Neue Sammelklage gegen Deutsche Telekom 02. März 2003 Die Vorwürfe um angeblich verschwiegene Milliarden-Risiken beim dritten Börsengang der Deutschen Telekom werden kommende Woche voraussichtlich zu einer weiteren Sammelklage führen.
Nach Angaben der „Welt am Sonntag“ bereitet die Wiesbadener Anwaltskanzlei Doerr Kühn Plück & Thoeren eine Prospekthaftungsklage vor. „Mehr als 200 T-Aktionäre werden sich dieser Klage anschließen“, sagte Rechtsanwalt Ralf Plück dem Blatt. Hintergrund ist die Frage, ob die Aktionäre beim dritten Börsengang der Telekom im Jahr 2000 ausreichend über Risiken der Aktie informiert wurden. Insbesondere der Kauf für das britische Mobilfunkunternehmen One2One war dabei in die Kritik geraten. Union und FDP forderten von Finanzminister Hans Eichel (SPD) Aufklärung über angebliche „Tricksereien“ beim jüngsten Börsengang der Telekom.
Witti rechnet mit neuen Klagen
Wegen angeblich falscher Angaben im Börsenprospekt könnte es auch zu neuen Klagen in den Vereinigten Staaten kommen. „Ich rechne mit einer neuen Klage“, sagte der Münchner Rechtsanwalt Michael Witti dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Die Vorwürfe könnten „höchstgefährlich für die Telekom“ werden. Ende vergangenen Jahres hatte ein New Yorker Bundesgericht bereits eine Sammelklage von amerikanischen Investoren gegen die Deutsche Telekom zugelassen.
Auch Rechtsanwalt Andreas Tilp von der Kanzlei Tilp & Kälberer aus Tübingen geht von weiteren Klagen aus. „Das wird nicht allzu billig“, sagte Tilp. Sollten die bereits in Deutschland angestrengten Klagen Erfolg haben, muss die Telekom in Deutschland mit Schadenersatzforderungen „im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ rechnen, sagte Tilp. In Amerika könnte auf die Telekom ein Vielfaches der in Deutschland drohenden Summe zukommen. Die Stuttgarter Anwaltskanzler Binz & Partner hatte bereits eine Strafanzeige zu möglicherweise überhöhten Aktienoptionsprogrammen für Telekom-Manager eingereicht.
Brüderle droht mit Untersuchungsausschuss
Der stellvertretende FDP-Chef Rainer Brüderle drohte im Zusammenhang mit den neuen Vorwürfen gegen die Telekom mit einen neuen Untersuchungsausschuss. „Es verdichten sich die Hinweise, dass sich der Bund auf Kosten der Kleinaktionäre die Taschen gefüllt haben könnte“, sagte er in einem Zeitungsinterview. „Wenn Hans Eichel jetzt nicht schnell für Aufklärung sorgt, dann ist nach meiner persönlichen Auffassung ein neuer Untersuchungsausschuss fällig.“
Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz meinte in einem Interview: „Finanzminister Eichel und die Telekom müssen sehr schnell Klarheit über die Tricksereien beim Börsengang der Telekom schaffen, um ein weiteres parlamentarisches Nachspiel zu verhindern.“ Andernfalls müsse Eichel vor dem laufenden Untersuchungsausschuss auch zu diesem Sachverhalt gehört werden.“
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