***Von WO Kopiert*** Fehlkäufe in großem Stil NordLB versenkt 116 Millionen Dollar in Utah Von Sönke Iwersen Die NordLB-Affäre um irrtümlich erworbene Aktienpakete weitet sich aus. Derselbe NordLB-Händler, der bereits 8,4 Millionen Aktien des angeschlagenen Handyzulieferers Balda kaufte, hat auch 31 Millionen Aktien einer obskuren Fußfessel-Firma im US-Bundesstaat Utah erworben – mit fatalen Folgen. Gebäude der NordLB in Hannover. Die NordLB-Affäre um irrtümlich erworbene Aktienpakete weitet sich aus. Foto: pr DÜSSELDORF. Die NordLB -Affäre um offenbar irrtümlich erworbene Aktienpakete weitet sich aus. Derselbe NordLB -Händler, der bereits 8,4 Mill. Aktien des angeschlagenen Handyzulieferers Balda kaufte, hat auch 31. Mill. Aktien einer obskuren Firma im US-Bundesstaat Utah erworben. In beiden Fällen behauptet die NordLB, einer ihrer Händler habe die Aktien im Auftrag eines Kunden angeschafft. Der Kunde nehme die Aktien jedoch nicht ab. Ob es eine rechtliche Handhabe gegen den Kunden gibt, ist unklar. Den Händler jedenfalls hat die NordLB fristlos entlassen. Damit ist das Problem aber nicht gelöst. Wie aus einer Nord-LB-Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, hat die Landesbank seit dem vergangenen November 31 Mill. Aktien an RemoteMDx erworben. Sie hält nun 23,6 Prozent an der US-Firma und ist damit ihr größter Aktionär. Der Anschaffungspreis für das Aktienpaket betrug nach Angaben der NordLB 116,6 Mill. Dollar. Bei Handelsschluss am Freitag waren die Aktien nur noch 34,7 Mill. Dollar wert. In ihrer SEC -Mitteilung gibt die NordLB an, sie habe keinerlei strategische Interesse an RemoteMDx und wolle die Aktien "so schnell wie möglich" wieder verkaufen. Genau das aber dürfte schwierig werden, denn die Firma ist alles andere als ein attraktiver Kauf. RemoteMDx stellt elektronische Fußfesseln her, mit denen Straftäter per Satellit geortet werden können. Während der Vorstand den Aktionären seit Jahren von gewaltigen Wachstumsmöglichkeiten vorschwärmt, türmen sich bislang nur die Verluste. Im Geschäftsjahr 2006/07 schrieb RemoteMDx bei einem Umsatz von elf Mill. Dollar einen Verlust von 21 Mill. Dollar. Die Schulden des Unternehmens betragen 135 Mill. Dollar. In einer SEC -Mitteilung von RemoteMDx heißt es, die Firma habe anhaltende Verluste, negative Cash-Flows aus dem operativen Geschäft sowie andere Defizite. Und wörtlich: "Diese Faktoren lassen erhebliche Zweifel aufkommen, ob das Unternehmen weiterarbeiten kann." RemoteMDx ist bereits das vierte Unternehmen, bei dem die NordLB Aktionär wider Willen wird. Die Landesbank hält auch 15,5 Prozent am Handyausrüster Balda, 13,1 Prozent am Altersheimbetreiber Curanum und 20,2 Prozent am Netzwerkanbieter Euromicron. Aus den Tageskursen der betreffenden Transaktionen zwischen Oktober 2007 und Februar 2008 lässt sich errechnen, dass die NordLB für diese Pakete insgesamt mehr als 107 Mill. Euro ausgab. Bei allen vier Unternehmen ist die NordLB aus demselben Grund Aktionär: Ein Händler kaufte die Papiere und nahm an, ein Kunde würde sie ihm abnehmen. Der Kunde aber verweigerte sich. Ob es wirklich einen belastbaren Kundenauftrag gab, ist unklar. Die NordLB sagt, sie befände sich in Gesprächen mit dem Kunden. Fest steht, dass es bei allen fraglichen Transaktionen um denselben Kunden und denselben Händler geht. Die NordLB macht zu deren Identitäten aber keine Angaben. In Bankkreisen ist man sich jedoch sicher, dass es sich bei dem Kunden um Vatas handelt - den deutschen Investmentarm des südafrikanischen Großunternehmers Robert Hersov. Der Geschäftsführer der in Berlin ansässigen Vatas Holding ist Lars Windhorst. Dieser wurde als in den 90ern als Wunderkind der deutschen Wirtschaft gefeiert, hinterließ jedoch später bei mehreren Insolvenzen gewaltige Schulden . Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Betrug und Kursmanipulation. Zum Fall NordLB wollte sich Windhorst auf Anfrage nicht äußern. Fest steht, dass Vatas beziehungsweise deren Muttergesellschaft Sapinda bereits Aktienpakete an allen vier bei der NordLB fraglichen Beteiligungen hält. So besitzt Sapinda 8,4 Prozent an Balda, Vatas hat an einen Anteil von 17,9 Prozent an Curanum und 11,3 Prozent an Euromicron gemeldet. An der defizitären US-Firma RemoteMDx hält Vatas 10,7 Prozent. Wie hoch der Verlust der NordLB durch die Aktienfehlkäufe insgesamt ist, bleibt unklar. Die Landesbank hat nach eigenen Angaben 82,5 Mill. Euro für diese Fälle zurückgestellt. Diese Summe bezieht sich aber nur auf die aufgelaufenen Kursverluste bis zur Feststellung des Jahresabschlusses der NordLB Ende Februar. Seitdem ist das Balda -Paket der NordLB um rund 50 Prozent eingebrochen. Der Kurs der Fußfesselfirma RemoteMDx sackte allein am Freitag um 30 Prozent. Wie hoch die Verluste der NordLB aus ihren unerwünschten Aktienpaketen aktuell sind, will die NordLB nicht mitteilen. Mitarbeit: Frank M. Drost Wen wundert dann der Abgang von FRN. Hat wohl nix mit FRN selbst zu tun. |