Zerbrechen Ehen an "pseudosexuellen Beziehungen"? Das jedenfalls sagt die britische Eheberatungs-Organisation Relate: Immer mehr Partnerschaften gerieten in die Krise, weil einer der Partner als "Cyber-Witwer" vereinsame, während der andere vor dem Rechner hocke.
Alles kaputt: Scheitern Ehen an "pseudosexuellen Beziehungen"? "Das Internet", sagt Angela Sibson von Relate, "wird immer mehr zum Beziehungsbrecher." Gegenüber der "Times" schildert sie ein Syndrom, das sie als "Cyber-Witwenschaft" bezeichnet: Ein Partner vereinsamt, während der andere seine Stunden vor dem Rechner verbringt. Immer mehr Beziehungen, sagt Sibson, überleben das nicht. Schon rund zehn Prozent der Paare, die Relate um Beratung in ihren Eheproblemen bitten, gäben mittlerweile das Internet als wichtigen Konfliktpunkt an. "Pseudosexuelle Beziehungen" zu eigentlich wildfremden Menschen spielten da eine Rolle, aber auch das Web als Kontakthof - die neue Qualität der Kommunikation schaffe nicht nur neue Kontakte, sondern trage auch dazu bei, dass alte Kontakte wieder auflebten.
Die wachsende Zahl der Internet-geschädigten Paare erklärt sich Relate aus dem Zusammentreffen mehrerer Umstände: So wirkten nicht nur die neuen Möglichkeiten des Mediums destabilisierend, sondern träfen die Paare zudem zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Das Gros der Surfer sei 25 bis 35 Jahre alt. Stephen Bagnall von Relate: "Das ist ein typischer Zeitpunkt für das Zerbrechen erster Beziehungen und typisch auch als Zeitpunkt für die erste Eheschließung."
Doch Angela Sibson sieht auch durchaus positive Aspekte des Webs: Per E-Mail bahnten heute weit mehr Paare einen Kontakt zu ihrer Organisation an, als dies früher üblich war: Die Hemmschwelle sei niedriger. So erhöhe das Internet einerseits die Gefahr, dass ein Paar in eine Krise gerate - erleichtere zugleich aber auch den Zugang zu Hilfe.
Quelle:der Spiegel
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