer musste erkennen, wie schwierig es ist, eine durch einen Kaufinteressenten bereits bezogene Immobilie räumen zu lassen. Auch die neuen Geschäftsräume nutzte Herr X einfach umsonst. Als hätte er den Aufenthalt in einem Hotel auf unbestimmte Zeit in der Lotterie gewonnen.

Diese Geschichte, die der auf Immobilienrecht spezialisierten Berliner Anwaltskanzlei Schultz und Seldeneck, beauftragt vom frustrierten Vermieter, noch einige Schwierigkeiten bescheren sollte, ist das Extrembeispiel einer Erscheinung, die man in Vermieterkreisen neuerdings Miettourismus oder Mietnomadentum nennt. Hinter dem Begriff verbergen sich unterschiedliche Fälle. Einerseits geraten immer mehr Mieter in eine finanzielle Notlage, die Wohnkosten verschlingen bei Familien und auch bei Singles einen großen Teil des Einkommens, und wenn dann plötzlich der Job weg ist… »Ach, wissen Sie«, sagt die Angestellte einer großen Berliner Mietwohnbaugesellschaft , »es gibt Zeiten, da zahlt ein Viertel unserer Mieter nicht.«

Früher habe man die Kosten noch mittragen können. Aber wenn die Hälfte der Wohnungen leer steht, der Immobilienmarkt in sich zusammenbricht? Fragen wir zum Beispiel die Prima-Hausverwaltung im Berliner Stadtteil Lichtenberg, wo man die schön renovierten Plattenbauten »industriell gefertigte Wohnhäuser« nennt. Dort weiß man: »Vermieten ist ein unkalkulierbares Risiko geworden.« Generell nehme die Zahlungsmoral der Mieter ab, die oft selbst von einer abnehmenden Zahlungsmoral in der freien Wirtschaft geschädigt seien – so reißt man sich gegenseitig ein Stockwerk tiefer.

Auf der anderen Seite aber gibt es auch die spektakulären Fälle, in denen ein Herr X oder Y, dessen Konto durchaus positive Daten aufweist, gerade mal die Kaution hinlegt – und das war’s. Solche Miettouristen können eine bemerkenswerte betrügerische Fantasie entwickeln. Vielleicht überweisen sie mal ein paar hundert Euro, um den Vermieter bei Laune zu halten und die Kündigung hinauszuzögern, die erst nach dem Rückstand von zwei Monatsmieten fristlos ins Haus flattern darf. Ist es dann doch so weit, beginnt für sie erst die Herausforderung. Wo andere in Panik geraten oder eine Ratenzahlung erflehen, sitzt der wahre Miettourist weiterhin geschickt seine selbst geschaffene Mietfreiheit aus und erfindet trickreich immer neue Gründe, um die Räumungsklage hinauszuzögern.

 

23.11.06 09:56

112127 Postings, 7918 Tage denkidee2.Teil...Der Feind im Haus

Herr X wurde verklagt – und erhob Gegenklage, wegen Ratten im Büro

Da wird Räumungsschutz beantragt, weil man der Frau, dem Freund, den Kindern einen Umzug psychisch nicht zumuten könne. Oder weil der Großvater gepflegt werden müsse. Oder es werden Mängel an der Wohnung geltend gemacht. Alles vom Gericht zu hinterfragende Angaben, die, wenn sie wahr sind, den Mieter entscheidend schützen. Aber wenn sie nur vorgeschoben sind? Der Nachweis ist aufwändig.
»Von der Kündigung bis zum Titel bei Gericht, von der Räumungsklage bis zum Gerichtsvollzieher können schon im Normalfall und ohne Tricks eineinhalb Jahre vergehen«, sagt die Rechtsanwältin Inka Witte von der Kanzlei Schultz und Seldeneck. Da hilft dem Vermieter auch die Kaution nicht viel weiter. Die Gerichte in den großen Städten sind überflutet von Klagen, die Termine für den Gerichtsvollzieher können sich enorm verzögern. Das Ziel dieses Volkssports also, den eine kleine Gruppe von Spielernaturen offensichtlich bewusst betreibt: möglichst lange mietfrei in der Wohnung bleiben, um dann das nächste Domizil anzusteuern. Neue Wohnung, neues Glück. Allein dem Verband Haus & Grund sind Mietrückstände von jährlich zwei Milliarden Euro bekannt.

Vier lange Jahre dauerte der Rechtsstreit im Fall des Herrn X, der sämtliche Register zog. So erhob er auf die Kündigung seiner Büroräume auch noch Gegenklage: Da gäbe es eine Rattenplage, behauptete er, die Viecher hätten einen wichtigen Geschäftspartner bei Vertragsabschluss verschreckt. Der Verlust sei in die Millionen gegangen! Dagegen war die geforderte Miete verschwindend niedrig. Ein Kammerjäger, vom vermeintlichen Mieter Herrn X bestellt, wurde als Gutachter hinzugezogen. Seltsam war nur, sagt die Gegenseite, dass sich das Tier im Büro von Herrn X so in die Zwischenwand gefressen habe, als habe ein Bohrer das Loch gefräst…

Doch selbst wenn die Räumung gelingt: Die Mietschuld bleibt bestehen. Es sei denn, der Mieter legte eine eidesstattliche Erklärung ab, dass er zahlungsunfähig geworden ist. »Das scheint heute absolut salonfähig zu sein«, Inka Witte spricht aus Erfahrung. Sie hat wohl ihre Zweifel an derart vielen Privatinsolvenzen.

Manchmal verschwindet der Mieter aber auch von selbst, über Nacht. Gerichtlich belangen kann man ihn erst, wenn er sich anderswo neu gemeldet hat. Eine Privatinsolvenz kann nach sieben Jahren von der Restschuld befreit werden. Klaus Lück, der in Neuss und Krefeld seit vielen Jahren Mietshäuser verwaltet, hat das mehr als einmal erlebt. Auf der Polizeiwache begegnete man ihm schon mal mit einem müden Lächeln; die Polizei, sagt er, spüre einem betrügerischem Mietsünder nicht ewig hinterher. »Und ich könnte mein Wohnzimmer mit Gerichtsurteilen tapezieren.« Mit einer Klage werfe man dem bereits verlorenen Geld nur noch weiteres hinterher. Im häufigsten Fall, das bestätigen die Verbände, geben die Vermieter einfach auf. Einige bieten den Säumigen sogar Geld an, damit sie endlich ausziehen, nur, um noch mehr Kosten zu verhindern.

Wie Aale seien diese Mietnomaden, sagt Hans Graaf, ein Vermieter aus Eschweiler. Da glaubt man sie zu haben, und schon sind sie einem wieder aus den Händen geglitten. »Kein Wunder, wenn man sich da mit dem Gedanken trägt, einen Privatdetektiv einzuschalten.« Sein Rechtsanwalt recherchiert gerade einem Mietnomaden hinterher, der zwischenzeitlich in Belgien lebte und dann wieder in Deutschland bei den Eltern wohnte. Doch selbst wenn man schon so viel weiß, ist die Kontaktaufnahme oft unmöglich. Hat man endlich die aktuelle von mehrmals gewechselten Handynummern aufgetrieben, geht doch keiner ran. Hat sich also etwas verschoben in dem bekannt angespannten Verhältnis zwischen dem bösen, mächtigen Miethai und dem Mieter, dem armen kleinen Fisch?

 

23.11.06 11:19

12175 Postings, 8769 Tage Karlchen_IIVermieter haben es nirgendwo leicht...


Brite zerlegt mit Bagger Haus des Vermieters

London (dpa) - Aus Ärger über eine Kündigung hat ein 53-jähriger Engländer einen Bagger angemietet und damit das Haus seines Vermieters zerlegt. Der Mann aus der südostenglischen Gemeinde Bradwell-on-Sea geriet in Rage, weil er den Campingplatz verlassen sollte, auf dem er in einem Wohnwagen lebte. Bei dem Frontalangriff entstanden mehr als 300 000 Pfund Sachschaden. Der rabiate Baggerfahrer wurde nun zu sechs Jahren Haft verurteilt, wie britische Zeitungen berichten. Inzwischen ist das Haus wieder aufgebaut.

erschienen am 23.11.2006 um 10:37 Uhr

© Welt
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23.11.06 12:11

112127 Postings, 7918 Tage denkidee3.Teil...Der Feind im Haus

Den mächtigen Miethai frisst neuerdings der arme kleine Fisch

Es gibt Anwälte (vor allem solche, die Mieter vertreten), die halten das Mietnomadentum für eine Erfindung. Vielleicht gebe es da ein paar Kandidaten, die sich nach dem Motto »Beute aus, die dich ausbeuten« durchschlagen. Vielleicht gebe es auch einige professionelle Betrüger. Aber mit dem Blick auf diese Außenseiter werde doch nur abgelenkt von den eigentlichen Schieflagen, von überhöhten Mietpreisen oder dem Verkauf von Mietshäusern auf Kosten der Bewohner. Die allermeisten Mieter, die nicht zahlen, flögen ja wohl raus, sagt der Jurist Christian Emmerich. Über kurz oder lang. Zum Berliner Mieterverein sei zwar auch noch kein Miettourist persönlich gekommen, sagt dessen Geschäftsführer Reiner Wild, doch dass es solche schwarzen Schafe gibt, da ist er sich sicher. Ein Phänomen mit Nachahmungspotenzial, das das Häuserbesetzen von einst auf ganz neue Weise wiederaufleben lassen könnte.

»Ich habe mich enteignet gefühlt«, klagt die Unternehmensberaterin Nicole Grün, die in Wetzlar eine Wohnung an ein berufstätiges Paar vermietet hatte. Mehr als ein Jahr lang hätten die Mieter in der Wohnung ausgeharrt, ohne zu zahlen. Dass sie dann über Nacht weg waren, hatte sie nur gemerkt, weil ein Brief ihres Anwalts an das Paar mit Rückschein kam: verzogen. Die Wohnung, die man aufbrechen ließ, war voller Müll wie ein vom Massentourismus überfluteter Strand. In einem Zimmer waren die Wände übersät mit Hunderten von Tackerklammern.

Am härtesten treffen die Verluste durch Miettouristen kleine Vermieter, die sich eine Eigentumswohnung etwa zur Altersvorsorge gekauft haben. Wenn es dann zu Einnahmeverlusten und womöglich noch Gerichtskosten kommt, kann das an die Substanz gehen. Erst seit kurzem gibt es die Vermieterschutz-Datenbank Vpaz, in der aktenkundige Mieter registriert werden können, wenn sie dem bei Abschluss des Mietvertrags zustimmen (was natürlich wenige tun). Gerhard Ribbeck, der Mitbegründer dieser Liste, hofft auf ein großes Netzwerk, in dem man zukünftig potenzielle Nichtzahler abfangen kann.

Als im Fall des Herrn X die Räumungsklage der Wohnung bei Gericht aktenkundig wurde, tauchten plötzlich Untermieter auf. Eine Haushälterin, die hier angeblich auch wohnte, Kindermädchen, Eltern. »Für Untermieter muss jeweils ein neuer Titel auf Räumung beim Gericht beantragt werden«, erklärt die Rechtsanwältin Inka Witte. Und das verzögert das Verfahren. In einem anderen Fall konnte man mit detektivischen Mitteln nachweisen, dass die Türschilder der angeblich schon lange Zeit anwesenden Untermieter erst ein paar Tage zuvor angefertigt worden waren; man hatte die Druckerei ausfindig gemacht. Und so geht das Spiel immer weiter, wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel.

Herr X jedenfalls beherrschte dieses Spiel perfekt. Nachdem er viele zahlungsfreie Monate hatte ins Land ziehen lassen, fiel ihm ein, dem Rechtsanwalt Schultz ein strafrechtliches Verfahren anzuhängen: Er habe Herrn X körperlich bedroht. Wieder verging Zeit. Zuletzt beanspruchte der klagende Beklagte Räumungsschutz, da seine Frau suizidgefährdet sei. Immer neue Gutachter, immer mehr Zeit. Als Herr X schließlich trotz der zahlreichen eröffneten Nebenkriegsschauplätze doch rechtskräftig zur Räumung verurteilt wurde, begann er mit der Demontage seiner »Investitionen« in den nicht bezahlten Räumlichkeiten und zog sich mit einer eidesstattlichen Versicherung auf seinen leeren Geldbeutel vornehm zurück.

Natürlich gibt es auch kleinere Ganoven in dieser Verbrechenssparte. Da werden Anwaltsbriefe mit der selbst angefertigten Aufschrift »unbekannt verzogen« zurückgeschickt. Oder es werden gefälschte Bankbürgschaften vorgelegt. Kleine Fische, wie gesagt, im Vergleich mit dem ausgefuchsten Betrüger X, der eines Tages an einer Tankstelle nahe dem Wannsee seinem Mercedes der S-Klasse entstieg. Da gingen dem Rechtsanwalt Michael Schultz, der gegenüber zufällig auch tankte, doch sehr unjuristische Gedanken durch den Kopf. Kurz überlegte er sich, ob er seinen Wagen einfach quer vor den des Herrn X stellen und den Fahrer packen, ihn jedenfalls wie auch immer festhalten sollte und sagen: Jetzt zahlen Sie endlich! Nach all dem Wahnsinn! Doch Rechtsanwalt Schultz stieg in seinen Wagen und fuhr weiter. Denn der nächste Gerichtstermin stand ja schon fest.

© DIE ZEIT 22.01.2004 Nr.5
 

07.12.06 13:19

112127 Postings, 7918 Tage denkideeWurde in dieser Küche jemals gekocht?

(Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
Kaum vorstellbar, dass in dieser Küche jemals etwas Essbares gekocht wurde. Auf dem Boden liegen vergammelte vom Boden gelöste Teppichfliesen. Während die Arbeitsfläche zugemüllt wurde, befindet sich auf dem Boden ein leerer Umzugskarton. Hat den Mieter, der hier gehaust hat, beim Anblick seiner Trümmer der Mut verlassen, doch noch auf normale Weise auszuziehen?

 
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07.12.06 14:48

112127 Postings, 7918 Tage denkideeZugemülltes Arbeitszimmer

Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
In diesem Arbeitszimmer wurde höchstens daran gearbeitet, es so hoch wie möglich zuzumüllen. In einer Ecke hat sich mannshoch Schimmel ausgebreitet. Eine heruntergezogene Jalousie hat den Mieter offenbar vor peinlichen Einblicken der Nachbarn geschützt.

 
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07.12.06 16:03
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12175 Postings, 8769 Tage Karlchen_IIKommt mir bekannt vor...

So einen Mieter hatten wir auch mal. Junger Mann. Was mich wunderte: Als es um das Müllwegräumen ging war, dass sich reichlich Briefe mit Rechnungen fanden, die ungeöffnet waren. Andererseits lag in der Wohnung überall Kleingeld herum - keine Euros, aber massenhaft - aber wirklich massenhaft - irgendwelche Cent-Stücke. Offenkundig überhaupt kein Gefühl für Geld, Schulden - also irgendwelche wirtschaftlichen Dinge. Die Miete zahlte noch das Sozialamt.


Der Hammer war dann der Briefkasten, der auch aufgebrochen werden musste, weil der Gute naturlich mit den Schlüsseln verschwunden war. Ein halbes Dutzend Zustellungsurkunden.


Der Briefträger war nicht gerade erfreut, dass ich ihm den ganzen Krempel als Retouren weiterreichte.

Na - das Haus ist verkauft. Habe keinen Bock mehr auf sowas  

07.12.06 19:28

112127 Postings, 7918 Tage denkideeKinder mögen Höhlen

(Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
Kinder mögen Höhlen, aber in dieser Höhle hat hoffentlich zum Schluss kein Kind mehr wohnen müssen. Neben einem Skateboard und einem Schaukelpferd liegt ein noch halb gefüllter Tierstall.

 
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07.12.06 23:59

112127 Postings, 7918 Tage denkideeNicht ganz so vollgestopft

(Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
Nicht ganz so vollgestopft, aber trotzdem in einem ekelhaften Zustand ist dieses Wohnzimmer. Ein alter Stubenwagen lässt darauf schließen, dass auch hier Kinder gewohnt haben müssen. Relativ sauber ist die Gardine, die das Chaos vor neugierigen Blicken geschützt hat.

 
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08.12.06 00:04

2460 Postings, 6814 Tage fritz01Komisch, denkidee hat meine Hütte geknipst :ξ

aber wie isser reingekommen...
 

08.12.06 08:55
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112127 Postings, 7918 Tage denkidee@fritz01

Du hast die Tür offen gelassen.
Händewaschen war bei Dir auch leider nicht möglich.
Gruß denkidee


(Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
Gipfel des Ekels ist für viele von Mietnomaden geprellte Wohnungsbesitzer das Badezimmer. Auch hier wird der Eigentümer nicht um eine Komplettrenovierung herumkommen. Das vollgemüllte Waschbecken lässt erahnen, dass sich der Mieter hier in letzter Zeit nur noch selten gewaschen hat. Die braune Grundfarbe der Armaturen schützt den Betrachter vor weiteren unangenehmen Einblicken.

 
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08.12.06 13:11

112127 Postings, 7918 Tage denkideeWohnzimmer

(Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
In diesem Wohnzimmer kann sich niemand wohlgefühlt haben. Während der Boden von Unrat bedeckt ist, steht mitten im Raum ein leeres Regal neben einer Alkoholflasche. Teppich und Tapete bedecken nur noch den halben Raum.

 
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09.12.06 20:38
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112127 Postings, 7918 Tage denkidee Balkon

(Foto: Deutsche Mieter Datenbank)

Was Mietnomaden anrichten
Auch ein Balkon kann einem Mietnomaden als Müllhalde dienen. Hier wurde unter anderem ein Kindersitz entsorgt. Die übriggebliebenen Pfandflaschen hinten rechts dürften für den Besitzer dieser Wohnung kaum ein Trostpflaster sein.

 
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11.12.06 00:29

2460 Postings, 6814 Tage fritz01Also der Balkon, daß war ich nicht, denkidee !

Ich schwöre, das waren die anderen Nomaden.
 

11.12.06 00:35

2460 Postings, 6814 Tage fritz01(finde heute kein ß mehr) o. T.

11.12.06 00:41

30831 Postings, 7323 Tage ScontovalutaDer Titel wäre für M. falsch: Nachmieters Alp-

traum würde das hier heißen!
Hier bei uns Bazis macht dafür kein Vermieter den Finger krumm. Eräßt man halt mal ausnahmsweise ne viertelte Miete.
Provision für den Makler bleibt unberührt (*g*)!  

11.12.06 00:44

30831 Postings, 7323 Tage ScontovalutaErläßt! Muss das heissen! o. T.

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